Heiligenhaus. Zu wenige Läden, zu wenig los: Während viele Heiligenhauser gerne sehr streng mit ihrer Stadt ins Gericht gehen, sind Fremde voll des Lobes.

Dass zwei Trainierende einigen Stammgästen im Heiligenhauser Fitnessstudio spanisch vorkommen, liegt nicht daran, dass diese sich seltsam verhalten. Nein, die jungen Frauen haben in Venezuela ihre Koffer für vier Wochen gepackt, um Urlaub zu machen – genau hier, im schönen, grünen Heljens. Sie sind aber nicht die Einzigen. Was Touristen nach Heiligenhaus zieht.

Gar nichts los im Städtchen, das Einkaufsangebot lässt zu wünschen übrig, zu viele leere Ladenlokale, zu wenig Gastronomie, zu wenig los für junge Menschen: Die Heiligenhauser gehen gerne sehr streng mit ihrer Heimatstadt ins Gericht. Das sehen diese drei Frauen total anders: Anke Link (51) ist heute mit ihrer Mutter Marion (68) und Tante Anne (70) shoppend unterwegs: „Wir wollten unbedingt das chinesische Restaurant testen, davon hatten wir schon einiges gehört“, berichtet die Jüchenerin Anke Link.

Besucherinnen staunen über Dichte der Läden in der Heiligenhauser Innenstadt

Mit Takko hat in diesem Jahr ein weiteres Textilunternehmen eröffnet, aber es gibt auch einige inhabergeführte Geschäfte in Heiligenhaus.
Mit Takko hat in diesem Jahr ein weiteres Textilunternehmen eröffnet, aber es gibt auch einige inhabergeführte Geschäfte in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Mutter Marion kommt aus Kettwig, kennt Heiligenhaus noch von früher, „da waren hier überall Fabriken in der Innenstadt, da habe ich als junges Mädchen auch mal gearbeitet. Und ich erinnere mich noch an die Futterkrippe in Heiligenhaus, da konnte man damals gute Schnitzel essen.“ Schön habe sie Heiligenhaus damals nicht empfunden, „da war ja auch noch so viel Verkehr in der Innenstadt.“

Nach dem Essen wollen sie einen Verdauungsspaziergang machen. „Direkt nebenan ist ja ein schöner Park, wenn das Wetter besser ist, kann man da sicher gut sitzen. Schade nur, dass dort kein Café ist“, findet Anke Link. Nach dem Besuch der Innenstadt berichtet sie: „Das ist der totale Wahnsinn, was hier in so einer kleinen Stadt alles geboten wird. Ich habe auch gehört, dass es hier viele Feste gibt. So viel passiert bei uns nicht.“ Sie staunt ebenfalls über die Dichte an Bekleidungsläden – auch wenn viele Textildiscounter darunter sind, „hätte ich meine Töchter dabei, die wären begeistert. Hier gibt es ja einfach alles.“

Aus Borken und Venezuela kommen Tagestouristen und Urlauber

Im April eröffnete das chinesische Restaurant Gourmet Zhou im Forum Hitzbleck – und es zieht bereits Menschen von außerhalb nach Heiligenhaus.
Im April eröffnete das chinesische Restaurant Gourmet Zhou im Forum Hitzbleck – und es zieht bereits Menschen von außerhalb nach Heiligenhaus. © Katrin Schmidt

Vor dem Parkautomaten am Forum Hitzbleck steht ein Ehepaar aus Borken. „Ah, super, die Parkregelung gilt noch nicht, aber würde uns auch nicht abschrecken. Wir kommen auf jeden Fall wieder. Der Chinese ist wirklich eine Reise wert“, ist Jens Weinmann ganz euphorisch. „Wir haben von unseren Kindern den Tipp bekommen, wir essen so gerne Sushi, aber auch generell gerne chinesisch“, ergänzt Sibille Weinmann. Schon zum zweiten Mal seien sie deswegen angereist, „wir gehen anschließend auch noch etwas bummeln, es ist ein süßes Städtchen mit Charme, hatten wir vorher noch nie was von gehört. Der Name ist ja schon der Knaller“, berichtet Jens Weinmann lachend, „Heiligen-Haus!“

Und was machen nun die beiden Frauen aus Venezuela hier? Haben sie Freunde oder Verwandte hier leben? „Gar nicht, wir kannten die Gegend nicht. Wir haben aber viel Schönes gesehen im Internet und wollten das Land kennenlernen.“ Mit Land meinen sie NRW, „es gibt hier so viele unterschiedliche Großstädte, ob Düsseldorf oder Köln, Essen, Wuppertal. Wir wollten aber ländlich wohnen, weil wir so viel Grün nicht kennen und ein wenig wandern möchten auch, da hat sich die Lage hier angeboten.“ Von Heiligenhaus sind sie begeistert: „Es ist so süß und nicht zu groß, wir kommen auch aus einer Kleinstadt, da fühlen wir uns hier einfach wohler.“