Heiligenhaus. . Das Kant-Gymnasium in Heiligenhaus sprach gegen drei Abiturienten ein Hausverbot aus, weil sie Alkohol auf dem Parkplatz vor der Schule getrunken hatten. Nur für ihre Prüfungen dürfen die drei noch ihre Schule betreten. Ansonsten gilt das Hausverbot – auch für den eigenen Abiball und die Zeugnisvergabe.

Abifotos, Zeugnisvergabe, Abiball — diese Ereignisse sollen nach dem Willen von IKG-Schulleiterin Britta Berschick in Heiligenhaus ohne drei der diesjährigen Abiturienten stattfinden. Wegen Alkoholkonsums auf dem Schulgelände hat sie drei Schüler mit einem Hausverbot belegt. Nur für ihre Prüfungen dürfen „Die 3“ das IKG noch betreten. Das wollen die Schüler nicht hinnehmen: Am Wochenende nutzen sie das Frühlingsfest für eine Unterschriftensammlung, auf Facebook machen sie auf ihre Situation aufmerksam.

Die 500 „Gefällt mir“-Angaben für die Gruppe „Die 3“ zeigen: Das Thema bewegt mehr als die drei Betroffenen; mehr auch als die insgesamt 84 Schüler umfassende Stufe. Stellvertretend für alle beschreibt ein Stufenmitglied* der WAZ die Situation: In der Mottowoche vor den Osterferien feierten die Schüler während der Pausen und Freistunden ihr Abitur vorab. Auf dem Parkplatz mutierte immer wieder ein anderes Auto zum Partymobil. Mit an Bord: Musik und Alkohol.

Die Schüler geben zu: Sie haben einen Fehler gemacht

Gegen drei Jungen sei anschließend das Hausverbot verhängt worden. Das finden die Schüler ungerecht, schließlich hätten „bis auf wenige“ alle mitgetrunken: „Warum die drei und nicht die ganze Stufe? Die waren nicht mehr betrunken als die anderen. Nicht mehr nüchtern, das stimmt schon.“ Der Schüler gibt zu: Richtig war der Alkoholkonsum nicht. Aber: „Wir haben alle einen Fehler gemacht.“ Nicht nur drei.

Gerade einer dieser drei habe dafür gesorgt, dass die Stufe ihr Abitur mit dem Ball feiern kann: „Ohne ihn hätten wir das Geld gar nicht.“ Die Schulleiterin habe „Die 3“ bestraft, weil die aktenkundig seien. Über den Grund der Aktenkundigkeit herrscht Uneinigkeit: Während Berschick einen Vorfall während einer Stufenfahrt vor zwei Jahren als Sachbeschädigung bewerte – laut Schülern ging ein Fenster zu Bruch –, sprechen die Schüler von einem Unfall.

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Berschick selbst äußert sich auf WAZ-Anfrage nur per E-Mail: „Kein Schüler ist vom Abitur ausgeschlossen worden. In wenigen Einzelfällen waren wir gezwungen, aufgrund von Alkoholkonsum auf dem Schulgelände sowie Entwendung, Zerstörung und Beschmieren von Schuldokumenten, Maßnahmen zu ergreifen. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich mich in der Angelegenheit nicht weiter äußern werde.“

Unterschriftenaktion

Äußern tun sich dafür die Schüler. Und sie reagieren: Nachdem Berschick dreien die Zeugnisse per Post schicken will, statt sie ihnen auf der Vergabefeier am 26. Juni zu überreichen, erwägt die Stufe, der Zeugnisübergabe fernzubleiben. Die Abiturfotos wollen die Schüler außerhalb des IKG-Geländes aufnehmen, damit auch „Die 3“ darauf zu sehen sein können. Der Abiball am 28. Juni wird zwar in der Aula stattfinden – aber die übrigen 81 fragen sich: „Sind wir dann nicht alle ein bisschen Verräter?“

Außerdem setzen die Schüler auf Öffentlichkeit. Mit dem Bürgermeisterkandidaten der SPD, Axel Pollert, haben sie sich in Verbindung gesetzt; die Partei hat 500 Solidarität-Buttons mit dem Aufdruck „Die 3“ bestellt. Pollert, der selbst zwei Kinder am IKG hat, stellt sich hinter die Abiturienten. Den Ausschluss vom Ball kann er nicht nachvollziehen: „Das ist eine unverhältnismäßige Strafe. Da endet ein Lebensabschnitt. Das schleppen die Schüler ihr ganzes Leben mit sich.“

Straffreiheit für „Die 3“ fordert niemand. „Das muss sanktioniert werden. Aber nicht so“, sagt Pollert. Auch die Schüler akzeptieren eine Strafe – aber nicht diese: „Die sollen von mir aus bestraft werden, aber nicht in so einer Härte.“