Düsseldorf. Frank Alfred P. soll lebenslang in Haft für den Feuerangriff auf Einsatzkräfte in Ratingen. Dagegen hat sein Anwalt Revision eingelegt.
Die Explosion in einem Hochhaus in Ratingen wird nun den Bundesgerichtshof beschäftigen. Frank Schubert, Verteidiger von Frank Alfred P., der wegen versuchten Mordes in fünf Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, hat fristgerecht Revision eingelegt. Das bestätigte am Mittwoch eine Sprecherin des Düsseldorfer Landgerichts. Schubert hatte eine Verurteilung lediglich wegen schwerer Körperverletzung beantragt. Begründen muss er den Revisionsantrag erst später.
Bei der verheerenden Explosion im Mai, die der Angeklagte im zehnten Stock mit Absicht herbeigeführt haben soll, wurden zwei Polizisten, vier Feuerwehrleute, zwei Rettungssanitäter und ein Notarzt zum Teil lebensgefährlich verletzt. Acht der neun Opfer würden absehbar bleibende Schäden zurückbehalten, hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt. Die Polizistin blieb über Monate im künstlichen Koma. Der fürchterliche Angriff auf Menschen, die anderen oft genug das Leben retten, löste bundesweit Bestürzung aus.
Brandanschlag in Ratingen: Besondere Schwere der Schuld festgestellt
Am vergangenen Mittwoch war der Angeklagte wegen versuchten fünffachen Mordes, schwerer und gefährlicher Körperverletzung zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Zudem stellte das Gericht die besondere Schwere der Schuld fest – P. kann also nicht schon nach 15 Jahren freikommen: Die sonst zulässige Aussetzung des Rests der lebenslangen Freiheitsstrafe zur Bewährung ist ausgeschlossen. Frank Alfred P. nahm das Urteil regungslos entgegen. In seiner Urteilsbegründung erklärte der Richter, Frank Alfred P. habe grob menschenverachtend und sittlich auf der niedrigsten Stufe gehandelt. Die Opfer, die er angegriffen hat, haben aus Sicht des Richters den von P. verhassten Staat repräsentiert. Dass er den Staat hasste, geht aus mehreren Aufzeichnungen hervor.
Staatsanwältin wirft Angeklagtem besonders gefühllose, mitleidlose Gesinnung vor
Der Angeklagte habe neun Einsatzkräfte ermorden wollen, hatte Staatsanwältin Laura Neumann in ihrem Plädoyer betont. Dabei sei er mit einer „besonders gefühllosen, mitleidlosen Gesinnung“ vorgegangen. Dass alle Opfer nach einem monatelangen Kampf der Ärzte den Angriff schwer gezeichnet überlebten, sei reines Glück gewesen. Der 57-Jährige nahm die Vorwürfe wie alles andere in diesem Prozess schweigend zur Kenntnis.
Sein Verteidiger Frank Schubert fordert im Plädoyer, dass sein Mandant wegen schwerer Körperverletzung und schwerer Brandstiftung zu belangen sei, nicht wegen neunfachen Mordversuchs. „Es gibt erhebliche Zweifel an der Schwere der Schuld. Die besteht im Entzünden. Aber die Folgen, also welchen Weg das Feuer nehmen würde, konnte Herr P. nicht vorhersehen.“ Einem Laien müsse nicht klar sein, dass eine Verpuffung dieser Art entstehe. Zudem spreche Vieles dafür, dass er die Polizistin, die die brennbare Flüssigkeit abbekam, nicht wahrgenommen habe.
Gewaltiger Feuerball steckt Einsatzkräfte in Brand
Der Einsatz am 11. Mai in Ratingen schien zunächst reine Routine. Polizei und Rettungskräfte betraten die Wohnung, in der der Mann mit seiner Mutter lebte, weil sie dort eine hilfsbedürftige Person vermuteten. Doch plötzlich erschien der 57-Jährige und goss mehrere Liter Benzin auf die Einsatzkräfte und zündete es sofort an. Den Ermittlungen zufolge entwickelte sich ein gewaltiger Feuerball, der neun Einsatzkräfte in Brand steckte und teils lebensgefährlich verletzte. Bodycams der Einsatzkräfte haben das ganze Geschehen aufgezeichnet.
- Schockierender Film in der Bodycam
- Das erzählen die Opfer
- Was geschah beim Anschlag - eine Rekonstruktion
In den Minuten danach wurden rund 650 Einsatzkräfte rund um das Hochhaus zusammengezogen. Schließlich überwältigten Spezialkräfte den 57-Jährigen. In seiner Wohnung fanden sie die bereits stark verweste Leiche seiner verstorbenen Mutter.
Covid-Untersuchung bezeichnete er als „Impfstoff des Teufels“
Eine Untersuchung durch einen psychiatrischen Gutachter hatte der Angeklagte abgelehnt. So trug ein Sachverständiger vor Gericht ein paar Informationen über den Ratinger zusammen. Offensichtlich habe die Corona-Pandemie in der Gedankenwelt des 57-Jährigen bis zuletzt eine große Rolle gespielt. Die Covid-Impfung bezeichnete er in handschriftlichen Notizen, die in seiner Wohnung gefunden wurden, als „Impfstoff des Teufels“, staatliche Institutionen wie das Arbeitsamt als „Werkzeuge des Teufels“.
Als sich 2022 der Gesundheitszustand seiner Mutter verschlechterte, schrieb er an Ärzte und Krankenkassen wütende Briefe, gab ihnen die Schuld am schlechten Zustand der alten Frau, formulierte Verschwörungstheorien und griff staatlichen Institutionen an.