Heiligenhaus. Die Karl-Heinz-Klein-Halle ist keine Flüchtlingsunterkunft mehr, die Möbel lagern aber seit Monaten noch dort. Nun gibt es eine Lösung.

Es ist eigentlich ein schönes Ritual: Nach dem Basketball-Training kommen Heinz-Dieter Faupel und seine Mitspieler gern noch im Clubraum der Karl-Heinz-Klein-Halle in Heiligenhaus zusammen, um noch ein wenig zu klönen. Doch das geht derzeit nicht: Denn in dem Raum, der von Vereinen gern genutzt wird, lagern derzeit die Betten, die zuvor in der kleinen Halle standen, als diese noch Flüchtlingsunterkunft war – dazu andere Dinge wie Bodenbeläge und Trennwände.

„Eines Tages standen wir vor dem Raum, der so vollgestellt war, dass an ein Zusammensitzen nicht zu denken war“, erinnert sich Faupel. „Wir haben dann etwas Platz freigeräumt, aber mit Gemütlichkeit hat das nichts mehr zu tun.“

Im Mai sah Stadt Heiligenhaus keine andere Lager-Möglichkeit

In Verwaltung und Politik ist das Thema bereits seit längerer Zeit bekannt – und war auch schon Thema im Ausschuss für Bildung und Sport: Der Erste Beigeordnete Björn Kerkmann sagte dort im Mai, dass die Verwaltung froh sei, „dass die Halle zunächst wieder zugänglich gemacht werden konnte“. Fakt sei jedoch, auch, dass nicht klar sei, wann Heiligenhaus wieder mit einer größeren Zuweisung von Flüchtenden zu rechnen habe.

Bettenlager im Clubraum der Karl-Heinz-Klein-Halle in Heiligenhaus: Zwar haben die Sportler ein bisschen Platz freigeräumt, aber gemütlich ist es dort derzeit nicht.
Bettenlager im Clubraum der Karl-Heinz-Klein-Halle in Heiligenhaus: Zwar haben die Sportler ein bisschen Platz freigeräumt, aber gemütlich ist es dort derzeit nicht. © Faupel

Stadt muss bei Zuweisung innerhalb von 48 Stunden reagieren

Kerkmann erläuterte, dass die Stadt für diesen Fall Kapazitäten bereithalten und die Halle notfalls innerhalb von 48 Stunden entsprechend herrichten müsse. Aus diesem Grund sei es notwendig, den Clubraum als Lager zu nutzen – Alternativen sah Kerkmann zumindest zum damaligen Zeitpunkt nicht.

Auf WAZ-Nachfrage erläuterte Stadtsprecher Peter Parnow, dass es insgesamt wenig städtische Lagerflächen in Heiligenhaus gebe – und diese im konkreten Fall ja auch bestimmte Anforderungen erfüllen müssten. „Der Raum muss beispielsweise trocken sein, sonst haben wir ganz schnell ein Schimmel-Problem“, so Parnow in der vergangenen Woche.

Diese Lager-Lösung hat die Stadt Heiligenhaus gefunden

Doch nun gibt es gute Nachrichten für die Sportler: „Wir räumen die Betten noch diese Woche raus“, sagt Björn Kerkmann. Das Haus Selbeck, das die Stadt Mitte August bei einer Zwangsversteigerung erworben hat, biete entsprechende Lagermöglichkeiten, so Kerkmann. „Ich habe ja volles Verständnis für die genervten Sportler – und freue mich, dass wir jetzt eine Lösung haben – aber vorher ging es halt leider wirklich nicht anders.“

Weiter angespannte Situation in Heiligenhaus: Zu wenig Platz für Flüchtlinge

In welcher Zwickmühle die Stadt steckt, zeigt ein Blick auf die Zahlen, die zwar aus dem April 2023 stammen, sich aber nicht grundlegend verändert haben: 394 Personen waren zum damaligen Zeitpunkt in städtischen Unterkünften bzw. von der Stadt angemieteten Wohnungen untergebracht – die meisten von ihnen an der Harzstraße. Zwar gab es bei formal 460 zur Verfügung stehenden Plätzen auf den ersten Blick noch etwas Puffer – aber zum einen können Unterkünfte in der Praxis oft nicht bis zum letzten Platz belegt werden (beispielsweise weil diese nicht für Familien geeignet sind), zum anderen hatte die zuständige Bezirksregierung Arnsberg mitgeteilt, dass Heiligenhaus eigentlich noch 79 Flüchtlinge aufnehmen müsste, um die Aufnahmequote vollständig zu erfüllen. Damit wäre der Puffer von 66 Plätzen nicht nur weg, sondern es gäbe sogar zu wenig Plätze.

>>> Flüchtlinge in Heiligenhaus

Die Stadt Heiligenhaus hat – Stand April 2023 – 80 Wohnungen für Flüchtlinge angemietet.

Es wird weiterhin intensiv nach Unterbringungsmöglichkeiten gesucht – durch Anmietung von weiteren Wohnungen, Baumaßnahmen an vorhandenen Gebäuden oder gegebenenfalls auch durch Erwerb von Immobilien.

Eine Sporthalle zu einer temporären Flüchtlingsunterkunft umzufunktionieren, könne immer nur das letzte Mittel sein, hatte Bürgermeister Beck zu Beginn des Krieges in der Ukraine gesagt.