Herne. . Tonnen an Müll landen beim Herner Recyclinghof Müntefering-Gockeln. Warum der ein Vermögen wert ist, haben WAZ-Leser beim Blick hinter die Kulissen erfahren.
1100 Kilo wiegt die Fracht, die am Donnerstag auf der großen Waage auf dem Gelände des Recyclinghofs auf ihren Einlass in die Müllsortierungsanlage wartet. Doch statt Bauschutt oder Industrie-Abfall sind es zwölf WAZ-Leser mit besagtem Gesamtgewicht, die darauf warten, durch das 85 000 Quadratmeter große Areal der Firma Müntefering-Gockeln geführt zu werden. Firmenchef Karl-Heinz Gockeln öffnet für die WAZ die Pforten seines Recyclinghofs.
Und so drehen die Leser eine Runde, auf die sich sonst rund 200 000 Tonnen Abfall im Jahr machen. Beginnend bei der Grobsortierung, wo Unternehmen ihre Ladung löschen und wo Handwerker ihren Bauschutt abliefern. Gockeln: „Bereits hier werden per Hand 25 Prozent des Mülls aussortiert, weil er in den späteren Anlagen nicht geschreddert oder gepresst werden kann.“
Das Familienunternehmen mit 70 Mitarbeitern hat seinen Nischenplatz bei der Müllverwertung gefunden. Statt großer Sortiermaschinen, die vor allem beim Recycling der Gelben Tonne benutzt werden, sortieren die Männer hier in Handarbeit den Trockenabfall. Dazu gehören Altholz, Bauschutt, Verpackungen oder auch Sperrmüll. Auf zwölf Millionen Euro Umsatz kommt das Unternehmen Müntefering Gockeln so jedes Jahr.
Für die Gruppe indes geht es weiter in die Sortieranlagen. Dort kümmern sich neben den Angestellten der Firma auch sieben Menschen mit Handicap, die im Rahmen des „Draußen-Projekts“ der Werkstatt für Behinderte am echten Arbeitsleben teilhaben sollen, um die Maschinen.
30 Tonnen Wertstoffe werden täglich auf den Förderbändern sortiert. Bares Geld. Gockeln: „Eine Tonne transparente Folie etwa bringt uns 300 Euro“ Bis zu zwei davon kommen jeden Tag auf der Anlage zusammen. Doch auch anderer Müll kann wertvoll sein. In 500 Kilo-Packen stehen dutzende Papierballen in einer großen Halle. Ihr Zielort: eine Papierfabrik in Gelsenkirchen. „Was wir aussortieren, wollen wir wieder in den Kreislauf geben. Und wir versuchen dabei immer regional zu bleiben“, erklärt Gockeln.
Ehemaliger Gülle-Transporter versprüht Wasser
Anders als gedacht, stinkt es auf dem Gelände kaum. Der Grund: Einmal in der Stunde fährt ein ehemaliger Gülle-Transporter über die werkseigenen Straßen – und versprüht Wasser. Gockeln: „Das hält den Geruch auf dem Boden. Dazu sorgen Belüftungsanlagen und spezielle Atemhelme dafür, dass kein Gestank entsteht.“
So weit im Inneren der Anlage ist WAZ-Leser Dieter Gottschling noch nie gewesen. Der Herner hat früher selbst Abfälle bei Müntefering Gockeln angeliefert. „Jetzt wollte ich mir mal anschauen, was danach damit passiert.“
Danach, da ist der Müll nur noch eines von vielen hundert Quadraten. Die warten auf dem Hof auf den Abtransport zur Weiterverarbeitung oder in die Müllverbrennungsanlage.
Zuletzt zeigt der Cranger Firmenchef dann noch das Areal, auf dem alte Bahnschwellen aufbereitet werden. Weil das Material belastet ist, sitzen die Mitarbeiter in einem roten Container, steuern einen Roboter, der das Metall entfernt. Später geht das Holz in einen Häcksler. Und aus den Schienen wird Material für den Spanplattenbau.