Herne. . Telefonbetrüger nutzen heutzutage auch besonders Rufnummern von seriösem Unternehmen. Polizei und Verbraucherschützer warnen vor solchen Anrufen.
- Telefonbetrüger nutzen Rufnummern von seriösem Unternehmen
- Herner Betroffene wird an angebliche Staatsanwältin verwiesen
- Betroffenen wird zur Vorsicht und Anzeige geraten
Die Herner Rentnerin Marion Klee nimmt kurz nach Neujahr einen Anruf mit einer Hamburger Rufnummer an. Ungewöhnlich, aber es könne auch ihre Versicherung sein, denkt Klee. Die freundliche Anruferin habe sich als Mitarbeiterin eines Hamburger Inkassounternehmens ausgegeben, berichtet die Hernerin der WAZ. Klees 2015 verstorbener Mann sollte 3500 Euro Schulden aus einer angeblichen Teilnahme an einer Rentenlotterie im Jahr 2013 bezahlen.
Die 57-Jährige ist nach eigener Aussage schlagartig „fix und fertig“. Die freundliche Anruferin habe Klee die Rufnummer einer Dr. Susanne Wolf gegeben. Diese sei - angeblich - Staatsanwältin in Frankfurt und könne vielleicht die „Strafe“ reduzieren, sagt Klee. Nun sehr besorgt, ruft die Hernerin bei Dr. Wolf an. Die angebliche Staatsanwältin sei im Laufe des Gesprächs immer fordernder und unfreundlicher geworden, so die Rentnerin. Die Rufnummer der angeblichen Juristin war auf Versuch der WAZ-Redaktion nicht mehr wählbar.
Rufnummer eines seriösen Unternehmens wird missbraucht
„Telefonbetrug ist ein Dauerbrenner. Wir haben täglich Anrufe hierzu“, sagt Veronika Hensing, Leiterin der Verbraucherzentrale Herne. Sie berichtet von einer weiteren Betroffenen, deren Mann auch verstorben sei. Ob es sich um ein systematisches Vorgehen der Betrüger handelte, Verstorbene als Schuldner zu nennen, steht nicht fest.
Die Rufnummer, von der die Betrüger die Herner Rentnerin anriefen, entsprach derjenigen eines Hamburger Unternehmens bis auf eine Null am Ende. Auf Anfrage der WAZ Herne äußerte sich der Geschäftsführer des Hamburger Inkassounternehmens, Alexander Steffani: „Die Rufnummern haben weder mit uns noch unseren Mandanten irgendetwas zu tun. Die Rufschädigung durch derartige Betrugsmaschen für unser Haus ist beträchtlich“, teilt der Geschäftsführer mit.
Rat zur Anzeige bei der Bundesnetzagentur
Das berichtet auch Hensing und rät dazu, die Bundesnetzagentur zu informieren. Ungebetene Anrufe werden auf Anzeige von der Behörde verfolgt und können mit bis zu 300.000 Euro Strafe belegt werden. Es müssen schriftlich möglichst genaue Angaben zum Vorfall gemacht werden. Nur dann kann die Bundesnetzagentur tätig werden.
„Leider fallen immer wieder Menschen auf Telefonbetrug rein. Selbst wenn es drei Prozent der Angerufenen sind, machen die Betrüger immer noch einen Riesengewinn“, sagt Volker Schütte, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Bochum, das auch für Betrugsanzeigen aus Herne zuständig ist.
„Man muss auch bei Schreiben, in denen Unbekannte Geld verlangen sowie bei ungewollten Telefonanrufen zum Gewinn von Reisen vorsichtig sein“, berichtet Schütte. Die Dunkelziffer der Betroffenen sei groß, weil es vielen im Nachhinein peinlich sei, solchem Vorgehen auf den Leim gegangen zu sein, sagt der Bochumer Polizeisprecher. Die Strafanzeige sei der richtige Weg.
Gesunde Skepsis hilft
Die Herner Verbraucherschützerin rät Betroffenen, entweder den Telefonanruf nicht zu beantworten oder Uhrzeit, Rufnummer und den Gesprächsverlauf zu notieren. „Bei betrügerischen, unseriösen Anrufen darf man seine gute Kinderstube außen vor lassen und auf Höflichkeiten verzichten“, sagt Veronika Hensing.
„Man sollte bei einem Kontakt, bei dem betrügerische Absichten vermutet werden, skeptisch sein und auf keinen Fall Geld überweisen. Dann den Namen und die Rufnummer googeln und ruhig auch an seine Bekannten weitergeben“, rät Polizeisprecher Volker Schütte. Es sei nicht einfach, den Tätern etwas nachzuweisen. Das gelinge in der Regel am wirkungsvollsten durch gesammelte Anzeigen, so der Pressesprecher weiter.
Marion Klee unternahm genau das Richtige: Sie notierte sich während der Gespräche die Rufnummern und bat einen Bekannten, diese im Internet zu suchen. Dieser fand hundertfach Beschwerden und Einträge zu einer Dr. Susanne Wolf aus Frankfurt und der Hamburger Rufnummer des angeblichen Inkassounternehmens.