Heiligenhaus. Der Bücherflohmarkt Heiligenhaus hat zahlreiche Besucher in die Räume des Stadtmarketings gelockt – und soll künftig regelmäßig stattfinden.
Suchend lässt Heike Schnitzler ihre Augen über die Buchrücken in den Regalen schweifen: „Ich halte Ausschau nach dem zweiten Band von ,Gretchen’, einem Roman“, verrät die Heiligenhauserin, die am Samstag zu den zahlreichen Leseratten gehört, die sich beim Bücherflohmarkt im Stadtmarketing-Ladenlokal an der Hauptstraße 145 mit neuem Futter versorgt.
„Künftig soll hier an jedem ersten und dritten Samstag in der Zeit von 10 bis 13 Uhr der Bücherflohmarkt stattfinden“, hat jetzt kurzfristig Ruth Ortlinghaus entschieden, die Sprecherin des Arbeitskreises Kultur im Stadtmarketing.
„Bücher sind das Gedächtnis der Menschheit“
„Dazu wird der Flohmarkt bei allen großen Veranstaltung in der Stadt durchgeführt. Bei Festen mit einem verkaufsoffenen Sonntag werden die Reihen der Bücherkisten unter dem Vordach des Hitzbleck-Forum an der Westfalenstraße aufgestellt“, teilt die ehemalige Bibliothekarin mit, die sich immer noch sehr für die Leseförderung einsetzt.
„Bücher sind das Gedächtnis der Menschheit, Bücher haben uns alles, was wir wissen, vermittelt“, so die ehemalige Leiterin der Heiligenhauser Stadtbücherei, die mit den modern E-Books fremdelt: „Ein Buch in der Hand ist ein haptisches Erlebnis.“
Nicht nur Bücher, auch Schallplatten gibt es
André Haberland ist extra aus Ratingen gekommen und fündig geworden: „Ich habe was von Bernhard Schlink gesucht und meine Frau Bücher von Elke Heidenrich.“ In dem Antiquariat des Stadtmarketings sind neben unterhaltsamen Romanen vor allem Reiseführer gefragt, aber auch die großen Erzähler des 20. Jahrhundert, wie Thomas Mann und vor allem Kinderbücher.
Dazu gibt es eine Ecke mit Schallplatten, wo Christoph Mintert was für sich entdeckt hat. „Ich sammle Platten, vor allem Jazz, aber auch ein bisschen Klassik. Hier habe ich was von Harry Belafonte und ein Requiem von Mozart. Das ist zwar schwere Kost, aber eine ganz tollen Aufnahme“, freut sich der Velberter über die frisch entdeckten Schätze, die er der Kassiererin Gudrun Sieg-Küster zum Bezahlen vorlegt.
Mehr zahlen, als aufgerufen ist
„Acht Euro sind gegeben, ich zahle zehn“, rundet der Musikfreund gerne auf. So machen es viele Kunden. „Ist ja für eine guten Zweck“, sagen sie. In der Tat finanziert das Stadtmarketing mit den gespendeten Büchern und weiteren Einnahmen sowie den vielen ehrenamtlichen Helfern zahlreiche Veranstaltungen in der Stadt, um die Heiligenhaus schon mal von den umliegenden Gemeinden beneidet wird.
Eine der Helferinnen ist Dagmar Verdross: Sie packte mit, als das Bücherlager aus dem Rathaus-Center an die Hauptstraße umzog und hilft, wenn ein großer Bücherflohmarkt aufgebaut wird. Dazu ist sie handwerklich geschickt und widmet sich einer besonderen Falttechnik an Büchern, die keiner mehr lesen möchte: Da entstehen aus viele hundert Buchseiten Bilder von Hunden, Katzen, berühmten Persönlichkeiten oder einem Totenkopf.
„Es handelt sich um eine besondere Schneid- und Falttechnik, das ist allerdings sehr viel Arbeit. Manche Seiten muss ich bis zu 50 mal messen, bevor ich schneiden kann. Da kommen bei einem Buch locker mehr als 40 Arbeitsstunden zusammen“, so die ehemalige Dekorateurin, die im „Heka“-Kaufhaus, das es mal nur ein paar Meter weiter in der heutigen Apotheke gab, ihre Lehre gemacht hatte.
>>> 30 Jahre Stadtmarketing <<<
Das Stadtmarketing Heiligenhaus blickt auf das 30-jährige Bestehen zurück. Die Ideen und das Konzept des Heiligenhauser Unternehmensberaters Hans-Otto Rasche füllte Ruth Ortlinghaus mit dem ersten Arbeitskreis „Kultur und Gesellschaft“ mit Leben aus.