Heiligenhaus . 24 Eichen wachsen jetzt an der Kettwiger Straße. Sie stehen für die Völkerverständigung und das Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkrieges.

Max, Tim und ihre Mitschüler hacken, graben und schaufeln. Sie holen dicke Steine aus der Erde und der ein oder andere Regenwurm wird auch ausgebuddelt. Entlang der Kettwiger Straße, an der Kreuzung Am Sprung, entstand gestern ein neuer kleiner Wald. 24 junge Eichen pflanzten neun Gesamtschüler mit Unterstützung von Förster Hannes Johannsen und Bürgermeister Michael Beck.

Die Aktion gehört zum Völkerverständigungsprojekt „Forget never“, in dessen Rahmen sich die Schüler zuletzt in Belgien mit englischen Schülern trafen, um Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs zu besuchen. Die Kontakte der zwölf Heiligenhauser zu den zwölf Engländern seien über die Fahrt hinaus bestehen geblieben, zeigt sich Lehrerin Sarah Göhring zufrieden, „der Snapchat glüht“. „Sie haben Brücken gebaut“, freut sich Förster Hannes Johannsen, der die Idee zum neuen „Wald der Friedensbäume“ hatte, „und so wie die Schüler stehen hier die Bäume nicht nur gegenüber, sondern nebeneinander.“

Pflanzaktion an historischem Ort

Auch Sarah Göhring freut sich: „Die Bäume sind eine tolle Symbolik für die friedensstiftende Idee, die hinter dem Projekt steht. Gemeinsam wächst etwas heran.“ Flankiert werden sollen die 24 kleinen Eichen ab dem nächsten Frühjahr von zwei größeren Exemplaren, die als Dank für Alice und Hans Joachim Thormählen gepflanzt werden. „So wie es sich Frau Thormählen zur Aufgabe gemacht hat, gerade auch die Jugend zu fördern, sollen die großen Bäume die kleinen beschirmen“, erklärt Hannes Johannsen die Idee.

Und auch der Ort für die Pflanzaktion wurde nicht zufällig gewählt: „Die Mühle hier nebenan ist 600 Jahre alt, ein Stück weiter unten war früher die alte katholische Volksschule und der Weg selbst führte zum Bahnhof. Auch zu Zeiten des Ersten Weltkrieges waren hier viele Leute unterwegs, vielleicht auch Soldaten auf dem Weg zur Front. Historisch passt der Ort also prima“, erzählt Johannsen.

Wald des Friedens wird nach und nach aufgestockt

Beim Pflanzen griff auch Bürgermeister Michael Beck zum Spaten: „Es ist gut, mit Symbolen wie diesen Bäumen zu arbeiten, um Erinnerungen greifbar zu machen und wachzuhalten. Es soll nicht nur mit Reden gemahnt werden wie am Volkstrauertag, sondern auch positive Aktionen geben.“ Wenn zum Stadtfest auch Bob Sheridan aus Basildon anreist, soll ein erklärendes Schild angebracht werden. Das wird dreisprachig, „Wald der Friedensbäume“, „Peace Tree Forest“ und „Le Forêt des Arbres de Paix“ soll darauf stehen. Und die zwölf Gesamtschüler sind schon offiziell zu Friedensbotschaftern ernannt worden.

>>> HINTERGRÜNDE ZUM PROJEKT

  • Das Projekt „Forget never“ wurde von Bob Sheridan aus der Heiligenhauser Partnerstadt Basildon ins Leben gerufen. In dessen Rahmen wurde unter anderem auch das Theaterstück „The Sons of Three Countries Remembered“ in Heiligenhaus, Basildon und Meaux aufgeführt.
  • Im November wird in Nordfrankreich bei La Boisselle eine lebensgroße Eichen-Skulptur des Stadtförsters Hannes Johannsen übergeben, die zwei leere Stühle zeigt.