Herne. . Viele Eltern stehen in diesen Tagen vor der Frage, wie sie ihren Kindern das grausame Geschehen vermitteln können. Es gibt Orientierungspunkte.
- In den Whatsapp-Gruppen der Eltern tauchten viele Gerüchte und Mutmaßungen auf
- Die psychologische Beraterin Helga Strunk rät dazu, die Angst zu nehmen und Schutz zu betonen
- Fragen der Kinder sollten von den Eltern nicht abgeblockt werden
Der Mord an dem neunjährigen Jungen hat bei vielen Eltern in Herne Sorgen und Verunsicherung ausgelöst – die zusätzlich durch Gerüchte angeheizt wurden, die sich über Whatsapp-Gruppen verbreiteten, mit denen sich Mütter und Väter von Schulklassen und Kita-Gruppen austauschen.
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So tauchte die vermeintliche Nachricht auf, dass keine Busse fahren, weil der Täter, der ja von der Polizei als gefährlich eingestuft wird, damit fahren könnte. Die Bezirksregierung Arnsberg sah sich am Mittwochmorgen angesichts von Gerüchten zu der Mitteilung genötigt, dass an den Schulen der reguläre Schulbetrieb stattfindet.
Verschweigen ist – auch in Grundschulen – unmöglich
Jenseits all der vielen Mutmaßungen und Gerüchte stellte und stellt sich aber für Eltern die Frage, wie sie das grausame Geschehen ihren Kindern vermitteln können. Ein Verschweigen ist – auch in Grundschulen – unmöglich, da die älteren Schüler bereits lesen können und möglicherweise über Smartphones verfügen, über die sie von der schrecklichen Tat erfahren können. So dürfte das Geschehen über den „Geschwisterfunk“ auch schnell die Kindertagesstätten erreicht haben.
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Helga Strunk, die in Röhlinghausen als psychologische Beraterin selbstständig tätig ist und regelmäßig mit Kindern arbeitet, rät grundsätzlich dazu, dass Eltern bei ihren Kindern den Aufbau von Angst vermeiden sollten und den Schutz betonen, den Eltern, aber auch Schule und Kitas bieten. Man solle den Kindern vermitteln, dass es zwar böse Menschen gibt, die anderen Menschen schlimme Dinge antun wollen, dass aber die Wahrscheinlichkeit sehr gering sei, diesen Menschen zu begegnen.
Geschehen nicht in seinen Einzelheiten schildern
Keinesfalls sollte man das Geschehen in seinen Einzelheiten schildern und auch das Thema Tod aussparen, so lange das Kind es nicht selbst erfahren hat. Fragen der Kinder sollten nicht abgeblockt werden. Kinder sollten nicht das Gefühl bekommen, dass ihre Eltern nicht mit ihnen sprechen können. Strunk: „Eltern müssen ihren Kindern vermitteln, dass sie mit ihnen über alles reden können.“ Und: „Kinder beschäftigt die Angst, und sie haben ein Recht, dass man ihnen diese Angst nimmt.“
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Allerdings sollten Eltern auch nicht über das Ziel hinausschießen. Heißt: Auf die Fragen eingehen und erklären, aber nicht durch eigene Schilderungen neue Fragen produzieren. Wenn ein Kind eine Frage zwei- oder dreimal stelle, sollten Eltern bei ihrer Aussage bleiben.
Angebot der Erziehungsberatung
An den Herner Grundschulen und städtischen Kindertagesstätten ist man bemüht, Normalität herzustellen. „Die Lehrkräfte werden das Thema vorerst nicht thematisieren, es sei denn, es wird direkt von Seiten der Kinder angesprochen“, hieß es bereits am Dienstag in einem Elternbrief einer Grundschule.
„Es wurden deutlich weniger Kinder gebracht“, beschreibt Annette Frenzke-Kulbach, Fachbereichsleiterin Kinder-Jugend-Familie bei der Stadt Herne, die Situation am Mittwoch. Auch in den Kitas werde das Thema nicht aktiv angesprochen, „auf Fragen der Kinder wird aber reagiert“, so Frenzke-Kulbach. Die Mitarbeiterinnen würden Ruhe und Sicherheit vermitteln. Bei Bedarf könne aber auch ein Angebot der Erziehungsberatungsstelle zur Verfügung gestellt werden.