Heiligenhaus. Kein Tag ohne Überraschung beim großen Umbau des Gebäudes an der Hauptstraße. Wie der Stand der Dinge ist und wer dort wann eröffnet.
Es ist neben dem Pavillon auf dem Rathausplatz der wohl prominenteste Leerstand im Heiligenhauser Zentrum: der frühere Rewe-Markt an der Hauptstraße – oberhalb des Basildonplatzes. Seit die Rewe-Tochter Akzenta ins Forum Hitzbleck gezogen ist, steht die zuvor lange von Bernd Wacket betriebene Supermarkt-Fläche zwischen Rathaus und Neuem Pastorat leer.
Anfang 2022 wurde dann bekannt, dass die Stadt Heiligenhaus – profitierend von einer Förderung der Grunderwerbsnebenkosten – das 1960 errichtete Gebäude, in dem sich auch Wohnungen und eine Praxis befinden, gekauft hat. Für rund 1,8 Millionen Euro, wie Stadtkämmerer Björn Kerkmann der WAZ nun erstmals verriet.
Erst viele Interessenten für Rewe-Immobilie in Heiligenhaus, aber dann ...
Danach passierte erst einmal nichts – jedenfalls nichts Sichtbares. Hinter verschlossenen Türen wurde allerdings laut Kerkmann intensiv verhandelt, denn Ziel der Stadt sei stets gewesen, eine attraktive Folgenutzung zu finden. Es habe auch zahlreiche Interessenten und interessante Gespräche gegeben, so der Kämmerer weiter. Doch mit Beginn des Krieges in der Ukraine, Lieferengpässen und steigenden Preisen im Lebensmittelbereich sei ein Interessent nach dem anderen abgesprungen. Übrig blieb am Ende „Netto“ – die Discounter-Tochter von „Edeka“, die am Ende dann auch einen längerfristigen Mietvertrag unterschrieb.
Discounter bezahlt Mietpreis im fünfstelligen Bereich an die Stadt Heiligenhaus
Der monatliche Mietpreis: im fünfstelligen Bereich. „Wir verdienen also mit der Immobilie etwas“, sagt Kämmerer Kerkmann. Die Renditeerwartung der Stadtverwaltung sei aber eben niedriger als die eines großen Investors, begründet er, warum sich das Interesse an der Fläche in der freien Wirtschaft offenbar in Grenzen gehalten hatte. Neben der „Netto“-Miete für rund 960 Quadratmeter Verkaufsfläche plus Lagerflächen im Untergeschoss komme ja auch noch die Miete für Wohn- und Praxisflächen im Gebäude sowie für die neuen vermietbaren Tiefgaragenplätze mit Zufahrt vom Basildonplatz (von dort wird es übrigens auch künftig einen Aufzug zum Discounter geben) hinzu.
Fakt ist aber auch: Die Kosten für Umbau und Renovierung übersteigen den Kaufpreis – auch wenn die energetische Sanierung mit einer knappen Million Euro gefördert wird.
Investitionen in den Brandschutz auf der Baustelle in Heiligenhaus
Seit Jahresbeginn wird in dem Gebäude gearbeitet – in enger Abstimmung mit dem neuen Hauptmieter. Und es habe auch schon einige böse Überraschungen gegeben, sagt Sascha Glesius, Fachbereichsleiter Gebäudeunterhaltung in der Stadtverwaltung. Verlässliche Pläne vom Gebäude gibt es nicht – und so wurden in der Dachkonstruktion gleiche mehrere Zwischendecken gefunden, in den Kühlräumen gab es Schadstoffe, die professionell entsorgt werden mussten, der Estrich wurde herausgerissen, weil er aus unterschiedlichen Belägen bestand und den aktuellen Traglasten nicht mehr gewachsen war.
Und dann natürlich der Brandschutz: „Man hat früher Dinge hingenommen, die heute nicht mehr zu akzeptieren sind“, sagt Glesius. So wurde die Stahlträgerkonstruktion im Dachbereich durch eine spezielle Beschichtung auf „F90“-Standard gebracht. Heißt: Ein Feuer könnte dort 90 Minuten wüten, bevor die Konstruktion nachgibt. Bisher war es „F0“ – also null Minuten.
Künftig wird es nach oben keine Zwischendecke mehr geben – der Blick auf die Dachkonstruktion soll den Industriecharme unterstreichen.
„Plötzlich“ Wasser unter der Bodenplatte
Böse Überraschungen gab es aber auch unten – im Boden: Als die Bodenplatte im Bereich der neuen Tiefgarage geöffnet wurde, stand plötzlich Wasser in mehreren Kammern. „Wir haben zunächst vermutet, dass eine Wasserleitung getroffen wurde“, sagt Glesius – obwohl laut den existierenden Plänen dort keine hätte sein dürfen. Ein Notfallplan wurde aktiviert – und erst einige Untersuchungen später stand fest: Es handelt sich um Regen- oder Grundwasser, offenbar beim Bau des Gebäudes genau so geplant bzw. einkalkuliert.
Supermarkt-Fläche soll noch im November an „Netto“ übergeben werden
„Es vergeht eben kein Tag ohne Überraschung“, so Glesius. Dennoch: Der ambitionierte Zeitplan soll gehalten werden. Mitte November soll die Ladenfläche an den Mieter übergeben werden, der dann dort noch im Dezember eröffnen könnte. Auswirkungen auf den bestehenden „Netto“-Markt an der Rheinlandstraße soll das – zumindest nach Kenntnis der Stadtverwaltung – nicht haben. Dieser solle nach aktuellem Stand der Dinge bestehen bleiben, sagt Kerkmann, der auch darüber im Austausch mit dem Discounter ist. Er geht davon aus, dass der neue Standort eher für kleinere Einkäufe in der Mittagspause genutzt werde – der bestehende „Netto“ für den Wochenendeinkauf. Das ergänze sich dann doch gut.