Heiligenhaus. . Wegen statischer Probleme mussten 60 Bewohner ein Asylbewerberheim in Heiligenhaus verlassen und provisorisch in ein anderes Gebäude ziehen. Beim Umzug kam zu Tumulten: Protestler demonstrierten gegen die Unterbringung der Migranten. Die Polizei nahm sieben Menschen vorübergehend in Gewahrsam.
Mit deutlich mehr Getöse als gedacht und geplant hat die Stadt Heiligenhaus am Montag das Asylbewerberheim am unteren Ende der Friedhofsallee geräumt und die insgesamt 60 Bewohner (darunter zwei Obdachlose) in der alten Pestalozzischule an der Ludgerusstraße untergebracht.
Nebengeräusche produzierten zum einen sechs politische Aktivisten, die mit einem Asylbewerber zwischenzeitig von der Polizei in Gewahrsam genommen, am Abend aber wieder frei gelassen wurden. Und zum anderen die Anwohner, die nicht vorab informiert wurden und reihenweise im Rathaus ihren Unmut äußerten.
Provisorische Lösung für maximal ein Jahr
„Nicht planbare Faktoren“ hätten die Situation „eskalieren lassen“, beschrieb Bürgermeister Dr. Jan Heinisch am Dienstag die Aktion, die den Bewohnern am Donnerstag angekündigt worden war. Das Containerheim an der Friedhofsallee habe sich ja ohnehin schon in einem „gravierend schlechten Zustand“ (O-Ton Harald Flügge, Technischer Beigeordneter) befunden; nun drohte die Statik zu versagen, nachdem wohl ein oder mehrere Bewohner mit einer Flex Zwischentüren in die Metallwände gesägt hätte(n).
Hinzu kamen sechs politische Aktivisten, die gegen die Unterbringung der Migranten protestierten. Als „höchst provokativ“ wertete Polizeipressesprecher Ulrich Löhe das Verhalten der Sechs, die aus Düsseldorf und Bochum angereist seien. „Die waren nicht zufällig da, sondern nutzen solche Gelegenheit, um auf ihr Ansinnen aufmerksam zu machen.“ Als sie Platzverweisen nicht folgten, nahmen die Beamten sie in Gewahrsam.
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Die Asylbewerber sollen nur provisorisch an der Ludgerusstraße untergebracht werden. „Nicht länger als ein Jahr“, so Dr. Jan Heinisch, „eher deutlich kürzer.“ Laut Sozialamtsleiter Jörg Saborni sind die Flüchtlinge nun in 50 Quadratmeter großen Klassenzimmern untergebracht, maximal zu fünft. Zwei Duschen sind eingerichtet worden, ansonsten war das seit vergangenem Sommer nicht mehr genutzte Schulgebäude „sauber und in Ordnung“, betonte Immobilienserviceleiter Volker Hoven.
Anwohner fühlen sich übergangen
Der Umzug ist vollzogen, in den nächsten Tagen warten auf den Bürgermeister aber sicherlich viele Gespräche mit Bürgern: „Die Anwohner sind aufgebracht, fühlen sich übergangen“, klagte Helmut Stypa vom Bürgerverein Am Hanholz. Heinisch erklärte die ausgebliebene Information mit zeitnahem Handlungsdruck, „bei einer Dauerlösung hätten wir das Gespräch suchen müssen“.
Zumindest mit Stypa konnte sich der Bürgermeister noch am Dienstag austauschen: Beide sahen sich nämlich beim – nicht deswegen einberufenen – Treffen mit der Interessengemeinschaft Heiligenhauser Bürger.
Plan der Verwaltung: Neues Heim an alter Stelle
Damit sich aus dem Übergangs- kein Dauerzustand ergibt, strebt der Bürgermeister eine schnelle Lösung an: „Die Container werden abgerissen“, sagt Dr. Jan Heinisch, „über den Ersatz wird die Politik entscheiden.“ Möglichst vor den Sommerferien, damit Ausschreibung und Umsetzung sich schnell anschließen können. Die Verwaltung stellt sich eine ähnliche Lösung wie die bisherige an alter Stelle vor.
Mit einem entscheidenden Unterschied: Fest gebaut werden soll ein langlebiges Gebäude, in dem Küche und sanitäre Anlagen „für 40, 50 Jahre“ untergebracht sind, denn: „Diese zweigeschossigen Containermodule haben nur eine Lebenserwartung von 25 Jahren“, erklärt der Technische Beigeordnete Harald Flügge. Die Heiligenhauser Container waren 1997 gebraucht angeschafft worden.
Für die Zukunft nannte Kämmerer Michael Beck eine Mietlösung von Containern als einzig finanzierbare Möglichkeit: 2008 hätte ein Komplettbau 1,7 Millionen Euro gekostet; das dürfte heute nicht weniger geworden sein.