herne. Mietern an der Emscherstraße sollte das Wasser abgestellt werden, weil der Vermieter Rechnungen nicht beglichen hatte. Dann griff die Stadt ein.

  • Mieterproteste an der Emscherstraße: Stadtwerke wollten für 800 Bewohner Strom und Wasser sperren
  • Vermieter des Wohnblocks hatte Rechnungen nicht beglichen, so die Begründung
  • Stadt sorgte für Aufschub der Sperrung; Vermieter bedauerte Vorfall und kündigte Zahlung an Stadtwerke an

Die Situation im Wanner Wohnblock Emscherstraße ist eskaliert: Mieter der Häuser 78 bis 96 sind Mittwoch schriftlich von den Herner Stadtwerken informiert worden, dass am 1. August wegen nicht bezahlter Rechnungen „durch den Vertragspartner“, sprich: durch den Vermieter die Lieferung von Trinkwasser und Energie für den Allgemeinstrom eingestellt werde. Betroffen wären knapp 800 Menschen gewesen. Die von Mietern eingeschaltete Stadt Herne hat dies am Donnerstag zunächst abgewendet. Auch der Vermieter wurde aktiv.

Mieter der Emscherstraße zogen am Donnerstag zum Rathaus Herne, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Dezernentin Gudrun Thierhoff (Mitte) sagte den Menschen die Unterstützung der Stadt zu.
Mieter der Emscherstraße zogen am Donnerstag zum Rathaus Herne, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Dezernentin Gudrun Thierhoff (Mitte) sagte den Menschen die Unterstützung der Stadt zu. © loc

Die Stadt wolle „intensive Gespräche“ mit den Betroffenen - Vermieter, Mieter, Versorger - führen, „um eine dauerhafte, einvernehmliche Lösung“ zu finden, kündigte die Verwaltung am Morgen gegenüber Betroffenen an. Geprüft werden sollen aber auch rechtliche Schritte gegen den Vermieter, eine Gesellschaft aus Hannover. Nach Einschätzung von Dezernentin Gudrun Thierhoff liegen strafrechtlich relevante Handlungen vor, wenn die von Mietern entrichteten Nebenkosten einbehalten worden seien. Auch den Mietern empfahl die Stadt, rechtliche Schritte gegen den Vermieter zu prüfen.

Vermieter will Problem beheben

Die werden aber wohl – zumindest in dieser Angelegenheit – nicht mehr nötig sein. In einer ersten Reaktion berichtete eine Kölner Anwaltskanzlei im Auftrag der niedersächsischen Wohnungsgesellschaft zunächst, dass es offenbar zu einer Unterbrechung der Zahlungen gekommen sei. Das Problem solle umgehend behoben werden.

In einer schriftlichen Erklärung teilte die Kölner Kanzlei am Donnerstagnachmittag mit: „Unsere Mandantin hat heute die vollständige Begleichung sämtlicher Zahlungsrückstände bei den Stadtwerken Herne auf den Weg gebracht.“ Wieso es zum Zahlungsrückstand gekommen sei und warum dieser nicht aufgefallen sei, versuche der Vermieter herauszufinden. „Unsere Mandantin bedauert die zwischenzeitliche Unsicherheit bei den Mietern sehr und sorgt dafür, dass dies künftig nicht mehr geschieht.“

Der Vermieter steht nicht zum ersten Mal in der Kritik: Im März wurden bei einer von der Stadt für den Wanner Wohnblock einberufenen Versammlung zahlreiche Klagen über Missstände und Versäumnisse laut. Der Unmut ist eher noch größer geworden: Mieter berichteten am Donnnerstag gegenüber der Stadt unter anderem über defekte Aufzüge, Müll, Ratten und Probleme im Zusammenleben mit Arbeitsmigranten, für die Wohnungen in der Siedlung angemietet worden sein sollen.

Bewohner klagen über Zustände

Einhelliger Tenor der Bewohner: Klagen und Beschwerden würden vom Vermieter abgeblockt und ignoriert. „Das Leben dort ist menschenunwürdig“, sagte ein Mieter.

Wie berichtet, war die Bürgerversammlung im März von der Stadt vor allem aufgrund von Berichten über Konflikte unter Bewohnern - Stichwort: Vertreibung jesidischer Bewohner - einberufen worden. Am Ende der Veranstaltung zog Sozialdezernent Johannes Chudziak das Fazit, dass der Vermieter das Hauptproblem in der Siedlung sei.