Heiligenhaus. WAZ-Bericht über Reihenhäuser am Südring löst Diskussionen aus: Wie teuer Eigenheime im Schnitt sind und wo es Schnäppchen gibt.
Die Südringterrassen sind eines der größten Heiligenhauser Neubauprojekte der letzten Jahre: Am Südring entstehen 57 Reihenhäuser. Zusätzlich bietet die Stadt- und Bodenentwicklungsgesellschaft (SBEG) als Stadttochter dort 27 erschlossene Baugrundstücke an. So entstehen 84 neue Häuser.
Dass Wohnraum in Heiligenhaus benötigt wird, ist unbestritten. Die Einwohnerzahl wächst. Allerdings hat der WAZ-Bericht über das Neubauprojekt auch Diskussionen darüber ausgelöst, was Wohnen eigentlich kosten kann und darf. Während einige Facebook-Nutzer die für die Reihenhäuser aufgerufenen Kaufpreise – je nach Größe zwischen 599.900 und 635.900 Euro – als „viel zu hoch“ bezeichnen, gehen andere die Sache mit einer gehörigen Portion Realismus an.
„Solche Preise sind mittlerweile Standard“, schreibt zum Beispiel Thomas Guels. „Alle finden diese Preise viel zu hoch angesetzt, aber komischerweise sind kurz nach der Fertigstellung alle direkt bewohnt. Dies wird auch in Heiligenhaus der Fall sein, da gehe ich jede Wette ein.“
Diese durchschnittlichen Kaufpreise nennen Experten für Häuser in Heiligenhaus
Was kostet ein Haus in Heiligenhaus denn überhaupt im Durchschnitt? Verschiedene Immobilienportale und Makler berechnen Durchschnittswerte. So kommt „McMakler“ beispielsweise auf einen durchschnittlichen Kaufpreis von 3.018 Euro pro Quadratmeter – und damit etwas weniger als noch Mitte 2022 (3494 Euro/qm). Engel&Völkers setzt den durchschnittlichen Preis mit 2571 Euro pro Quadratmeter niedriger an – jedoch bei gleicher Tendenz: Mitte 2021 hatten die Preise ein Rekordniveau erreicht (3680 Euro/qm), seither fallen die Preise mal mehr, mal weniger stark.
Heißt aber auch: Wer ein 150-Quadratmeter-Haus kaufen möchte, zahlt nach McMakler-Berechnung im Durchschnitt 452.700 Euro, nach Engel&Völkers-Berechnung immerhin noch 385.650 Euro. Zuzüglich Makler, Notar, Grunderwerbsteuer, ...
Ein „Heimwerkertraum“ für 290.000 Euro
So weit die Theorie. Wie es aktuell auf dem Markt aussieht, zeigt ein Blick in die großen Immobilienportale – beispielsweise Immobilienscout24. Dort werden bei einer Suche knapp 50 „Treffer“ angezeigt. Schnell wird klar: Die Preisspanne ist riesig. Das günstigste reguläre Angebot ist eine Doppelhaushälfte aus dem Jahr 1963: Für 290.000 Euro erwartet die Käufer nicht nur eine „Gartenoase“, sondern auch ein „Heimwerkertraum“. So ist es schon in der Überschrift des Angebotes zu lesen. Eine Wohnfläche von nur 88 Quadratmetern verteilt sich auf zwei Etagen. Der Makler verschweigt nicht: „Insbesondere die Ölzentralheizung von 1985, die mögliche Dämmung und die Holzfenster erfordern eine Modernisierung.“ Auch die hellblauen Fliesen im Bad – gepaart mit orangefarbenen Waschbecken und viel Holz – treffen sicher nicht jeden Geschmack.
Herrschaftliche Villa oder idyllisch gelegener Bauernhof
Nach oben hin gibt es indes wenig Grenzen: In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Angebote mit einer 2 oder gar 3 vor dem Millionen-Komma, aktuell liegen die teuersten regulären Angebote bei knapp 1,7 Millionen Euro. Zum einen handelt es sich um eine „herrschaftliche Familienvilla“, Baujahr 1925, mit neun Zimmern auf 353 Quadratmetern Wohnfläche, großem Garten und tollem Blick, zum anderen ist da eine „Villa im Bauhausstil“, die sich vis-à-vis vom Golfclub Hösel befindet. Neben sechs Zimmern auf 259 Quadratmetern können sich die Käufer unter anderem auf große Panoramafenster mit Blick ins Grüne, eine hochwertige Einbauküche, drei Badezimmer, Vollholzparkett, Videoüberwachung, eine vollautomatische Garten- und Rasenbewässerung und einen Rasen-Mähroboter freuen. Dieses Haus wird ohne Makler von privat verkauft, sodass keine Käuferprovision (in der Regel 3,57 Prozent) anfällt.
Die derzeit vielleicht ungewöhnlichste angebotene Immobilie ist ein alter Hof, der seinen Ursprung im 17. Jahrhundert hat und von Acker- und Grünland umgeben ist. Für 340 Quadratmeter Wohnfläche, verteilt auf Haupt- und separates Bruchsteinhaus, müssen Käufer 1,35 Millionen Euro auf den Tisch legen.
Schnäppchen bei Zwangsversteigerungen des Amtsgerichtes Velbert
Schnäppchen können potenzielle Hauskäufer indes machen, wenn sie sich auf das Wagnis einer Zwangsversteigerung einlassen.
So sollte Anfang Januar ein nagelneues Mehrfamilienhaus an der Leipziger Straße mit Garagen, für das der Gutachter einen Verkehrswert von 2.008.000 Euro berechnet hatte, unter den Hammer kommen. Jedoch gab es kein Gebot, das 50 Prozent des Verkehrswertes erreichte. So musste der Zuschlag verwehrt werden. Am 8. Oktober gibt es nun einen zweiten Versteigerungstermin am Amtsgericht Velbert, dann gelten die Verkaufswert-Grenzen nicht mehr, sodass der Zuschlag an den Höchstbietenden erteilt werden kann, selbst wenn das Gebot unter einer Million Euro liegt.
Gleiches gilt – wenn auch in einer ganz anderen Preiskategorie – für ein Haus mit zwei Eigentumswohnungen in der Nähe des Segelflugplatzes. Auch dort wurde bei einem ersten Termin nicht mindestens die Hälfte des Verkehrswertes erreicht, sodass das Haus mit elf Zimmern und 285 Quadratmetern Wohnfläche nun auch für unter 137.000 Euro ersteigert werden kann (Termin: 12. März).
>>> Mindestgebote bei Zwangsversteigerungen
Bei einem Gebot unter 50 Prozent des festgesetzten Verkehrswertes muss der Zuschlag von Amts wegen versagt werden. Bei Geboten zwischen 50 und 70 Prozent des Verkehrswertes kann der Gläubiger die Versagung des Zuschlags beantragen.
Erst bei einem zweiten Termin gelten diese Grenzen dann nicht mehr.