Herne. Eine Kooperation zwischen der Westfälischen Hochschule und dem Emschertal-Berufskolleg soll den Schülern helfen, mehr aus sich herauszuholen.

Julien (19) überlegt gerade, ob er nach dem Abitur lieber in Richtung Jura oder Informatik gehen soll. Ein Studium – das war für den Schüler des Emschertal-Berufskollegs lange gar kein Thema. Doch Talentscout Cahit Bakır von der Westfälischen Hochschule hat in ihm die Fähigkeiten erkannt, die es braucht für eine akademische Laufbahn. Und Julien wird nicht der einzige Emschertal-Schüler bleiben, dem sich auf diesem Wege neue Perspektiven eröffnen. Denn das Berufskolleg arbeitet – seit gestern auch offiziell durch eine vertragliche Vereinbarung festgehalten – eng mit dem Talentscout der Hochschule zusammen, um die Bildungschancen für Schüler aus einem nichtakademischen Umfeld zu verbessern.

Defizite aufarbeiten

So wie bei Julien. „Der hat zu Hause niemanden, der ihm bei Bewerbungen hilft oder ihm erklären kann, wie er Bafög beantragt“, sagt Talentscout Bakır, „aber Julien hat sofort Leistung gezeigt, mir klargemacht, dass er etwas aus sich machen will. Und dabei werde ich ihn begleiten.“

Es gehe darum, den Schülern Mut zuzusprechen und Talente frühzeitig zu erkennen, um sie zu fördern. Auch mit Hilfe des Talentkollegs Ruhr. Denn dort können Schüler ihre Defizite aufarbeiten. „Wenn zum Beispiel jemand stark ist in den technischen Fächern, aber dafür schwächer in Deutsch, bieten wir Kurse an. Dadurch verbessert sich womöglich auch der Notendurchschnitt, was wiederum die Chance auf einen Studienplatz erhöht“, erklärt Frank Meetz, Leiter des Talentkollegs Ruhr.

Kein Schüler wird ausgeschlossen

Einmal im Monat führt Talentscout Bakır jetzt am Emschertal-Berufskolleg Beratungsgespräche – abwechselnd an den Standorten Westring und Steinstraße. Mit Schülern, die ein Beratungslehrer schon vorher ausgewählt hat, aber auch mit jedem anderen, der gerne möchte. „Ich schließe da keine Schüler aus“, betont Bakır.

Das Berufskolleg könne eine individuelle Förderung wie durch den Talentscout gar nicht leisten, sagt Schulleiter Ralf Sagorny. Besonders wichtig sei der Übergang nach dem Schulabschluss. „Wir sind nur eine Zwischenstelle auf dem Weg der Jugendlichen. Und mit der Talentförderung können wir die jungen Leute über unsere schulischen Grenzen hinweg begleiten“, sagt Sagorny.

Julien hat noch ein Jahr Zeit bis zum Abi. Ein Jahr, um sich zu entscheiden, wie er seine Talente nutzen will. Und Talentscout Cahit Bakır wird ihm dabei helfen, die richtige Richtung für sich zu finden.