Heiligenhaus. Am Südring in Heiligenhaus entstehen 57 neue Reihenhäuser. Im Internet gibt es Kritik für das Projekt – nicht nur wegen der Preise.
„Die ,Südringterrassen‘ richten sich an Menschen, die großzügigen Platz schätzen oder die Vorzüge einer weitläufigen Dachterrasse mit Panoramablick über das Tal genießen möchten. Hier werden sich Familien, Paare, Selbstständige oder Singles zukünftig wohlfühlen.“ So heißt es in einer Pressemitteilung des Wohnraum-Projektentwicklers „Bonava“. Projektleiter Stefan Crumbach wird in der Mitteilung mit folgenden Worten zitiert: „Die Nachfrage nach Wohnraum in Heiligenhaus ist enorm. Wir haben bereits bei Stadt und SBEG eine lange Liste von Bauinteressierten und verzeichnen zusätzlich eine dreistellige Zahl weiterer Anfragen. So werden die ‚Südringterrassen‘ den gegenwärtigen Bedarf an Wohnraum optimal ergänzen.“
So weit zur Darstellung des Unternehmens. Eine WAZ-Anfrage, wie es mit der vor zwei Monaten gestarteten Vermarktung der insgesamt 57 geplanten Reihenhäuser denn in der Praxis läuft, ließ Bonava bis Redaktionsschluss leider unbeantwortet. So hilft zunächst nur ein Blick auf die Firmen-Homepage, wo aktuell die ersten 13 Reihenhäuser angeboten werden. Diese haben die Gebäuderückseite direkt am Südring. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, befinden sich große Firmenhallen. Die übrigen 44 Häuser, die entlang des Südrings und teilweise etwas zurückliegend an einer Stichstraße entstehen sollen, sind noch gar nicht im Verkauf.
Laut Homepage ist noch kein Haus der Heiligenhauser Südringterrassen verkauft
Kann man den Angaben auf der Firmenhomepage vertrauen, konnte rund zwei Monate nach dem Vermarktungsstart noch keines der Häuser verkauft werden. Auch als „reserviert“ ist ebenfalls noch keines der Gebäude, die im November 2025 fertiggestellt werden sollen, markiert.
Ob das nur daran liegt, dass der Fertigstellungstermin noch in weiter Ferne ist? Oder an den gestiegenen Bauzinsen? Oder an anderen Faktoren? Auf der Facebookseite von Bonava gibt es jedenfalls auch reichlich Kritik für das Projekt.
Kritik am Kaufpreis auf der Facebookseite von Bonava
„Das ist aber wirklich teuer“, schreibt zum Beispiel ein Facebooknutzer: „Da gehen ja locker 2000 bis 2500 Euro monatlich an die Bank“, wünscht er dem Unternehmen „viel Glück beim Käufer finden“. Der Kaufpreis ist auch in anderen Kommentaren großes Thema: „Würd‘ ich gern wohnen, kann sich nur keiner leisten“, schreibt eine junge Heiligenhauserin. Eine andere ortskundige Person sieht es noch kritischer: „Kleine Grundstücke. Keine Privatsphäre. Direkt an der Hauptverkehrsstraße. Viel zu viel Geld.“ In weiteren Kommentaren wird der Preis auf die Schippe genommen: „Ne, für das Geld kaufe ich mir lieber ein Haus!“ – „Warum so billig?“
Das bekommt der Käufer für 599.900 Euro
599.900 Euro soll beispielsweise das Haus „004“ kosten. Wohnfläche 161 Quadratmeter, Grundstücksfläche: 167 Quadratmeter. Fünf Zimmer, ein Bad mit Wanne und bodengleicher Dusche, Gäste-WC, Fußbodenheizung, Dachterrasse, Terrasse, Garten, Außenstellplatz und Garage. Charakteristisch für die „Südringterrassen“-Häuser ist, dass die Wohnfläche auch bedingt durch die Hanglage auf viele Etagen verteilt wird – im konkreten Beispiel auf vier. Auch das sorgt auf Facebook für Kritik: „Für uns Ältere ist das nicht so gut geeignet“, schreibt ein gut vernetzter Heiligenhauser. „Ständiges Treppensteigen im eigenen Haus über die verteilte Wohnfläche (mehrere Wohnebenen) ist bei eingeschränkter körperlicher Mobilität eher belastend. Das erschwert die Hausarbeit. Und auch sonst ist es unpraktisch.“ Bonava hingegen bezeichnet das als „clevere Grundrisslösung“. Das teuerste derzeit angebotene Reihenhaus – das Endhaus 001 mit sieben Zimmern auf 170 Quadratmetern Wohnfläche und einem 200 Quadratmeter großen Grundstück – kostet 635.900 Euro. Unter 599.900 Euro ist nichts zu haben.
Foto zeigt nicht die Heiligenhauser Innenstadt
Einen Kommentar für die Auswahl der Fotos, die auf der Homepage für die Vorzüge des Südringterrassen-Projektes werben sollen, kassierte Bonava auch direkt: So wurde dort eine idyllische Kopfsteinpflastergasse, gesäumt von einem Fachwerkhaus und Stockrosen, mit den Worten „Foto der Kleinstadt in der Umgebung von Heiligenhaus“ präsentiert. „Das Bild mit der Kleinstadt ist sehr nett. So sieht unsere Innenstadt aber nicht aus!“, kommentiert eine Kritikerin. In der Tat war es offenbar ein Foto aus Essen-Kettwig. Und auch der gezeigte Bahnhof Hösel, der die gute ÖPNV-Anbindung zeigen sollte, sei „auch knappe 20 Minuten (mindestens) entfernt“. Nach der Anfrage der WAZ sind plötzlich beide Fotos von der Internetseite verschwunden. Stattdessen fährt dort nun als Fotomotiv der blaue Wuppertaler-Stadtwerke-Bus der Linie 649: Dieser ist zwar in der Realität zwischen Wuppertal und Velbert ZOB unterwegs, aber der Busverkehr in Heiligenhaus ist zumindest besser als die Bahnanbindung.
Neubaugebiet am Südring in Heiligenhaus
27 erschlossene Grundstücke unterhalb der Bonava-Siedlung werden von der Stadt- und Bodenentwicklungsgesellschaft (SBEG) vermarktet.
Dort erwerben Interessenten die unbebauten Grundstücke zum Bodenrichtwert (zwischen 330 und 350 Euro pro Quadratmeter) und können auf diesen dann ihr Haus bauen.
Interessierte können mit Christa Rosche Kontakt aufnehmen unter Rosche-SBEG@heiligenhaus.de; wer sich für ein Bonava-Reihenhaus interessiert, bekommt auf www.bonava.de weitere Informationen.