Herne. . Das Marien Hospital in Herne feiert Weltpremiere: Das Uni-Klinikum setzte erstmals einen neuen Defibrillator ein.

  • Marien Hospital gehört im Bereich der Defibrillatoren zu den erfahrensten Kliniken in Europa
  • Neues Gerät kann eine Vielzahl an Parametern analysieren und ermöglicht individuelle Behandlung
  • Erster Patient berichtet nach drei Wochen von einer Verbesserung seiner Leistungsfähigkeit

Hans-Dieter Schmidt war immer ein sportlicher Mensch. Er hat diverse Sportarten ausgeübt. Doch das ist ihm in den vergangenen Jahren zunehmend schwer gefallen. Der Grund: Trotz zweier Operationen litt der heute 76-Jährige an Herzrhythmusstörungen und an einer schwachen Pumpfunktion. Doch seit drei Wochen geht es aufwärts - dank „Charisma“. Dabei handelt es sich um einen neuen Defibrillator - und das Marien Hospital Herne hat ihn weltweit zum ersten Mal implantiert.

Überwachung im Schlaf

Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass das Marien Hospital diese medizinische Premiere feiern kann, doch das Uni-Klinikum ist - zumindest in Europa - eine der Kliniken mit der größten Erfahrung in diesem Bereich (siehe Infokasten). „Deshalb kommen die Hersteller auch auf uns zu“, erläutert Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe, Direktor der Kardiologie und Angiologie.

Um einzuschätzen, welche Möglichkeiten „Charisma“ bietet, hilft ein Blick in die Vergangenheit. Trappe war dabei, als vor Jahrzehnten in Hannover der erste Defi weltweit eingesetzt wurde. Dieser konnte genau einen Impuls geben, um den Herztod zu verhindern. Das neue Gerät eröffne rein rechnerisch nicht weniger als 216 verschiedene Möglichkeiten der Stimulation, erläutert Dr. Martin Grett, Oberarzt der Kardiologie. Da das Gerät viele Parameter erfasse, könnten die Patienten individuell behandelt werden, so Dr. Grett. Das ermögliche auch eine detaillierte Analyse und schnellere Handlungsmöglichkeiten im Ernstfall. So ist der Defibrillator mit einer Funktion ausgestattet, die auch während des Schlafs wichtige Herzfunktionen erfasst und analysiert. Diese erlaubt den Ärzten Rückschlüsse auf den Schweregrad der Herzschwäche.

Defibrilator soll 13 Jahre halten

Mit dem neuen Gerät könne die Lebenserwartung und Qualität der Patienten deutlich verbessert werden. Dazu soll unter anderem beitragen, dass dieser Defibrillator nicht - wie bisher - nach fünf Jahren ausgetauscht werden muss, sondern erst nach 13 Jahren, wie es der Hersteller verspricht. Auch eine Untersuchung mit einer Magnetresonanztomografie sei nun möglich, da der Defibrillator nicht durch das starke Magnetfeld geschädigt wird.

Hans-Dieter Schmidt spürt nach drei Wochen mit „Charisma“, dass seine Leistungsfähigkeit steigt. Beim Nordseeurlaub vor wenigen Tagen sei er viel gewandert, erzählt er entspannt.

>> 3500 DEFIBRILLATOREN PRO JAHR

In den vergangenen 20 Jahren wurden im Marien Hospital Herne rund 3500 Defibrillatoren implantiert, so Professor Hans-Joachim Trappe.

1996 waren es genau 43, in den vergangenen Jahren im Durchschnitt 250 „Defis“. Und seit 1996 seien rund 100.000 Katheteruntersuchungen im Uni-Klinikum der Ruhr-Universität durchgeführt worden.