Beim traditionellen Arbeitnehmerempfang rief DGB-Chef Eric Lobach dazu auf, auch in Krisenzeiten an sozialer Gerechtigkeit festzuhalten.
Soziale Gerechtigkeit, Erhalt und Neuschaffung von Arbeitsplätzen – um diese und weitere Themen drehte sich der Arbeitnehmerempfang der Stadt in den Flottmann-Hallen. OB Frank Dudda gab sich entschlossen und stellte klar, dass Herne keine abgehängte Stadt sei, wie eine Antwort der Bundesregierung jüngst behauptet habe. „Eigentlich geht es unserer Stadt gar nicht so schlecht“, sagte er in seiner Rede vor Gewerkschaftern, Betriebsräten und Politikern und führte positive Beispiele an.
So habe die Stadt mit den Gewerkschaften das Sorgenkind „Wanne Herner Eisenbahn und Hafen“ (WHE) wieder auf einen Pfad gebracht, „der sich sehen lassen kann.“ Die regelmäßige Güterzugverbindung zu China zeige, dass Herne positiv wahrgenommen werde.
Gerechtigkeit und Fairness für alle
„Um die Arbeitslosigkeit in unserer Stadt zu bekämpfen, müssen wir Klinkenputzen“, sagte Frank Dudda und ergänzte, dass die Ansiedlung neuer Unternehmen Arbeitsplätze schaffe. Nordfrost und Remondis investierten in Herne, ebenso wie UPS, die ihren Standort auf Friedrich der Große immens erweitern und Duvenbeck, die in Unser-Fritz bauen. „Wenn wir nur einer einzelnen Familie eine neue Perspektive geben können, ist das sehr viel wert.“
Der Oberbürgermeister stellte die Frage, wie die Gesellschaft in Zukunft aussehen soll. „Wir können nicht nur nach dem Ausbildungsgrad oder der Herkunft gehen. Das kann nur scheitern. Wir müssen fragen, was bringt der einzelne in die Gesellschaft ein?“ Gerechtigkeit und Fairness müsse für alle gelten. Platz für Fremdenfeindlichkeit dürfe es nicht geben.
Tarifverträge bei städtischen Töchtern
Erich Lobach, Vorsitzender des Herner DGB, griff die Worte des Oberbürgermeisters an verschiedenen Stellen auf. Beim Hinweis auf ein „tarifliches Haken“ bei den städtischen Töchtern wurden viele Anwesende hellhörig. Eric Lobachs Worte dazu wurden mit Applaus bedacht: „Ich verstehe Ihren Hinweis auf ein Nachjustieren als ein Versprechen, dass Tarifverträge zustande kommen werden.“
Gemeinsame Werte in Krisenzeiten
Der DBG-Vorsitzende forderte dazu auf, an gemeinsamen Werten wie Gleichheit, Solidarität und soziale Gerechtigkeit festzuhalten, auch und gerade in Krisenzeiten. „Die Qualifizierung von Flüchtlingen ist wichtig, die Belastungssituation an Schulen muss verändert werden“, seien nur einige Ziele.
Beim Thema Sonntagsarbeit stellte Erich Lobach sich hinter Verdi: „Ich finde es gut, dass die Sonntagsarbeit auf ein Minimum reduziert wird, auch wenn es da unterschiedliche Meinungen gibt.“ Frank Dudda betonte, dass es Konsenslösungen geben müsse.
Schließlich forderte Erich Lobach die Anwesenden auf, gemeinsam gegen die „bedrohlichen, antidemokratischen Tendenzen“ in Europa vorzugehen. „Sichere Arbeitsplätze und Mitbestimmung sind entscheidend, um Abstiegsängste und Armut abzubauen. Die sozialen Sicherungssysteme müssen verbessert werden.“
Fachfremder Austausch gewinnbringend
Beide Reden sorgten für viel Gesprächsstoff. „Der Kontakt zu Politik, Gewerkschaftern und Betriebsräten ist wichtig“, erklärt Peter Brauer, Betriebsratsvorsitzender der Schwing GmbH. Der Arbeitnehmerempfang biete eine gute Möglichkeit, sich auszutauschen und Termine zu vereinbaren. „Es ist interessant, sich auch fachfremd mit Betriebsräten zu unterhalten und zu sehen, wie sie manche Probleme angehen. Vieles davon kann ich dann in meinen Betrieb mitnehmen.“