Heiligenhaus. Sie ist Kirche und Gemeindehaus: Die Dorfkirche Isenbügel feiert 20-Jähriges. Möglich machte das eine mutige Entscheidung: das Erfolgsrezept.

Die Kirche im Dorf lassen – dieser Spruch hat für viele Isenbügeler eine große Bedeutung. Denn die sollte einst aus dem eh schon recht abgelegenen Stadtteil verschwinden. Wo können wir uns dann noch treffen, fragte man sich. Dass eine Lösung gefunden wurde, die ein Vorbild für viele Kirchengemeinden sein könnte, da waren am Anfang einige skeptisch. Nun feiert die Dorfkirche Isenbügel das 20-jährige Bestehen.

Mal über den Tellerrand hinweggucken ist bei Projekten wie diesen von elementarer Bedeutung, aber das Wichtigste sind Menschen, die an einem Strang ziehen. So stehen sie auch an diesem Sonntag Schulter an Schulter, Pfarrerin Kirsten Düsterhöft, Dorfkirchen-Förderkreisvorsitzende Christiane Wendel und Bürgervereinsvorsitzende Janine Funke, betonen die gute Zusammenarbeit, die die Dorfkirche Isenbügel zu dem mache, was sie ist: „Sie ist neben der Kita und der Schule der Mittelpunkt des Stadtteils“, betont Funke, „es ist gar nicht denkbar, dass es sie nicht gibt, und ist gar nicht mehr wegzudenken.“

Heiligenhauser Gemeinde stand vor schwieriger Entscheidung

Und das, ist es für Düsterhöft wichtig, auch über die Konfession hinaus: „Wir erfahren eine hohe Akzeptanz bei vielen Menschen, egal, welche Religion und wo sie wohnen, ob hier, in Kettwig oder wo auch immer. Man hat gesehen, es kann was wachsen, und die Dorfkirche lebt vom Miteinander.“ Der Förderkreis konnte viel auf die Beine stellen in den letzten Jahren, erinnert sich Christiane Wedel: „Durch unsere Nähe zu einem Folkwang-Professor konnten wir hier Konzerte der Extraklasse anbieten. Die Künstler lieben die Akustik. Man muss sagen, dass der Architekt Pahl die Dorfkirche mit den Krabbelräumen im Untergeschoss, der Kirche und den Räumen im Spitzdach einfach toll konzipiert hat.“

Zum Festgottesdienst war die Dorfkirche Isenbügel am Sonntag voll. Das ist leider nicht immer so.
Zum Festgottesdienst war die Dorfkirche Isenbügel am Sonntag voll. Das ist leider nicht immer so. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Rückblick: Ein Neubau musste damals her, der Containerbau aus dem Jahr 1975, der bis 1999 als Gemeindehaus fungierte, sei im Volksmund auch manchmal spöttisch Gemeindekiste oder Hallelujabaracke genannt worden. Am 12. Januar 2003, unmittelbar nach der Einweihung der gegenüberliegenden Seniorenwohnanlage, wurde die neu erbaute Dorfkirche Isenbügel der Gemeinde übergeben. Doch dann folgte fünf Jahre später die Überlassung der Dorfkirche an den Förderkreis – aufgrund der Zentralisierung, in deren Verlauf die Predigtstätten in den Stadtteilen aufgegeben wurden.

Überlassung statt Verkauf

„Es gab den Beschluss, wir verkaufen alle Kirchen – und dann kam hier in Isenbügel plötzlich diese Wende“, freut sich Kirsten Düsterhöft rückblickend, dass wenigstens die Dorfkirche zur Nutzung für die evangelische Gemeinde erhalten blieb. Der Förderkreis entlastet die Kirchengemeinde seitdem weitgehend von den Betriebs- und Unterhaltskosten. Ob es Skepsis bei einigen Gemeindemitgliedern gegeben hat, ob man eine Kirche multifunktional nutzen könne? „Eigentlich nicht“, erinnert sich Düsterhöft zurück, „man hat eher die Chancen gesehen.“ Die sieht sie noch heute, „wenn ich beim Public Viewing am Grill stehe, betreibe ich oft dort Seelsorge“, betont Düsterhöft.

Katechumenen haben ein Geburtstagsständchen vorbereitet – und wurden nach dem Gottesdienst belohnt mit vielen Spielmöglichkeiten. Auch ein Zauberer war da.
Katechumenen haben ein Geburtstagsständchen vorbereitet – und wurden nach dem Gottesdienst belohnt mit vielen Spielmöglichkeiten. Auch ein Zauberer war da. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

An etwas mehr Skepsis erinnert sich der stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums, Joachim Schmidt: „Dass die Dorfkirche so ein Erfolg wird und sich vor allem so lange hält, daran habe ich persönlich schon gezweifelt. Das Presbyterium vor uns hatte das gesamte Projekt Dorfkirche mit den Altenwohnungen ja auch abgelehnt.“ Doch der Mut habe sich am Ende ausbezahlt, „aber alleine hätten wir das nicht geschafft. Und ich glaube auch, dass es außer in Isenbügel kaum woanders machbar gewesen wäre.“

Boule-Bahn wurde eingeweiht

Doch Sonntag wurde nun gefeiert, dass die Dorfkirche nicht nur erhalten werden konnte, sondern ein zentraler Ort nicht nur im Stadtteil, sondern auch von Bedeutung der Stadt ist, betonen auch die Gastredner; sei es der stellvertretende Bürgermeister Edmund Mathey (SPD), Ellen Niehaus von der katholischen Gemeine oder die Kettwiger Pfarrerin. In der Geburtstagsfeier spiegele sich „die gelungene Symbiose von Kirche und Bürgerhaus wider, die sich als ein zukunftsweisendes Beispiel für ein tolerantes Miteinander in einer sich mehr und mehr verändernden säkularisierenden Welt erwiesen hat“, so Düsterhöft – und dann wurde der erste Ball geworfen. Denn zum Jubiläum wurde die neue Boule-Bahn eingeweiht, und dort wurde noch bis in den späten Nachmittag um die Wette gespielt.

>>> Die Dorfkirche Isenbügel

Die Dorfkirche ist Kirche und Bürgerhaus in einem: Benutzt wird sie für Gottesdienste, Kinder- und Schulgottesdienste, Konfirmationsunterricht, Konzerte, Seniorenkreise, Kinderkrabbelgruppen, Weiterbildungen, Kino, Lesungen, Ausstellungen, BVI-Veranstaltungen und private Vermietungen.

Seit September 2008 wird die Dorfkirche von dem gemeinnützigen Verein Förderkreis Dorfkirche Isenbügel unterhalten. Infos: dorfkirche-isenbuegel.de.