Herne. . Der WDR dreht im Mondpalast in Wanne-Eickel eine Fernsehversion der Fußball-Komödie “Ronaldo und Julia“. Sendetermin ist vor dem nächsten Revierderby.

Kamera links auf der Bühne, Kamera rechts auf der Bühne und hinter den Sitzreihen im Saal noch eine. Die Scheinwerfer sind eingeschaltet, zusätzliche Mikrofone baumeln von der Decke. Am Bühnenrand besprechen Regisseur Claus Schmitz und seine Kollegen die letzten Details. Vor der Tür des Mondpalastes warten an diesem Dienstagnachmittag schon die ersten Gäste.

In einer knappen Stunde beginnt die öffentliche Generalprobe für „Ronaldo & Julia“. Der WDR dreht eine Fernsehfassung der Fußballkomödie und vor der Hauptaufzeichnung am Abend wird noch einmal vor kleinem Publikum geprobt. Tag zwei von drei Drehtagen für das rund 30-köpfige Team.

Reaktion des Publikums eingefangen

Vor einem Dreivierteljahr habe ihm der WDR-Unterhaltungschef Siegmund Grewenig gesagt: „Guck dir das mal an“, erzählt Claus Schmitz. Also begab sich der Regisseur, der auch schon einen Film über Christian Stratmanns Bruder Ludger gedreht hat, nach Wanne-Eickel, sah sich die Komödie um die unmögliche Liebe des Schalke-Fans Ronaldo und der BVB-Anhängerin Julia an und war überzeugt: „Machen!“ stand groß unter seinem Bericht.

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Claus Schmitz’ Fernsehadaption folgt den Gesetzen der Sitcom: „Wir bleiben in der Szenerie und kriegen gleichzeitig die Reaktionen des Publikums mit.“ Das wird durch mehrere Aufzeichnungen erreicht. Bereits am Montag drehte die Crew - um „mehr Glamour draufzugeben“- in Stratmanns Revuepalast in Herten u.a. eine Disco-Szene und eine Schlägerei. „Eine geile Location“, schwärmt Schmitz.

Nach der Generalprobe, in der technisch noch einiges zu testen war, ging die Aufzeichnung am Dienstagabend vor ausverkauftem Saal reibungslos über die Bühne. Mehr als die Hälfte der Zuschauer erschien wunschgemäß in Fußballtrikot und Schal und viele sangen bei den „Kurvenklängen“ mit, mit denen der WDR seine Produktion akustisch anreichert. Mit „Close ups“, Nahaufnahmen, gingen die Dreharbeiten am Mittwoch zu Ende. Der Rest ist eine Frage des Schnitts.

Neue Erfahrung für die Bühnenschauspieler

Für die Bühnenschauspieler war der Dreh eine neue Erfahrung: „Ich darf nicht schreien, sondern muss mich leise aufregen“, hat Heiko Büscher gelernt. Die Schminke ist dezenter, und viel enger sei es auf der Bühne, die so intimer wirkt und zudem mit neuen Requisiten wie einer Jukebox bestückt wurde. Auch den Text hat Regisseur Schmitz abgewandelt und zusammen mit Autor Sigi Domke gekürzt, um ihn auf fernsehtaugliche 90 Minuten zu bringen. „Eine ganz neue Perspektive auf das Stück“, fasst Martin Zaik zusammen, der als einziger schon Fernsehrollen gespielt hat. „Wir sind alle sehr gespannt auf das Ergebnis.“

Regisseur Schmitz kann über das Mondpalast-Team nur Gutes sagen. Er habe „ein spielfreudiges und tolles Ensemble“ vorgefunden. „Die Schauspieler haben sich auf das Wagnis eingelassen und keine Hemmungen vor der Kamera gezeigt.“ Schmitz jedenfalls kann sich weitere Stückaufzeichnungen gut vorstellen. „Vielleicht ist das der Beginn einer große Freundschaft“, sagt er. „Es gibt so tolle Ruhrpottkomödien.“

Das schönste Geschenk zum 65. Geburtstag

Purer Zufall, dass der WDR gerade drei Tage vor seinem 65. Geburtstag in Wanne-Eickel anrückte, und doch ein „wunderbar tolles Geschenk“ für Christian Stratmann, der mit der Fernsehausstrahlung von „Ronaldo und Julia“ große Hoffnungen verbindet. Er hat sie alle in seinem Theater begrüßt, die Unterhaltungschefs des WDR, und nun nach elf Jahren hat es geklappt. Eingreifen muss er da gar nicht groß: „Das sind sehr nette sympathische Leute“, freut er sich, die viel Zeit und viel Technik mitbrächten. „Eine große Freude“ sei es ihm, sie im Haus zu haben.

Nun könne er nur hoffen, „dass die Quote gut ist“, sagt Stratmann, „so dass wir dann regelmäßig zu sehen sind“. Dass sein Volkstheater ins Fernsehen passt, glaubt der Prinzipal ganz fest. Während frühere Unterhaltungschefs des Senders Theateraufzeichnungen nicht für zeitgemäß gehalten hätten, sehe Siegmund Grewenig das anders. Für Stratmann eine Chance, sich auch außerhalb des Ruhrgebiets bekannt zu machen und damit den Boden zu bereiten für Gastspiele in anderen Regionen. Die Idee ist nicht neu, doch bei Besuchen von Fachmessen hat der Prinzipal festgestellt: „In Saarbrücken kennt man den Mondpalast nicht.“ Das könne sich nun ändern.

Christian Stratmann denkt noch nicht ans Aufhören

Auch wenn er das Rentenalter erreicht hat: Christian Stratmann denkt noch nicht ans Aufhören. Abgeben, das ja, Dinge wie Online-Marketing können von ihm aus gerne Jüngere übernehmen. „Aber ich werde weiter die Linie vorgeben und den Kontakt zum Publikum halten.“ Zwei neue Komödien wird es in diesem Jahr geben und die „Wilde Rita“ wird ebenfalls wieder ausgegraben. Auch die Prominenten-Lesereihe „Im Palast um 11“ will Stratmann fortsetzen.

Die große Party zu seinem Geburtstag hat er nach dem Tod seines Lebenspartners abgesagt. „Ich habe gemerkt, dass das nicht geht.“ Nun feiert er ganz klein: „Mit neun Freunden, die ich 50 Jahre kenne.“

Das WDR Fernsehen strahlt „Ronaldo & Julia“ vor dem nächsten „Revierderby“ Schalke gegen Borussia Dortmund aus. Je nach Spieltag ist der Sendetermin der 7. oder 9. April.