Heiligenhaus. 33 Jahre lang war Michael Poppe Rettungsassistent. Einige Einsätze, wie den Flughafenbrand in Düsseldorf, kann er nicht vergessen.

In seinen 33 Berufsjahren als Rettungsassistent hat Michael Poppe so manches erlebt: Er denkt zum Beispiel an den Arzt, der im Jahr 2000 an der Dresdener Straße seine Familie und sich selber getötet hatte.

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Ausgerechnet an Heiligabend ereigneten sich immer wieder schlimme Unfälle: Da wurde eine Krankenschwester vor dem Besuch ihrer Eltern überfahren. Ein anderes Mal kam es auf der Ruhrstraße zwischen Heiligenhaus und Kettwig zu einem schweren Unfall mit fünf Schwerverletzten.

Flughafenbrand: Notarzt bemühte sich vergeblich um das Leben eines jungen Patienten

Beim Brand des Düsseldorfer Flughafens 1996 war die Heiligenhauser Feuerwehr auch gefragt. Michael Poppe musste mit ansehen, wie sich ein Notarzt vergeblich um das Leben eines Jungen bemühte. „Es gibt Dinge, die hinterlassen Kratzer auf der Seele. Da ist es dann nicht wert, sich über eine nicht zudrehte Zahnpastatube aufzuregen.“

Michael erlebte Brandanschlag in Ratingen am Funk in der Leitstelle mit

Und dann war noch Brandanschlag auf Polizei und Feuerwehr im Mai in Ratingen-West. Michael Poppe hatte Dienst am Funk in der Ratinger Wache und bekam so das ganze Drama mit. Seit acht Jahren kooperieren die Rettungsdienste von Heiligenhaus und Ratingen. „Wir hätten sonst keinen Rettungswagen mehr in Heiligenhaus“, weiß Michael Poppe, der die Zusammenarbeit unterstützte, wobei ihm wichtig war, dass die Kollegen das auch wollten.“

Zuletzt machte Michael Poppes Rücken Probleme

Weil der Rücken Probleme machte, fuhr er zuletzt an seinem Dienstort Ratingen nicht mehr den Rettungswagen, sondern den Notarzt, die Drehleiter oder arbeitete in der Leitstelle. In den Ruhestand verabschiedet wurde Michael Poppe durch den Heiligenhauser Bürgermeister Michael Beck, der die Verschleißerscheinungen nach Jahrzehnten des Feuerwehr- und Rettungsdienstes sehr gut nachvollziehen kann: „Mein Vater war auch gelernter Kfz-Schlosser und bei der Solinger Berufsfeuerwehr tätig. Er bekam Rückenprobleme und war deshalb zuletzt auf der Leitstelle tätig.“

Wie es bei Beamten üblich ist, überreichte der Heiligenhauser Verwaltungschef die Entlassungsurkunde, dazu gab es ein Wimmelbild von Heiligenhaus: „Das ist eine Sonderedition, die sonst nicht erhältlich ist. Aber die Feuerwehr ist mehrmals berücksichtigt.“

Michael Poppe war es immer wichtig, sein Wissen weiterzugeben, wie hier 2015 bei einem Erste-Hilfe-Kurs an der Gesamtschule Heiligenhaus (Archivbild).
Michael Poppe war es immer wichtig, sein Wissen weiterzugeben, wie hier 2015 bei einem Erste-Hilfe-Kurs an der Gesamtschule Heiligenhaus (Archivbild). © FUNKE Foto Services | H.W. RIECK

Ratinger Feuerwehrchef lernte Poppe während des Zivildienstes in Heiligenhaus kennen

Bei der offiziellen Verabschiedung mit dabei war der Ratinger Feuerwehrchef René Schubert: „Uns ist es immer wichtig, es zu würdigen, wenn Kollegen von Bord gehen“. Neben der guten Zusammenarbeit verbindet die Beiden, dass man sich lange kennt: Der heutige Chef der Ratinger Berufswehr hatte seinen Zivildienst bei der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenhaus absolviert und dabei „das prägende Gesicht des Rettungsdienstes“ kennengelernt.

Der Heiligenhauser Personalratsvorsitzende Stefan Kondring schnupperte als Zivi ebenfalls beim Rettungsdienst rein und hat immer noch höchsten Respekt vor dem Fachwissen des Kollegen. Kerstin Ringel, die Leiterin des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung, lobte den jederzeit ansprechbaren Partner: „Auch wenn du frei hattest: Du warst immer da.“

Dreimal pro Nacht aufstehen: „Irgendwann hast du die Faxen dicke!“

Michael Poppe verschiedet sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus dem Dienst: „Wenn Du jeder Nacht dreimal aufstehen musst, hast du irgendwann die Faxen dicke.“ Sein großes und praktisches Wissen in Sachen Erstversorgung und Hilfe in Notfällen wird Poppe weitergeben: Er bringt sich mit seiner Expertise als Dozent in der Firma seiner Frau Jenny ein, um Mitarbeiter von Firmen, sozialen Einrichtungen und Vereinen zu schulen, was zu tun ist, wenn etwas passiert.

>>> Rettungsdienst in Heiligenhaus

Für medizinische Notfälle sind in Heiligenhaus zwei Rettungswagen stationiert, von denen einer durchgängig und ein weiterer täglich von 8 bis 20 Uhr durch den Rettungsdienst Ratingen-Heiligenhaus besetzt ist.

Sollte ein Notarzt nötig sein, schickt die Leitstelle in der Regel das Notarzteinsatzfahrzeug von der Feuer- und Rettungswache Velbert.