herne. . Auch wenn sich Landmarken Hilfe bei der Hertie-Haus-Vermarktung holen musste, glaubt OB Dudda an das Konzept. Das gilt auch für die Politik.
- Landmarken beauftragt Hamburger Büro mit Vermarktung der Einzelhandelsflächen im Hertie-Haus
- Oberbürgermeister Dudda und Vertreter des Rats loben den Schritt und glauben weiter an das Konzept
- Pläne sehen nach wie vor Mix aus Handel, Gastronomie, Fitnessstudio, Büros und Wohnen vor
Bei der Vermarktung des ehemaligen Hertie-Hauses ist offenbar nach wie vor Sand im Getriebe: Landmarken hat nun die Hamburger Maßmann GmbH beauftragt, sich um die Vermietung der Handels- und Gastronomieflächen zu kümmern. Das teilt der Aachener Eigentümer der Immobilie in einer aktuellen Presseerklärung mit.
„Maßmann und Co. gehört zu den erfahrensten und professionellsten Einzelhandelsexperten in Deutschland“, erklärt Thomas Binsfeld, Mitglied der Landmarken-Geschäftsleitung. Gerade zu internationalen Filialisten habe Maßmann „gute Kontakte“. Man erhoffe sich von der neuen Aufgabenverteilung „viel Schwung“ für anstehende Verhandlungen mit potenziellen Mietern.
Landmarken will am Konzept festhalten
Landmarken werde sich künftig neben der baulichen Entwicklung vor allem auf die Belegung der oberen Stockwerke konzentrieren. Möglich seien hier „unterschiedliche Nutzungen von Wohnen und Hotel bis hin zu Gewerbe und Dienstleistungen“, heißt es.
Am im April verkündeten Ziel, bis Ende 2017 einen Bauantrag einzureichen, halte Landmarken nach wie vor fest, erklärt Binsfeld auf Nachfrage der WAZ. Und: Ein Fitnessstudio sei nach wie vor Bestandteil des Konzepts.
Wie berichtet, wollte Landmarken die Einzelhandelsflächen im Hertie-Haus selbst vermarkten. Bereits Ende März erklärte Vorstandsvorsitzender Norbert Hermanns jedoch, dass es offenbar nicht bei allen angekommen sei, „dass Herne eine Stadt im Wandel mit besonderen Chancen ist“. Verhandlungspartner hätten „etwas muffelig“ reagiert - frei nach dem Motto „Wird das was?“.
Als „cleveren Schachzug“ bezeichnet Oberbürgermeister Frank Dudda den Schritt von Landmarken. Es habe sich erwiesen, dass es von Nachteil sei, wenn Landmarken als „Solitär“ in diesem Bereich tätig ist. Die großen Handelsexperten bedienten in der Regel mehrere Standorte. „Ich gehe nach wie vor fest davon aus, dass Landmarken dieses Projekt zum Erfolg führen wird“, so Dudda zur WAZ.
Sobieski steht hinter Hotelplänen
Dieser Überzeugung ist auch SPD-Fraktions-Chef Udo Sobieski, der am Mittwoch mit einem Landmarken-Vertreter und Peter Maßmann in Herne ein Gespräch geführt hat. Nicht nur in Herne gebe es Probleme bei der Vermarktung von Einzelhandelsflächen, sagt er. Die zeitliche Verzögerung sei etwas bedauerlich, so Sobieski.
Die anfänglichen Zweifel an den (neuen) Hotelplänen von Landmarken seien inzwischen ausgeräumt worden: Das wäre keine Konkurrenz fürs Parkhotel, so Sobieski. Er kritisiert jedoch, dass die Politik aus der Presse von den Hotelplänen erfahren habe. Das habe er auch im Gespräch mit Landmarken deutlich gemacht.
IHK spricht von einer „großen Herausforderung“
Auch Grünen-Fraktions-Chef Thomas Reinke hält die Entscheidung von Landmarken für nachvollziehbar und setzt weiterhin auf das Konzept des Aachener Projektentwicklers; „Es ist richtig, sich einen absoluten Profi ins Boot zu holen.“ Die Vermarktung von Handelsflächen sei schließlich nicht das Kerngeschäft von Landmarken. Dass der Standort Herne nicht unproblematisch sei, zeige auch der Leerstand in anderen Ladenlokalen in der City.
Positiv bewertet IHK-Chef Eric Weik die Entwicklung: „Der eine oder andere hat ja in den letzten Monaten Zweifel gestreut, die Landmarken AG könnte sich aus Herne und dem Hertie-Haus verabschieden.“ Die neue Partnerschaft zeige jedoch, dass Landmarken hart am Projekt „Neue Höfe“ arbeite. „Ich habe nichts anderes erwartet. Dass wir hier von einer großen Herausforderung für jeden Entwickler sprechen, dürfte nun wirklich jedem klar sein“, so Weik.
>> KOMMENTAR
Im April zeichnete es sich – trotz der Beschwichtigungsversuche der Verantwortlichen bei Stadt und Investor – bereits ab, nun ist es sozusagen amtlich: Landmarken hat große Probleme bei der Vermarktung der Einzelhandelsflächen und holt sich deshalb professionelle Unterstützung. Diese Entscheidung ist zu begrüßen, verstärkt aber die Zweifel an der Realisierbarkeit des - auf dem Papier - sehr überzeugenden Landmarken-Konzepts am Standort Herne.
Man kann es auch so sagen: Die Verpflichtung eines renommierten Büros ist die letzte Chance, dieses Konzept zum Erfolg zu führen. Was ein Scheitern für die Innenstadt bedeuten würde, möchte man sich lieber (noch) nicht ausmalen.
Die Erklärung der Landmarken AG zu den Neuen Höfen Herne
Die Pressemitteilung der Landmarken AG im Wortlaut:
„Die Landmarken AG als Projektentwickler der „Neuen Höfe Herne“ hat sich für die Belebung des ehemaligen Hertie-Kaufhauses in der Herner Innenstadt erfahrene Unterstützung ins Boot geholt. Die Maßmann und Co. Handelsimmobilien GmbH aus Hamburg kümmert sich nun verstärkt um die Vermietung der Handelsflächen in der künftig multifunktional genutzten Immobilie. Die Landmarken AG wird sich neben der baulichen Entwicklung vor allem auf die Belegung der oberen Stockwerke konzentrieren, für die unterschiedliche Nutzungen von Wohnen und Hotel bis hin zu Gewerbe und Dienstleistungen möglich sind.
„Maßmann und Co. gehört zu den erfahrensten und professionellsten Einzelhandelsexperten in Deutschland“, sagt Thomas Binsfeld, Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiter Handel bei der Landmarken AG, der sich von der Aufgabenteilung viel Schwung für die anstehenden Verhandlungen mit potenziellen Mietern verspricht. Gerade zu den internationalen Filialisten haben die Hamburger gute Kontakte. Maßmann und Co. gilt als gut vernetzt und breit aufgestellt mit großem Netzwerk gerade im deutschen Einzelhandel.
Tätigkeit für ECE Projektmanagement
„Wir freuen uns sehr über diese neue Herausforderung im Herzen von Herne“, sagt Peter Maßmann, Geschäftsführer des Unternehmens. „Gerne bringen wir uns hier mit ganzer Kraft ein, um ein für den Standort geeignetes Nutzungskonzept zu entwickeln und natürlich auch zu vermieten.“ Nicht zu letzt durch seine langjährige Tätigkeit für die ECE Projektmanagement konnten Maßmann und seine Mitarbeiter viele Erfahrungen im Bereich der Revitalisierung von innerstädtischen Handelsimmobilien sammeln.
„Wir entwickeln das ehemalige Kaufhaus zu einer multifunktionalen Immobilie als Identifikations- und Anlaufpunkt für die Menschen in der Stadt“, sagt Thomas Binsfeld, Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiter Handel bei der Landmarken AG. Qualität gehe dabei vor Schnelligkeit, deshalb werde auch nicht jedes Interesse, das von potenziellen Mietern an die Entwickler herangetragen wird, weiterverfolgt. Gerade mit Blick auf die geplante Neugestaltung des Robert-Brauner-Platzes sowie die Ausweisung des Gebiets als Förderkulisse von „Innovation City“ soll ein hochwertiges Konzept das Gebäude zum Anziehungspunkt machen.
Sieg im Bieterverfahren im Frühjahr 2016
„Wir verfolgen mit dem Konzept der Neuen Höfe Herne, das neben Handel auch attraktive Gastronomie-Flächen mit Außenbewirtschaftung sowie Raum zum Wohnen, Arbeiten und zur Freizeitgestaltung bietet, einen hohen Qualitätsanspruch“, ergänzt Binsfeld. Dafür hatte es in der Politik und der Herner Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) große Zustimmung gegeben.
Im Frühjahr 2016 hatte die Aachener Landmarken AG gemeinsam mit HPP Architekten aus Düsseldorf das städtebauliche Bieterverfahren um das ehemalige Hertie-Kaufhaus gewonnen. „Wir entwickeln das Konzept in enger Abstimmung mit den Beteiligten von Stadt und SEG. Es ist unser Ziel, an diesem Standort einen wichtigen Beitrag zum Aufschwung der Stadtentwicklung in Herne leisten“, so Binsfeld.