Hattingen. Bürgermeister Dirk Glaser führt durch das Gebäude. Jüngster Teilnehmerdes Rundgangs nimmt auf dem Bürostuhl des Stadtoberhauptes Platz
- Paare können sich ab 2017 im Raum neben dem Bürgermeisterbüro trauen lassen
- Foto danach auf Balkon von Dirk Glaser möglich
- Im Ex-Ratssaal ist heute die Druckerei
Mit fünf Monaten ist Thomas der jüngste Teilnehmer der Rathausführung mit Bürgermeister Dirk Glaser. Am gestrigen Donnerstag öffnete die WAZ für diesen Sommer die letzte Pforte.
„Gerade habe ich meine Nichte aus der Schweiz mit ihrem sechs Monate alten Kind verabschiedet“, sagt Glaser. Zufrieden sitzt Thomas auf dem Schoß von Mama Sylvia Booz (29). Die begleitet ihren Mann Marco (30), der wiederum die Führung von seiner Mutter Hanni (65) zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Und die Familie bringt bei Bürgermeister Dirk Glaser gleich ein Anliegen vor bei der Begrüßung im Kleinen Sitzungssaal: „Kennen Sie den Südring? Kann da nicht ein Schild angebracht werden, dass Lkw da nicht durchfahren dürfen? Das Auto von meinem Mann ist schon zwei Mal beschädigt worden, die Fahrer flüchten“, beschreibt Sylvia Booz. Glaser und Barbara Vogelwiesche, Leiterin des Fachbereichs Ratsangelegenheiten, Wahlen und Logistik, bestätigen, dass das Thema bekannt und in Arbeit ist.
Als Glaser fragt, wer gerne einmal hoch hinauf in den Turm steigen möchte, schnellen die Finger nach oben. Auch Juri (5) ist begeistert. Der hatte sich die Rathausführung gewünscht. „Wir hatten ihm vorgelesen, was es alles gibt, und da wollte er das hier gerne machen“, sagt Mama Bettina Weber (35).
Wie Glaser ankündigte: Staubig ist es schon auf der Holztreppe, wo auch die ein oder andere Taubenfeder liegt — aber der Aufstieg vorbei an dem Rathausuhr-Antrieb und das Klettern über das zum Ziffernblatt führende Rohr lohnt sich. Kimi (11) aus Herne ist bei Oma und Opa zu Besuch in Hattingen und guckt mit Oma Manuela Heyne (61) von oben auf die Stadt. „Herr Burbulla ist ja jetzt auch in Herne“, sagt Manuela Heyne lachend. Als Kind war sie mal im Rathaus, findet das jetzt interessant. „Gegenüber früher ist es ja jetzt auch wirklich schön hell und einladend“, findet Renate Komp (72), die als Mutter von vier Kindern früher Ratssitzungen besuchte, als es um die Zukunft des Gymnasiums Waldstraße ging.
„Wohin die Treppe führt, weiß ich gar nicht“, sagt Glaser in einem der Treppenhäuser. Vogelwiesche klärt auf: in den Vorratsraum der Hausmeisterin mit Streusalz und Co. Die Hausmeisterin übrigens hat eine eigene Wohnung im 1910 eingeweihten Gebäude. In seinen 43 Räumen arbeiten übrigens 43 Menschen. Inklusive Dirk Glaser hatten hier 14 Bürgermeister ihr Büro.
Im Ex-Ratskeller, der heutigen Druckerei, kommen bei Anneliese Landsberger (78) Erinnerungen hoch. „Nach meiner Hochzeit 1957 haben wir hier gefeiert . . . schön, dass ich das noch mal sehe.“ Wo heute Papier lagert, waren früher Zellen, die die Polizei nach Festnahmen nutzte. Denn erst war die Polizei mit im Gebäude, später dann „war deren Gebäude nebenan“, erinnert sich Klaus Fischer (79). Und wer nun glaubt, Rechnungsprüfung sei eine trockene Angelegenheit: Immerhin sitzt sie im ehemaligen Weinzimmer . . .
„Das ist aber aufgeräumt“, urteilt Marco Booz über das Bürgermeisterbüro. Die Balkontür steht offen, so hat Glaser es gerne. Die Glasplatten auf Schreibtisch – darauf liegt auch das Kochbuch der Hattinger Köche – und Besprechungstisch gefallen ihm zwar nicht, aber „für neue Möbel wird kein Geld ausgegeben“.