Heiligenhaus. Am Lochnagar-Krater in Ovillers-la-Boisselle in Frankreich steht ein Stuhl aus Heiligenhaus. Was es damit auf sich hat, weiß Förster Johannsen.

Warum steht eigentlich ein Holzstuhl aus Heiligenhaus mitten in Nordfrankreich? Mit dieser Frage wandte sich eine WAZ-Leserin aus Velbert an die Redaktion. Entdeckt hat sie diesen bei einem Ausflug im Urlaub. Wir haben natürlich die Antwort.

Schon mehr als drei Jahre steht der „leere Stuhl“ an einem Kriegsschauplatz des Ersten Weltkriegs, nämlich am Lochnagar-Krater in Ovillers-la-Boisselle in Frankreich. Hergestellt hat ihn der Heiligenhauser Förster Hannes Johannsen im Rahmen des „Forget Never“-Projektes und symbolisiert die Lücke, die in vielen Häusern nach Ende des Krieges entstanden war. Seitdem der Stuhl an seinem Bestimmungsort steht, stoßen auch immer wieder Urlauber aus dem Kreis Mettmann auf das Mahnmal.

Heiligenhauser alte Eiche wird ein Mahnmal für den Frieden

Was macht dieser Stuhl aus Heiligenhaus in Frankreich, fragte sich eine WAZ-Leserin?
Was macht dieser Stuhl aus Heiligenhaus in Frankreich, fragte sich eine WAZ-Leserin? © WAZ

Heinz-Peter Schreven, der bei der Enthüllung am Lochnagar-Krater im November 2018 dabei war, erzählt, dass sich schon mehrere Besucher gemeldet haben. „Das ist der Wucht des Eindrucks geschuldet, den dieser Anblick hinterlässt.“ Der Kampfplatz von damals sei ein sehr außergewöhnlicher Ort und werde sorgfältig gepflegt, um das dortige Geschehen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. „Auch mein Großvater“, berichtet Schreven, „hat im Ersten Weltkrieg gekämpft, den Krieg glücklicherweise überlebt und einiges davon erzählt. Aber die Absurdität hat Spuren hinterlassen.“

Die Heiligenhauser Eiche, aus der der „empty chair“ (leerer Stuhl) gemacht wurde, war 200 Jahre alt – und wurde übrigens nur gefällt, weil sie nicht mehr gesund war. „Dieser Baum“, weiß Förster Hannes Johannsen, „war auch schon vor hundert Jahren zu Kriegszeiten ein mächtiger Baum, der ins Auge fiel. Er stand an der Straße, die die Soldaten nehmen mussten, um zum Bahnhof zu kommen, von wo aus sie an die Front gefahren wurden.“ Ein Zeitzeuge war der Baum also, der zum Mahnmal wurde. „Mittlerweile ist der „leere Stuhl“ etwas verwittert und passt sich damit sehr gut in die Landschaft ein“, so Johannsen.

Förster hofft, dass junge Menschen zum Nachdenken gebracht werden

Das Werkstück, das um die 70 Kilo wiegt, bekomme ein historisches Aussehen, passend zu seiner Aussage. „Der Stuhl soll dabei helfen, Menschen, insbesondere junge Menschen, zu inspirieren über das damals Geschehene nachzudenken. Die Atmosphäre ist dort in Frankreich so dicht, dass man nicht viel sagen muss. Solche Orte fördern das Einverständnis der Besucher aus allen damals am Krieg beteiligten Länder, dass sich so ein Krieg nie wiederholen darf.“

Der Lochnagar-Krater ist mit einem Durchmesser von 91 Metern und einer Tiefe von 21 Metern der größte Krater aus dem Ersten Weltkrieg. Britische Pioniereinheiten hatten 1916 Minen 16 Meter tief unter den deutschen Linien platziert und explodieren lassen, Erde und Trümmer sollen bis zu 1200 Meter weit geflogen sein. Die Kämpfe um den Krater forderten Hunderte Opfer. Ende der 70er-Jahre hat ein Engländer den Krater gekauft, um ihn der Nachwelt zu erhalten. Heute stehen dort ein Holzkreuz und ein Denkmal, zahlreiche Touristen kommen jeden Tag an den Gedenkort.