Heiligenhaus. Läden dieser Art gibt es nicht mehr viele – und so finden viele Modellbauer und Fans von altem technischem Spielzeug den Weg zu Gudrun Althof.
An den Wänden stapeln sich in den Regalen bis hoch hinauf unzählige Kartons mit Modellbausätzen für Flugzeuge, Schiffe und Autos, es gibt Carrera-Bahnen, Märklin-Autos, Slotcars von Revell und Ersatzteile für diese, Bastelwerkzeug, Kleber, Farben und Pinsel. Kurz: Gudrun Althofs Laden ist ein wahres Paradies für Fans von technischem Spielzeug, für Modellbauer und -rennfahrer.
Gudrun Althof spielte als Kind mit Matchboxautos statt mit Puppen
„Ich bin in einem kleinen Dorf mit lauter Jungs aufgewachsen. Meine Puppen sind in der Ecke gelandet, dafür fand ich Matchbox-Autos ganz großartig, sehr zum Erstaunen meiner Eltern“, erklärt Gudrun Althof schmunzelnd ihre Vorliebe für Fahrzeuge aller Art. Mit 15 besuchte sie mit ihrem Opa eine Versteigerung, auf der die beiden ein ILO-Motorrad erwarben, das sie nach einer Instandsetzung begeistert fuhr. „Autos und Motorräder in jeder Form haben mir immer schon gefallen“, erinnert sich Althof (68) gern zurück.
Die alte Faller-Bahn wurde den Kindern schnell zu langsam
Die Begeisterung trat ein wenig in den Hintergrund, als Gudrun Althof eine Familie gründete und insgesamt fünf Kinder bekam, wurde aber jäh wieder geweckt, als die Althofs einen Ausflug nach Düsseldorf unternahmen. „Da haben wir uns an „Menzels Lokschuppen“ die Nasen plattgedrückt, die Kinder waren völlig begeistert von den Modellautos und Rennbahnen“, erinnert sich die begeisterte Sportlerin, die vielen auch in ihrer Funktion als Vorsitzende des TV Hösel bekannt ist. „Mein Mann hatte noch eine Faller-Bahn auf dem Dachboden, die haben wir dann aufgebaut und sie wurde auch genutzt, das war den Kindern aber irgendwann zu langsam.“
So kam Gudrun Althof zu ihrem Laden in Heiligenhaus
Eine Tyco-Bahn zum Rennenfahren folgte und in den 90er-Jahren entdeckte Gudrun Althof die Börsen für sich. „Dort konnte man Autos kaufen, die es beim Hersteller schon nicht mehr gab, wir haben die Kleinserienhersteller kennengelernt und viele Bekanntschaften geschlossen.“ Irgendwann fragte sie ein Bekannter, ob sie nicht auch verkaufen wolle – und Althof, die sich liebend gern mit Menschen unterhält und ohnehin das technische Interesse an den Fahrzeugen hatte, sagte zu. „Ich habe ihm vorher ein Loch in den Bauch gefragt zu den technischen Funktionen, denn ich wollte verstehen, was ich verkaufe“, erzählt Gudrun Althof – und grinst dann breit: „Und ich hatte eine diebische Freude daran, als einer der ersten Kunden auf meine Frage, ob ich ihm helfen könne, sagte, er wolle auf meinen Mann warten und ich ihm dann erklären konnte, dass das mein Laden ist.“
Solche Läden sterben aus: Ladeninhaberin bezeichnet sich als „Dinosaurier“
Seit 2000 verkauft sie an der Hauptstraße gegenüber der Alten Kirche technisches Spielzeug an Kunden, die aus dem gesamten Ruhrgebiet, aus der Region Köln/Bonn und sogar aus dem Münsterland kommen. „Ich bin sowas wie ein Dinosaurier. Läden dieser Art gibt es nicht mehr viele – und viele Kunden sind Stammkunden, die immer mal wieder vorbeischauen.“
Auf der Suche nach Neuware oder nach Stücken aus aufgekauften Sammlungen ist eine Sache wichtig und zu beachten: „Ist ein Modell erst einmal aufgebaut, verliert es quasi seinen ganzen Wert“, erklärt Gudrun Althof. Verkäuflich sind deshalb eigentlich nur neue Bausätze.
Kunde aus Mülheim schätzt die Auswahl – gerade bei alten Sachen
Einer ihrer Kunden ist Andreas Mende, der aus Mülheim kommt. „Die Auswahl hier ist wunderbar, es gibt auch alte Sachen“, freut sich der Modellbauer, der nach einem Schiff schauen möchte. „An der Takelage von Segelschiffen sitzt man ewig. Ich kenne Leute, die bauen über Jahre an einem Modell“, erzählt Mende, der „in der Jugend exzessiv gebaut“ hat und dies mittlerweile zur Entspannung tut. „Man braucht Konzentration und Geduld“ – denn es werden nicht nur Teile zusammengesetzt, sondern auch grundiert, lackiert und geklebt.
Was Gudrun Althof an ihrem Laden und Job so liebt
Was Gudrun Althof an ihrem Laden besonders liebt? „Die Menschen, die herkommen! Sie erzählen mir Geschichten, gehen in ihrem Hobby völlig auf. Ich kenne einen Über-80-Jährigen, der baut Dioramen für Museen. Und ein Kunde hat sich an einem Häuschen im Verhältnis 1:220 versucht, da sitzt man dann definitiv mit einer Lupe.“ Zum Vergleich: Das gängige Verhältnis beim Modellautobau ist 1:24. Selber baut Gudrun Althof übrigens keine Modelle zusammen – „dafür fehlt mir die Zeit“, sagt sie lachend.
Geöffnet ist der Laden von Gudrun Althof an der Hauptstraße 217 in Heiligenhaus Mittwoch und Samstag von 11 bis 14 Uhr und freitags von 16 bis 19 Uhr.