Herne. Damit die Schule neben dem Fußballtraining nicht auf der Strecke bleibt, startet der VfL Bochum eine Kooperation mit dem Herner Mulvany-Berufskolleg.

Vom Sprung in den Profibereich träumen viele junge Fußballer. Dafür trainieren sie jede freie Minute und vernachlässigen dafür auch schon mal die Schule. Doch nicht für jeden Nachwuchsfußballer führt der Weg automatisch in die Bundesliga. Damit junge Talente nicht nur ihre sportliche Karriere voranbringen, sondern eine Grundlage für ihr späteres Leben schaffen, haben das Mulvany-Berufskolleg und das Talentwerk des VfL Bochum nun eine Kooperation geschlossen.

„Am Ende einer fußballspezifischen Ausbildung schaffen es pro Jahr maximal zwei bis vier Talente in den Profisport“, erklärt Alexander Richter, Leiter des Talentwerks. Pro Jahr kämpften bis zu 25 Spieler um einen Profivertrag. „Deshalb legen wir viel Wert darauf, dass unsere Spieler weiterkommen.“ Damit das reibungslos laufe, sei ein guter Kontakt zur Schule unerlässlich.

Ein Lehrer des Mulvany-Berufskollegs trainiert beim VfL Jugendliche und wusste, dass der Verein einen verlässlichen Kooperationspartner in puncto Schulbildung sucht. „Beim ersten Treffen wurde schnell klar, dass wir uns gut verstehen und wir die nötige Expertise mitbringen“, sagt Thomas Brechtken, stellvertretender Leiter des Berufskollegs. Da die Schule häufig Schaustellerkinder betreue, die längere Zeiten fehlten, seien die Strukturen für eine schulische Förderung bereits vorhanden.

„Es ist wichtig, dass wir Talente fördern und gleichzeitig ihre persönliche Perspektiven begleiten“, sagt Bildungsdezernentin Gudrun Thierhoff. „Deshalb ist diese Kooperation so attraktiv für beide Seiten.“ Für Schüler, die Leistungssport betreiben, sei es schwierig, beides unter einen Hut zu bringen. Das könne die Zusammenarbeit auffangen.

Pünktlich zum Profi-Training

„Wenn Schüler Unterricht verpassen, weil sie zum Training müssen, wird der Stoff nachgeholt“, erklärt Alexander Richter. Dies sei Aufgabe des VfL. Der Verein finanziere dies über Förderverträge und stelle Lehrer. „Wir stehen in enger Absprache mit der Schule und fragen nach, ob unsere Jungs gut mitkommen.“ Sei dies nicht der Fall, falle das Training mit den Profis schon mal aus – stattdessen sei dann Schulbankdrücken angesagt.

So kann es also sein, dass Schüler morgens regulär den Unterricht besuchen und pünktlich um 14 Uhr in der Kabine sitzen. Das Training mit den Profis um 15 Uhr sei sehr beliebt. Die Zusammenarbeit erlaube, sich nach den Wünschen der Talente zu richten: Schulabschlüsse könnten genauso koordiniert werden wie Ausbildungen oder sogar das Studium am Mulvany-Berufskolleg. Langfristiges Ziel sei, dass fünf bis zehn Talente das Berufskolleg besuchen.

Sollten Schüler länger fehlen, – weil sie beispielsweise bei einer Europameisterschaft dabei sind, falle der Unterricht nicht aus: „Wir versorgen unsere Schüler mit dem Unterrichtsmaterial – entweder klassisch per Post oder auf elektronischem Wege“, sagt Brechtken. Darüber hinaus begleiteten Lehrer Jugendliche auf Reisen und arbeiteten mit ihnen den Stoff durch. Die vermittelten Werte seien im Verein und in der Schule ähnlich: Teamgeist und Durchhaltevermögen.