Herne. Als 14-Jähriger fing Richard Okrusch als Kfz-Mechaniker bei Mercedes Henning in Wanne-Eickel an. Der Zusammenhalt in der Werkstatt bestehe noch heute.
Seniorchef Wilhelm Henning kann sich noch daran erinnern, wie Richard Okrusch die Mercedes-Filiale betrat. „Er war klein und schmächtig.“ Das war vor fast 49 Jahren. Klein ist der Herner, der in Wanne-Eickel geboren wurde, mit 63 Jahren natürlich nicht mehr. Aber gefühlt noch genauso fit.
„Man darf nicht von 100 auf null gehen. Das muss man langsam angehen lassen“, erklärt Okrusch seinen Entschluss, nach beinahe einem halben Jahrhundert bei Mercedes Henning weiterzumachen. Seine Frau arbeite ja auch noch, und die Tochter sei aus dem Haus.
„Als Mensch nicht verlieren“
Auf 450 Euro-Basis pflegt der Herner jetzt Karosserien. „Meinetwegen darf er das noch die nächsten 55 Jahre machen“, sagt Geschäftsführer Markus Henning und lacht. Vor zwei Jahren hätten sie gemeinsam überlegt, wie es mit ihm als „Rentner“ weitergehen solle. Okrusch wollte nicht aufhören, die Firma bot ihm eine geringfügige Beschäftigung an. Henning sagt: „Wir wollten Richard als Mitarbeiter und Mensch nicht verlieren.“
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Der Entschluss, nach dem Besuch der Volksschule eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker zu machen, sei Richard Okrusch ebenfalls leicht gefallen. „Ich habe einen Bekannten gehabt, der geschraubt hat. Und als Kind mochte ich auch schon Autos“, erzählt der 63-Jährige. Nach dreineinhalb Jahren sei er übernommen worden. „Wir waren fünf Lehrlinge, die anderen haben sich verstreut. Ich war der einzige, der noch da war.“
Nur eine Unterbrechung
Okrusch ging an die Arbeit. Non-Stopp gewissermaßen. Nur während seiner 15-monatigen Bundeswehrzeit habe er nicht bei Mercedes gearbeitet. Anfangs noch in der Lkw-, später in der Pkw-Abteilung. Nach einigen Fortbildungen fing Okrusch in der Karosserie-Werkstatt an - und blieb dort bis zum Schluss. Mit 63 Jahren und zwei Monaten war der Herner Anfang Juni offiziell Rentner.
Die Arbeit habe ihm all die Jahre gefallen, weil sie abwechslungsreich gewesen sei. Man sei nie stehen geblieben. Stärker allerdings habe der Zusammenhalt im Team gewogen: „Wir waren und sind auch immer noch eine große Familie.“
Spurlos ist das Arbeitsleben an Okrusch dennoch nicht vorbei gegangen. Die Knie schmerzen, mussten operiert werden, der Rücken macht nicht mehr mit. „Früher haben wir mit einem Radkreuz die schweren Reifen gehoben“ sagt Okrusch. Heute gebe es diese Belastung nicht mehr.
Einen Ausstand hat der Herner für seine Kollegen noch nicht gegeben. „Warum denn? Ich bin doch noch hier.“
- Zum 1. August hat Mercedes Henning fünf Auszubildende eingestellt. Drei machen eine gewerbliche Ausbildung, zwei eine kaufmännische.
- Anders als in anderen Betrieben habe das Autohaus die Qual der Wahl: „Wir haben mehr Bewerber, als wir brauchen. Wir spüren keinen Mangel“, erklärt Geschäftsführer Markus Henning.