Heiligenhaus. Vor 125 Jahren gründete sich der Heiligenhauser SPD-Ortsverband. Spannende Rückblicke gewährte Vorsitzende Simone Sönmez beim emotionalen Fest.
Wer politisch tätig ist, der weiß, es geht selten ganz ohne Auseinandersetzungen. Denn wer sich engagiert, der will etwas ändern und tritt für seine Überzeugung ein, und da spielen Emotionen immer eine Rolle. Dass es für die Sozialdemokraten in der Vergangenheit nicht immer einfach war, sowohl innerparteilich als auch in der Gesellschaft, daran erinnerte SPD-Ortsvorsitzende Simone Sönmez am Freitagabend im Waldhotel – da feierten die Heiligenhauser Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten das 125-jährige Jubiläum des Ortsvereins. Emotional wurde es aus verschiedenen Gründen.
125 Jahre Stadtrechte, 125 Jahre Ortsverein Heiligenhaus – auf eine kleine historische Reise nahm Sönmez die zahlreichen Besucherinnen und Besucher mit. Die Grundlage dafür geschaffen haben auch Friedrich-Ernst Martin und Peter Kramer, die in den letzten Wochen tief ins Stadtarchiv versunken sind und zur Jubiläumsfeier eine ordentliche Ausstellung mit vielen Fakten und Fotos präsentieren.
Eine Reise durch die Historie der Heiligenhauser SPD
Bei der ersten städtischen Gremiensitzung 1897 habe es zwar noch keinen SPD-Vertreter gegeben, das habe sich jedoch vier Jahre später geändert, berichtet Sönmez. Hohen Besuch gab es im Jahr 1911 durch Rosa Luxemburg in Heiligenhaus, doch ihr Eindruck sei nicht der Beste gewesen, zitiert Sönmez aus einer Postkarte Luxemburgs an einen Journalisten: „Alle machen einen schwerfälligen Eindruck, da muss ein schneidiger Vorsitzender her.“
Dem allgemeinen Arbeiterclub hätten 35 Männer angehört, „dazu gehörte Mut, auch im Kaiserreich“, so Sönmez. Nach einem Aufschwung in der Weimarer Republik knüpfte die schwarze Zeit des Nationalsozialismus an – in der auch Heiligenhauser Sozialdemokraten verfolgt worden seien. Nach Kriegsende, blickt Sönmez zurück, habe die SPD dann drei Stadtdirektoren stellen können, zuletzt bis 1999 Werner May, und mit Hermann Schwarze auch einen Bürgermeister (1989 bis 1994).
Gesamtschulgründung auf Initiative der SPD
Schwarze habe in der Zeit die Gesamtschule in Heiligenhaus auf den Weg gebracht. Vordenker dieser Idee war der in den 1960er Jahren bekannte Reformpädagoge Jakob Muth, ebenfalls langjähriges SPD-Ratsmitglied, nach dem auch die Straße am Campus benannt wurde. Auch die Schlotschmedmedaille gehe auf Schwarze zurück. Hohen Besuch gab es übrigens im Wahlkampf 1965: Willy Brandt sprach hier am Höseler Platz, wie alte Fotos belegen.
Doch nicht nur in die Zukunft blickte Sönmez, sondern auch auf die aktuelle Lage. Krisen seien auch immer die Stunde der Sozialdemokratie, nun müsse man sich auf die eigenen Stärken fokussieren – sozialer Zusammenhalt, Solidarität, Frieden und Stärken der Schwächsten. Daran knüpften auch die Folgeredner, die Landtagsabgeordnete Elisabeth Müller-Witt sowie die Bundestagsabgeordnete und Sozialstaatssekretärin Kerstin Griese an. Sie war an diesem Freitagabend besonders emotional, gibt sie vor den Genossinnen und Genossen zu, „ich komme gerade aus Berlin, das Bürgergeld, das Sozialstaatskonzept der SPD, für das ich viele Jahre gekämpft habe, ist endlich durch. Das ist ein historischer Erfolg.“
Besuch von der Stadt
Auch die Verwaltung zeigte sich beim Festakt, der Erste Beigeordnete Björn Kerkmann überreichte der SPD eine Silhouette der Stadt, „in rotem Rahmen“, merkte Kerkmann an. Auch der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein sowie Vertreter der Grünen waren anwesend. Die Festrede für die Stadt hielt der erste stellvertretende Bürgermeister Edmund Mathey (SPD), der daran appellierte, dass man in Heiligenhaus weiterhin gemeinschaftlich Politik mache und gemeinsam für die Gemeinschaft einstehe, auch über die Parteicouleur hinaus. Mit emotionalen Mitgliederehrungen klang der Festakt harmonisch aus.