Herne. Im Mondpalast erzählt Prinzipal Christian Stratmann anekdotenreich von den Anfängen des Volkstheaters. Leser sehen das geheime Reich der Schauspieler.
- Prinzip Stratmann steht bei fast jeder Vorstellung an der Tür und empfängt seine Gäste
- Schauspieler sprechen mit Lesern auf der Bühne über Versprecher
- Techniker für das Theater sind „mindestens so wichtig wie die Schauspieler“
Als Christian Stratmann von der damaligen Kulturdezernentin Dagmar Goch das Angebot bekam, ein Theater in Herne zu leiten, musste der heute 64-Jährige durchatmen. Als er danach hörte, dass es in Wanne-Eickel ist, fiel ihm nichts mehr ein. Aber nach einem Ortsbesuch dachte der Prinzipal nur eins: „Wenn es ein Volkstheater im Ruhrgebiet geben soll, dann kann es nur hier sein.“
Zwanzig WAZ-Leser durften am Donnerstag hinter die Kulissen des Volkstheaters schauen und hatten das Glück, Stratmanns anekdotenreichem Leben bis hin zur Eröffnung des Mondpalastes zu folgen.
„Ich habe oft die Schule geschwänzt“
Zu Anfang direkt ein Geständnis: „Als kleiner Junge habe ich viel die Schule geschwänzt. Und das hat mir gut getan.“ Oft sei er verträumt durch den Essener Stadtwald gelaufen. Nur einer hätte noch mehr geschwänzt: Bruder Ludger, besser bekannt als Dr. Stratmann. Christian Stratmann, der jüngste von neun Geschwistern, habe nie etwas gelernt: „Das einzige, was ich auf Anhieb bestanden habe, war der Führerschein.“ Nach Stationen beim Lesezirkel in Hamburg und der DDR ein folgenschwerer Unfall: Stratmann kollidiert 1988 mit einem Geisterfahrer. Sein Bruder holt ihn nach Essen. Dort lernt er ein Theater kennen und baut es auf. Dann kam das Angebot aus Herne. Immer mit dabei: Seine Kreativität und der Drang, immer etwas besser zu machen.
Hohe Qualität und eine große Vielfalt der Schauspieler waren seine Ansprüche. Und: „Wir haben keine Zuschauer, sondern Gäste. Deshalb stehe ich in 99 Prozent der Fälle an der Tür und begrüße sie als Gastgeber.“
Schauspieler plaudern mit Lesern
Sein Team will Stratmann dabei nicht missen. So wie den künstlerischen Leiter Ekkehard Eumann, der die Leser durch das Theater führte. Ganz oben sitzen die Techniker in ihrem Raum und steuern Licht und Ton. „Sie sind mindestens so wichtig wie die Schauspieler“, sagte Eumann. Diese standen auf der Bühne unseren WAZ-Lesern Rede und Antwort. Andreas Wunnenberg, Axel Schönnenberg, Rainer Besel und Eumann - aktuell zu sehen in „Auf der wilden Rita“ - erklärten Ablauf und Proben und wie ein Stück entsteht. Und beantworteten natürlich die Frage aller Fragen: Was passiert, wenn man den Text vergisst? „Wenn es passiert, sind hier nette Kollegen, die einen nicht hängen lassen.“ Die rufen ein Stichwort zu oder improvisieren.
Wie in einer typischen Mondpalast-Komödie lachten unsere Leser mit den Schauspielern, sprachen aber auch über Berührendes, wie den Tod von Schauspielerin Ute Schütgens, die nach schwerer Krankheit 2015 verstarb.
Zum Abschluss zeigte Eumann unseren Lesern noch das geheime Reich der Schauspieler: Die Umkleiden und Garderoben im Keller des Mondpalastes. An einer der Wände hängt auch ein Bild von Ute Schütgens.