Heiligenhaus. . Die Futterscheune Velbert verkauft Rohfutter für vierbeinige Fleischfresser. Das bekommt vor allem allergiegeplagten Tieren besser. Bis zu 600 Kilogramm Fleisch täglich verarbeitet die eigene Produktion. Das Geschäft will Alternativen zum üblichen Dosenfutter anbieten.

Kaninchenohren mit Fell, grüner Pansen, Luftröhre vom Lamm: Die Speisekarte der Futterscheune Velbert liest sich gewöhnungsbedürftig. Sie zielt aber auch nicht auf den Geschmack von Menschen ab. Vielmehr verkauft sie Leckerbissen aus eigener Herstellung für vierbeinige Gourmets. Und zwar nicht als Sternefutter, sondern als Alternative zum üblichen Dosenfraß.

„80 Prozent unserer Kunden sind Hunde, die Allergien haben und mit bestimmtem Futter nicht mehr zurechtkommen“, erklärt Inhaber Guido Vogelsang die Marktlücke, die er seit März in Heiligenhaus füllt. Besonders mit den Dosen aus dem Supermarkt hätten viele Vierbeiner Probleme. „In vielen günstigen Futtermitteln ist Weizen drin, ein potenzieller Allergieauslöser.“ Andere Hunde vertragen eine bestimmte Sorte Fleisch nicht, etwa Rind. „Das züchten wir uns ja selbst ran“, kritisiert Vogelsang den Drang der Menschen, ihren Lieblingen immer steilere Ohren, knautschigere Gesichter oder noch kuscheligeres Fell anzuzüchten.

Leckerli auf Nasenhöhe

Besonders diese hochgezüchteten Rassen bummeln an der Leine durch Vogelsangs Laden und schnuppern an Schweineohren, während ihre Besitzer in Tiefkühltruhen und Regalen stöbern. In der Futterscheune suchen die Hunde selbst mit aus: Auf dem Boden stehen in Hundenasenhöhe Leckerli in großen Körben. Mundraub ist allerdings selten, sagt Vogelsang: „Die riechen zwar dran, aber es geht sehr gesittet zu.“ Unerwartet ordentlich sieht es auch hinter der Geschäftskulisse aus: In der Produktionshalle könnte der Inhaber Leckereien auch auf dem Boden servieren, und zwar nicht nur für Vierbeiner.

Inhaber Guido Vogelsang achtet im Produktionsbereich auf Sauberkeit.
Inhaber Guido Vogelsang achtet im Produktionsbereich auf Sauberkeit. © WAZ FotoPool

Darauf ist Inhaber Guido Vogelsang stolz: „Es ist hier sauberer als in mancher Restaurantküche.“ Selbst dort, wo der Inhaber täglich 400 bis 600 Kilogramm Fleisch durch den Wolf laufen lässt, herrscht sterile Sauberkeit, nicht ein einziger Spritzer verunreinigt die weißen Fliesen.

Vormittags wird produziert

Das Fleisch wiederum bezieht Vogelsang größtenteils von Schlachthöfen aus der Umgebung. Vormittags wird es zerlegt, gewolft, abgepackt und eingeschweißt, nachmittags liegt es schon zum Verkauf in den Tiefkühltruhen. Verwertet wird hier Fleisch der Kategorie 3, das zwar als Tierfutter zugelassen ist, für den menschlichen Verzehr aber nicht. Deshalb gilt: „Das, was wir hier anbieten, würden Sie bei einem Metzger nicht bekommen.“ Denn der darf es gar nicht führen. Und würde das wohl auch nicht wollen: Während Menschen vornehmlich nach möglichst fettarmem Fleisch fragen, genießen Hunde gern das Gegenteil. „Ein Hund braucht auch Fett. Wird er nur mager ernährt, ist er nicht so leistungsfähig“, erklärt Vogelsang.

Für solche Erkenntnisse bietet die Futterscheune eine Ernährungsberatung an. Dort erfahren Kunden zum Beispiel, dass die Rohfütterung „die natürliche Art“ ist; schließlich „gibt es Trocken- und Nassfutter erst seit 60, 70 Jahren.“ Selbst ein Zwergpinscher hat ganz oben in seiner Ahnenliste den Wolf stehen – und ist deshalb ein Fleischfresser.

Gründerpreis gewonnen

Um diese Erkenntnis unter die Hundebesitzer zu bringen, wandte sich Vogelsang 2009 von der eigenen Vergangenheit ab und der seiner geliebten Hunde zu: Der gelernte Kfz-Meister gründete die Futterscheune. Mit seiner Idee gewann er ein Jahr später einen Gründerpreis. Das Anhängsel Velbert im Namen des Geschäfts stammt noch aus dieser Zeit; auch wenn das Unternehmen selbst aus Platzgründen inzwischen in die Nachbarstadt Heiligenhaus gezogen ist.

Wo der Inhaber nun unter anderem die eingangs erwähnten Kaninchenohren mit Fell offeriert, die sogar er selbst als „skurril“ bezeichnet. Doch sie sind mehr als nur das: „Das Fell hat eine darmreinigende Wirkung“, erklärt Vogelsang. So werde zum Beispiel Wurmbefall vorgebeugt. Ohnehin steigert der Aspekt der Vorbeugung so langsam seinen Anteil am Umsatz der Futterscheune: In die Bahnhofstraße 13a setzen auch immer mehr gesunde Hunde ihre Pfoten.

Übrigens: Nicht nur für Hunde, sondern für alle fleischfressenden Haustiere wie Katzen und Frettchen bietet die Futterscheune Rohfutter an. Rohfutter-Ernährung hat ihren Preis: 40 bis 60 Euro pro Hund/Monat werden je nach Größe, Aktivität und Hunger des Tieres fällig.