Herne. Mit einer neuen Verladetechnik öffnet sich für das Container Terminal Herne ein verschlossener Markt. Im Fokus stehen Sattelauflieger.

Das Container Terminal Herne (CTH) war am Dienstagmorgen Schauplatz einer besonderen Präsentation: Auf dem Betriebsgelände am Westhafen wurde das Umschlagsystem „NiKRASA“ vorgestellt. Diese Abkürzung steht für die Formel „Nicht kranbare Sattelauflieger“. Dieses neue System könnte dem CTH in Zukunft eine bessere Auslastung - und damit höhere Umsätze - bescheren.

800 000 Auflieger sind ungeeignet für Kranverladung

Das muss man erklären. Die Losung „Güter gehören auf die Bahn“ ist Jahrzehnte alt. Zwar werden tatsächlich Millionen von Gütern über die Schiene von A nach B transportiert, gerade mit den bekannten Überseecontainern. Doch es könnten weit mehr sein. Der Grund: Rund 90 Prozent aller Lkw-Sattelauflieger, die unterwegs sind, können nicht mit einem Kran auf Züge geladen werden, weil ihnen die nötige Stabilität fehlt. Das sind allein in Deutschland allein 300 000, in Europa mehr als 800 000. Um diese technische Brücke zu überwinden, entwickelten mehrere Unternehmen - darunter der CTH-Kunde TX Logistik - gemeinsam das NiKRASA-System. Vereinfacht ausgedrückt, handelt es sich um einen Rahmen und eine Wanne, in denen der Sattelauflieger verankert und dann von einem Kran auf den Zug gehoben wird. Für Spediteure, die bislang ausschließlich die Straße nutzen, könnte NiKRASA eine denkbare Alternative sein. Wegen der Kosten für die Maut und Diesel, aber auch wegen des Mangels an Lkw-Fahrern, der seit einiger Zeit die Branche plagt.

Neue Technik kann Züge besser auslasten

So überrascht es nicht, dass rund 30 Firmenvertreter, darunter auch von den großen Playern, die Präsentation des Systems verfolgten - für den CTH eine willkommene Gelegenheit, sich potenziellen Neukunden zu präsentieren.

Am CTH wird NiKRASA bereits im Tagesgeschäft eingesetzt, weil dort, im Gegensatz zu anderen Terminals, zu rund 80 Prozent Sattelauflieger umgeschlagen werden. Für Geschäftsführer Patrick Wisotzky öffnet diese Technologie die Tür zu einem Markt, der bislang verschlossen war. Mit ihrer Hilfe könne die Auslastung der Züge erhöht werden. Jede Einheit zähle, um eine Zugverbindung wirtschaftlich zu betreiben. „Bestehende Verbindungen können stabilisiert, neue vielleicht gestartet werden“, so Wisotzky im Gespräch mit der WAZ.

Duvenbeck ist ein potenzieller Kunde

Die Aussichten auf mehr Umsatz stehen nicht schlecht für das Herner Terminal. Das Eisenbahnunternehmen TX Logistik, das bereits von Herne aus mehrere Züge nach Skandinavien oder nach Italien fahren lässt, werde demnächst auch Ost-West-Verbindungen ins Visier nehmen, kündigte Norbert Reekers, der bei TX den Vertrieb in Zentraleuropa verantwortet, an. Herne könnte dabei die Rolle eines Drehkreuzes einnehmen, sagte er im Gespräch mit der WAZ-Redaktion.

Darüber hinaus hatte der Logistik-Konzern Duvenbeck, der zurzeit im nahen Gewerbepark Grimberg einen neuen Standort baut, bei der Grundsteinlegung gesagt, dass es Gespräche mit dem Container Terminal Herne über eine Zusammenarbeit gebe.

>> CTH FERTIGT 36 ZÜGE IN DER WOCHE AB

Das Container Terminal Herne wurde 2002 gegründet. 2012 erfolgte der Ausbau mit zwei Portalkrananlagen mit einer Nutzlast von 45 Tonnen und fünf zuglangen Gleisen.

Das Terminal hat eine Gesamtkapazität von 250 000 Ladeeinheiten. Pro Woche werden 36 Züge am CTH abgefertigt. Etwa 80 Prozent der Ladeeinheiten sind Sattelauflieger.