Heiligenhaus. Monika Bröcker möchte gern ihren Ruhestand genießen, es gibt aber ein großes Problem. Darauf macht sie jetzt auf besondere Weise aufmerksam.
„Wer will meinen Wolleladen übernehmen? Ich möchte endlich in Rente“ – ein Schild mit dieser Aufschrift hängt sein ein paar Tagen an „Monikas Lädchen“ und hat bereits für Aufsehen in den sozialen Netzwerken gesorgt. Monika Bröcker sucht (auch) auf diesem Wege nach einer Nachfolgerin, die ihren Laden für Strick- und Häkelzubehör im Rathaus-Center übernehmen möchte.
„Im schlimmsten Fall bin ich noch bis September 2024 hier“, erzählt Monika Bröcker, wie lange sie höchstens noch in ihrem Laden anzutreffen ist – lieber wäre es ihr aber, bereits eher in Rente zu gehen.
Der Mietvertrag für „Monikas Lädchen“ in Heiligenhaus ist schon gekündigt
Die 75-Jährige hat ihren Mietvertrag schon gekündigt, hofft aber immer noch darauf, im kommenden Jahr keinen großen Ausverkauf starten zu müssen, sondern ihr Geschäft an eine Nachfolgerin übergeben zu können. Seit 19 Jahren führt sie „Monikas Lädchen“, zuerst an der oberen Hauptstraße, seit August 2014 in direkter Nachbarschaft zum Rathaus.
Und sie erinnert sich lächelnd, wie sie selbst damals diesen völlig neuen Berufsweg einschlug. „Ich war eigentlich in der Industrie tätig. Aber die Firma, für die ich gearbeitet habe, wurde verkauft und ich hätte nach Süddeutschland gehen müssen, um weiter dort angestellt zu bleiben.“
Monika Bröcker wollte bei Familie und Freunden in Heiligenhaus bleiben
Das kam für sie nicht infrage – Familie, Freunde und Lebensmittelpunkt hielten sie in Heiligenhaus. „Ich wollte dann eine Freundin an der Nordsee besuchen und die bat mich, ihr ein Knäuel Sockenwolle mitzubringen. Deswegen bin ich in den Woll-Laden neben der „Aulen Schmet“ gegangen. Dort standen überall Kartons und die Inhaberin sagte, dass es ihr leid tue, aber sie gäbe den Laden auf.“ Bröcker äußerte ihr Bedauern – und bekam die spontane Antwort, dass sie den Laden ja gern übernehmen könne.
Mit 56 wagte die Heiligenhauserin das „Experiment Wollladen“
„Der Mann meiner Freundin an der Nordsee, die ich dann ohne Wolle besucht habe, war Unternehmensberater. Der hat mir was ausgearbeitet und gefragt, ob ich mir zutraue, soundsoviel Wolle pro Woche zu verkaufen.“ Bröcker wusste es nicht, entschloss sich dann aber, das Experiment zu wagen. „Ich war 56. Mich hätte sowieso niemand mehr angestellt und mehr als schiefgehen konnte es ja nicht.“
Viel Lehrgeld bezahlt – aber der Laden lief
Viel Lehrgeld habe sie bezahlt, der Laden aber lief. Und als der damalige Bürgermeister Jan Heinisch sie bei einer Stickrunde, zu der er traditionell einmal im Jahr zu Vorweihnachtszeit zum Plaudern dazustieß, fragte, ob sie nicht Interesse an einem größeren Ladengeschäft habe, sagte Monika Bröcker ja. Der Umzug ins Rathaus-Center folgte, wo es nun Stickgarne, Knöpfe, Häkel- und Strickwerkzeug, Anleitungen und Wolle über Wolle zu kaufen gibt.
Strickkreis-Teilnehmerinnen loben Monika Bröcker
„Hier kann man immer auch zwischendurch vorbeikommen und Fragen stellen, wenn es mit dem aktuellen Strickprojekt hakt. Monika ist immer freundlich und berät sehr gut“, loben die drei Damen, die an diesem Donnerstagnachmittag zum Strickkreis in den Laden kommen sind.
Gemeinsam mit fünf anderen geben sie sich dann gegenseitig Hilfestellungen, plaudern viel und über alle Themen und stricken, was jeder gerade so gefällt. „Ich möchte, dass Stricken weiterhin ein Thema ist in Heiligenhaus“, sagt Monika Bröcker. Sie möchte ihren Laden mit Inhalt und Möbeln zu einem Festpreis übergeben – und hofft, dass jemand soviel Herzblut investieren will wie sie bisher, „Mich hat der Spaß daran bis jetzt gehalten, aber nun will ich in Rente gehen.“