Herne. . Streit um das Riesenrad für die Cranger Kirmes 2015: Zwei Betreiber haben Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. Sie wollen den Zuschlag.
20 Jahre lang hat Oscar Bruch ein Riesenrad auf der Cranger Kirmes gehabt, in diesem Jahr erstmals nicht: Das „Bellevue“, das im August die Skyline von Crange bestimmte, muss in diesem Sommer passen, und einen Ersatz darf Bruch im August nicht nach Wanne-Eickel schicken – die Stadt hat sich für ein anderes Riesenrad entschieden. Das will der Schausteller nicht hinnehmen. Er hat das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen angerufen.
Zur Vorgeschichte: Traditionell reist das Bellevue im Anschluss an die Cranger Kirmes weiter nach Luxemburg zur Schobermesse, die in diesem Jahr früher starte, nur vier Tage nach dem Kirmesschluss auf Crange. In diesen vier Tagen seien Abbau, Transport und Aufbau des 55-Meter-Kolosses nicht zu stemmen, begründet Bruch seine Absage für Crange. Was ihn ärgert: Das habe er der Stadt auch frühzeitig mitgeteilt, und er habe sich zudem „sehr früh mit einem vergleichbar attraktiven Riesenrad beworben“. Die Stadt aber habe mit einer Absage reagiert.
Schausteller ist enttäuscht
Das, sagt Bruch, „enttäuscht uns sehr“. Offenbar gebe die Stadt Herne als Veranstalter „dem deutlich kleineren Rad eines anderen Anbieters den Vorzug“. Er habe sich als Ersatz für das Bellevue mit einem zumindest gleichwertigen „Stellvertreter“ angeboten: dem im High-Tech-Stil gestalteten „Skys Lounge Wheel“, sogar 58 Meter hoch und mit 40 Glaskabinen bestückt. Genau dieses Rad habe sich schon einmal 2010 als Bellevue-Ersatz auf Crange gedreht – „mit sehr großem Zuspruch bei den Besuchern“, wie der Schausteller anfügt.
Losverfahren gewählt
Nun geht Bruch gegen das Ausschreibungsverfahren an. Sein Sprecher Peter Holzrichter sagt, dass die Stadt das Angebot von Oscar Bruch und das eines weiteren Schaustellers, der mit einem kleineren Riesenrad nach Crange wolle, als gleichwertig betrachtet und deshalb ein Losverfahren gewählt habe – zum Nachteil Bruchs. „Da wurden Äpfel mit Birnen verglichen“, sagt Holzrichter. Bruch ist der Ansicht, dass sein Angebot besser ist und rief deshalb das Verwaltungsgericht an.
Timo Krupp, Sprecher der Cranger Kirmes, möchte sich zu dem laufenden Verfahren nicht äußern. Nur so viel: „In diesem Fall sind wir angehalten, uns aufgrund der Einreichung bei Gericht nicht mehr inhaltlich zum Beispiel zum konkreten Vergabeverfahren zu äußern.“ Die Notwendigkeit, ein anderes Rad für das Bellevue zu suchen, sei aber „gleichzeitig auch die Möglichkeit, etwas zu suchen, was noch nicht auf Crange war“. Auf wen die Entscheidung gefallen ist, will Krupp erst am Dienstag der Presse sagen – 100 Tage vor Kirmesstart. Auch wenn Bruch mit seinem Bellevue diesmal leer ausgehe: „Wir würden uns freuen, wenn für das Bellevue im kommenden Jahr wieder eine Bewerbung abgegeben wird.“
Nach Auskunft von Karsten Herfort, Sprecher des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen, gebe es sogar zwei Klagen von Riesenrad-Betreibern gegen die Entscheidung der Stadt. Das Gericht werde nun den Ausschreibungskatalog für die Kirmes und die Bewerbungen sichten und rechtzeitig vor dem Rummel eine Entscheidung treffe. Klagen gegen die Kirmes-Zusagen, sagt Herfort, seien keine Seltenheit. Im Gegenteil: Diese gebe es jeder Jahr.