Heiligenhaus. Wenn sie auf den Straßen in Heiligenhaus unterwegs ist, fällt Louise auf. Ihr Dodge hat ein kanadisches Kennzeichen. Die Geschichte dahinter.
Ein Autofahrer, der in Heiligenhaus-Isenbügel unterwegs ist, reibt sich verwundert die Augen: Hat das Fahrzeug vor ihm tatsächlich ein kanadisches Kennzeichen aus der Provinz Québec? Tatsächlich! Und am Steuer des wuchtigen silbernen Dodge sitzt eine zierliche blonde Frau: Louise. Sie kommt aus Kanada – aus Montreal genauer gesagt. Und das Auto auch.
Die Geschichte, warum die 67-Jährige zuletzt mehrere Wochen in Heiligenhaus verbracht hat, beginnt vor rund sechs Jahren. Und sie beginnt in Südafrika. Dort war die Kanadierin Louise gemeinsam mit zwei Deutschen und zwei Belgiern auf einer Safari. Alle verstanden sich untereinander sehr gut. Vor allem die Heiligenhauserin Barbara Gutzeit und Louise hatten in dieser Zeit viel Spaß miteinander – und so blieben sie seit 2017 auch immer in Kontakt.
Im Dodge quer durch die USA – und jetzt nach Heiligenhaus
Und eigentlich wollte die Kanadierin schon längst einmal einen ausgedehnteren Europa-Trip mit ihrem Minivan, der über ein ausklappbares Dach verfügt, unternehmen. Alles war auch schon geplant – dann machte ihr Corona zunächst einen Strich durch die Rechnung. Und so rückte der Plan erst einmal wieder in weite Ferne. So unternahm sie mit ihrem Dodge Caravan beispielsweise erst einmal eine Reise quer durch die USA nach Mexiko. 6300 Kilometer – eine Strecke wohlgemerkt.
Als dann die Europa-Planung wieder konkreter wurde, erneuerte Barbara Gutzeit ihre Einladung für ein Wiedersehen der beiden Frauen – statt in Südafrika diesmal in Heiligenhaus. Und dieses Mal gab es keine Gründe, die das verhindern konnten. Nur der Atlantik zwischen Kanada und Europa machte das Unterfangen kompliziert, denn die Kanadierin wollte unbedingt mit ihrem eigenen Auto kreuz und quer durch Europa reisen.
Verschiffung des Autos kostete rund 2400 Euro
Sie recherchierte – und fand eine Möglichkeit, das Auto verschiffen zu lassen – allerdings ging das nur von Halifax, gute zwölf Stunden Fahrt und 1200 Kilometer von ihrem Wohnort Montreal entfernt. Auch das hinderte die lebenslustige Frau, die vor dem Ruhestand als Mediatorin für die kanadische Regierung gearbeitet hat, nicht: Zwei Wochen später und rund 2400 Euro für die Verschiffung ärmer, konnte sie ihr Auto in Antwerpen wieder in Empfang nehmen.
Im „Puppenhaus“ gibt es fast alles - im Miniaturformat
Zunächst erkundete sie Belgien und Holland – wo sie pünktlich zur Tulpenblüte war. Und dann ging es weiter nach Frankreich – ein sprachliches „Heimspiel“ für Louise. Die Bretagne gefiel ihr besonders gut – obwohl es dort fast nur regnete –, in der Provence war das Wetter deutlich besser. Jede Nacht schlief sie in ihrem Auto, in ihrem „Dollhouse“, wie sie selbst liebevoll sagt. Im „Puppenhaus“ gibt es eine Küchenzeile und ein Bett – halt alles im Miniaturformat. Dass die rechte Seite des Autos durch eine übersehene Mauer auf einem Campingplatz etwas mitgenommen aussieht: kein Problem.
Louise musste in Heiligenhaus nicht im Auto schlafen
Auf den Besuch bei Barbara habe sie sich besonders gefreut – und so verbrachten die beiden auch rund drei Wochen miteinander – das Auto auf der Einfahrt in Isenbügel, Louise im Gäste-Appartement. Gemeinsam waren sie in den größeren Städten in der Umgebung: Köln, Düsseldorf – natürlich.
Was die Kanadierin über Heiligenhaus und die Umgebung sagt
Genau so gut gefallen haben der Kanadierin aber auch die kleinen Städtchen und auch Heiligenhaus selbst. Die Lebensqualität sei hoch, viel Natur, aber dennoch kurze Wege. Nur fünf Minuten zu Fuß in ein gutes Restaurant – das sei in Kanada selten. Tolle Wandermöglichkeiten gebe es und das Eis sei lecker – besonders die Sorte „Saure Sahne“ in einer Kettwiger Eisdiele – und dazu noch viel günstiger als in Kanada, wo eine Kugel schnell umgerechnet fünf Euro kostet.
Spannend ist für die Kanadierin, dass man auf deutschen Straßen so schnell fahren darf, wie man möchte – wobei sie das dann doch lieber Freundin Barbara bei einem Ausflug nach Sylt überlassen hat.
Jetzt geht es für die Kanadierin weiter in Richtung Süden
Nun geht es weiter nach Süden – über Frankfurt, wo Barbara Gutzeits Tochter lebt – Richtung Schweiz und Italien. Genaue Pläne macht Louise nicht – zu schnell können sich diese ändern. „Ich hatte zum Beispiel nicht daran gedacht, dass es jetzt schon viel früher dunkel und auch kälter wird“, sagt sie. Zudem verlässt sie sich gern auf Tipps von Menschen, die sie unterwegs trifft – das seien die besten Guides. „Man hat nur ein Leben“, sagt die lebensfrohe Frau und rät: „Höre nicht auf deine Ängste – lebe einfach“.
Die Erlebnisse und Begegnungen auf den Reisen seien so wertvoll – und für immer im Gedächtnis. „Je me souviens“ steht auf ihrem Nummernschild – „Ich erinnere mich“ – das offizielle Motto von Quebec, aber es gilt auch für Louise.