Essen-Kettwig. Ein Fachwerkhaus in der Altstadt hat ein besonderes Merkmal und ist deshalb über die Grenzen Kettwigs hinaus bekannt. Jeder möchte es sehen.
Die Ruhrstraße in Kettwig wird von den Einheimischen wie auch von Touristen geliebt. Sie ist Teil der Altstadt, wo man noch Fachwerkhäuser sehen kann, die Jahrhunderte überdauert haben. Der Denkmalschutz für die gesamte Altstadt sorgt dafür, dass das auch so bleibt.
Wer die Ruhrstraße besucht, der wird nach dem Haus mit der Nummer 61 suchen, denn es hat etwas Besonders. Ortshistoriker Helmut Wißler, der auch als Fremdenführer agiert, erinnert sich, dass im Sommer Besucher von auswärts kommen und fragen, „dass hier doch gleich das Haus mit dem Schuh“ kommen müsse.
Blechschuh hat eine Sohlenlänge von 105 Zentimetern
In der Tat ist der überdimensionale Schuh aus Zinkblech, mit einer Sohlenlänge von 105 Zentimetern, als Alleinstellungsmerkmal über die Grenzen Kettwigs hinaus bekannt. Und jeder möchte ihn sehen.
Seit etwa 1940 hängt der liebevoll „Riesenlatschen“ genannte Schuh an der Fassade des Hauses, in dem früher einmal ein Schuhladen mit Reparaturwerkstatt beheimatet war. Hausbesitzer Werner Krause (83), der selbst nicht in der Branche tätig war, berichtet, dass mehrere Generationen der Familie Schürmann in dem um 1650 erbauten Fachwerkhaus gewohnt und gearbeitet haben. Die Schuhmacher-Gilde war in Kettwig mit vielen Betrieben vertreten, es war in der Region sogar eine regelrechte Hochburg, so schreibt es Helmut Wißler in einer Broschüre des Heimat- und Verkehrsvereins. Acht Schuhmachermeister hatten in dem damals noch kleinen Kettwig ihre Betriebe geöffnet.
So kam es, dass der Schwiegervater von Werner Krause, der Schuhmachermeister Hermann Schürmann, den an der Fassade des Hauses Ruhrstraße 61 (früher noch Nummer 42) befestigten Riesenschuh von einem Kollegen gekauft hatte und ihn zum Wahrzeichen seines Schuhgeschäftes und der ganzen Ruhrstraße machte. Krauses Ehefrau Irmgard (83) arbeitete bis zum Ende der Schuhmacher-Ära der Schürmanns noch in dem Geschäft der Eltern. 1979 wurde der Betrieb geschlossen. Was blieb, sind jener Blechschuh, der mehrfach restauriert und repariert wurde, und die in Holz gerahmten Schaufenster.
Überarbeitung des „Riesenlatschens“ im November 2023
Zuletzt geschah eine Überarbeitung des „Riesenlatschens“ im November 2023. Woraufhin sich etliche Kettwiger fragten: Wo ist denn der Schuh?, erzählt Helmut Wißler, der sich zuletzt um die Aufarbeitung der Geschichte der Schuhmacher-Gilde in Kettwig besonders bemüht hat. Nun sei der Schuh an gewohnter Stelle zurück. „Diese relativ kleinen Objekte“, so Helmut Wißler, „werden wahrgenommen und sind identitätsstiftend“.
Das seit ewigen Zeiten im Besitz der Familie Schürmann befindliche Haus Ruhrstraße 61 sieht in der heutigen schicken Häuserzeile unscheinbar aus. Von Fachwerk ist nichts zu sehen, obwohl es in dieser Weise gebaut wurde.
Die Fachwerkfassade ist zum Schutz verkleidet worden
Aus einer Analyse zur historischen Stadtgestalt Kettwigs (publiziert 1992) geht hervor, dass ein Umbau des Hauses stattgefunden hat. Die ehemalige barocke Haustür, eine sogenannte Klön-Tür, ist nun am rückwärtigen Eingang angebracht. Dieses Gutachten bestätigt auch die etwaige Entstehungszeit des Hauses Mitte des 17. Jahrhunderts.
In der neueren Zeit, genaue Daten konnten weder die Hausbesitzer noch der Ortshistoriker bestätigen, wurde die vordere Fachwerkfassade umgearbeitet und verputzt. Das Fachwerk auf der Rückseite des Hauses sei, um vor der Witterung besser geschützt zu sein, mit schiefer ähnlichen Platten verkleidet worden, berichtet das Eigentümerpaar Krause. Diese Arbeiten seien hauptsächlich in Eigenleistung durchgeführt worden.
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