Herne. Die WAZ veranstaltete gemeinsam mit der Universitätsklinik Marienhospital ein Medizinforum zum Thema Krebs. Gut 70 Interessierte kamen, um sich über das "Leben mit Krebs" zu informieren.

Bei Barbara Mies wird vor zwei Jahren ein aggressiver Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Diverse Chemotherapien sowie zwei Operationen folgen. Am Donnerstagabend sitzt sie auf dem Podium beim WAZ-Medizinforum („Leben mit Krebs”) in der Universitätsklinik Marienhospital, das vom Herner Redaktionsleiter Michael Muscheid moderiert wird. Neben ihr die Krebs-Experten Prof. Dr. Dirk Strumberg (Hämatologe und Onkologe), Dr. Axel Münker (Schmerz- und Palliativmediziner) und Psycho-Onkologin Susanne Ernst-Behn.

„Es geht mir im Moment ganz gut. Ich habe wieder angefangen zu arbeiten”, erzählt Barbara Mies den etwa 70 Zuhörern. Die meisten von ihnen sind selbst betroffen oder haben einen Angehörigen oder Freund, der Krebs hat. Barbara Mies erzählt, was ihr nach der Diagnose wichtig gewesen ist. Dass ihre Fragen von den Medizinern verständlich beantwortet werden. Oder eine ehrliche Diagnose („Ich brauche keine Beschönigung”). Oder das Gefühl, als Mensch behandelt zu werden.

„Krebs darf kein Schreckgespenst sein. Krebs ist nicht zwangsläufig ein Todesurteil. Selbst bei nicht heilbarem Krebs kann ein Mensch noch Jahre oder Jahrzehnte weiterleben.” Prof. Dr. Dirk Strumberg versucht, der Krankheit das Dämonische zu nehmen. Er verniedlicht nichts („Es gibt auch schlimme Verläufe”), zeigt vielmehr sachlich die heutigen Möglichkeiten auf. Zum Beispiel: eine auf den Patienten maßgeschneiderte Therapie oder ein neues Verfahren („Man muss die Krebserkrankung nicht aggressiver behandeln als der Tumor ist”).

Die Diagnose Krebs, so berichtet Susanne Ernst-Behn, betrifft aber nicht nur den Körper. „Wenn ein Patient die Diagnose hört, fährt die Gefühlswelt meist Achterbahn. Das reicht von Wut bis zur Depression.” Angehörige sind oft nicht minder betroffen. Die Psycho-Onkologin will helfen, wenn der Patient es wünscht, die Lebensqualität zu erhöhen.

Krebs, das verbinden die meisten mit unerträglichem Schmerz, sie haben Angst vor Siechtum. Angst, von der Dr. Axel Münker weiß. Der körperliche Schmerz sei aber nur die eine Seite. „Wir haben hervorragende Medikamente, aber Mediziner müssen mit Herz beim Herz des Patienten sein.” Die moderne Schmerztherapie gehe über die Behandlung des körperlichen Schmerzes hinaus. Manchmal könne sich daher die Frage stellen, ob ein Patient zur Chemotherapie ins Krankenhaus kommen müsse oder den letzten Frühling im eigenen Garten verbringen könne.

Nach den Experten haben die Besucher die Gelegenheit zu Fragen. Kann man auch mehr als eine Krebserkrankung bekommen? Prof. Strumberg: „Ja, man kann aber nicht die Schwere der einzelnen Krebserkrankungen aufaddieren.” Gibt es den USA bessere Medikamente? „Die USA sind hier sicherlich nicht das gelobte Land. Medikamente werden heute meist international entwickelt.” Warum sind viele Krebserkrankungen nur schwer früh zu erkennen? „Viele Krebserkrankungen verlaufen schleichend. Wenn dann die Symptome auftreten, ist es häufig nicht mehr heilbar.”

Barbara Mies weiß, dass für sie wieder „Tiefs” kommen werden. Doch – so sagt sie – sie habe Strategien gelernt, dagegen anzugehen. Jeden Tag kleine Glücksmomente zu suchen, ist eine davon. Die machen einen stark. „Das kann auch ein Sonnenstrahl sein.”