Heiligenhaus. Durch die Sperrung der Heiligenhauser Isenbügeler Straße nutzen viele den Sengenholzer Weg als Abkürzung. Der ist aber eine Anliegerstraße.
Wie oft die Hunde angeschlagen haben, weil fremde Menschen aus ihrem Auto ausgestiegen und die Mülltonnen von Jens Zöller einfach mal zur Seite geschoben haben, kann dieser gar nicht mehr zählen. Seit August ist der sonst ruhige Sengenholzer Weg zu einer kleinen Stadtautobahn geworden. Doch obwohl er eigentlich eine Anliegerstraße ist und somit gar nicht genutzt werden darf für den Durchgangsverkehr, nutzen ihn viele Isenbügeler. Grund ist die Sperrung der Isenbügeler Straße.
Dass so viele Menschen die Anliegerstraße aus Ausweichstrecke nutzen, darüber will sich Jens Zöller aber gar nicht beschweren: „Aus ökologischer Sicht macht es ja durchaus Sinn, aufgrund der Sperrung der Isenbügeler Straße hier lang zu fahren, um nicht viele Kilometer Umwege nach Heiligenhaus oder Kettwig fahren zu müssen“, sagt der Anwohner. „Mir geht es aber darum, dass wenn die Leute schon wissen, dass sie eigentlich hier nicht langfahren dürfen, weil es eine reine Anliegerstraße ist, dass sie wenigstens etwas rücksichtsvoller unterwegs sind.“
Viele Autofahrer sind rücksichtslos unterwegs auf der Anliegerstraße in Heiligenhaus
Denn der Sengenholzer Weg ist eine kleine, enge Buckelpiste, auf der nur 30 km/h erlaubt sind. Oftmals nicht nur viel schneller seien die Fahrzeuge jedoch hier unterwegs, sondern an Engstellen, wie vor dem Haus der Zöllers, gebe es auch keine Möglichkeit, aneinander vorbeizufahren. „Einer muss dann rückwärts fahren zu einer nächsten Einbucht“, berichtet Zöller – und dabei habe er schon die merkwürdigsten Dinge erlebt. „Wir haben zur Grundstücksbegrenzung einige dickere Steine liegen, da hat sich eine Frau drauf festgefahren“, nennt er ein Beispiel. „Manche schreien sich zudem an, wenn keiner bereit ist, zurückzusetzen, da vermisst man oftmals die gute Kinderstube. Es ist Wahnsinn – und auch gefährlich für die Familien mit Kindern, die Mütter mit Kinderwagen oder die Hundebesitzer, die hier spazieren gehen.“
Doch nicht nur nervig sei das Ganze für die Anlieger, weil nun ständig was los sei, „wir werden irgendwann auch die Rechnung zahlen müssen für die Wiederherstellung der Fahrbahn“, zeigt er, wie die Straße in den letzten Monaten gerade an den Rändern abgesackt und zerbröckelt ist. „Darüber machen sich die zahlreichen Autofahrer keine Gedanken.“ Deren generelle oftmalige Gedankenlosigkeit und den fehlenden Respekt vermissen die Anwohner – „immerhin sind wir hier quasi auch in einem Landschaftsschutzgebiet“, verweist Zöller auf das Schild nur wenige Meter entfernt.
Polizei und Stadt wissen keine Abhilfe
Auch die Polizei habe schon vernommen, dass viele derzeit die Strecke als Abkürzung nutzen, berichtet der zuständige Bezirkspolizist Holger Müller: „Eine Anliegerstraße darf nur befahren, wer dort wohnt oder jemanden besucht, der dort wohnt.“ Doch das sei hier eben auch ein Problem: „Isenbügel ist so klein, da kennt jeder jemanden, da ist es schwierig, zu kontrollieren, wer wirklich ein Anliegen hat und wer nicht.“ Man müsste dann quasi jedem Autofahrer hinterherfahren, „das ist ein großer Aufwand, den wir personell gar nicht leisten können.“ Doch er bietet den Anliegern an, dort immer mal wieder dennoch vorbeizuschauen – mehr könne er nicht tun.
Um die Zufahrt zu beschränken, hatte sich Zöller auch schon an die Stadt Heiligenhaus gewendet: „Ein Poller zum Absperren, wie wir es uns wünschen würden, ist hier leider nicht möglich aus verschiedenen Gründen.“ Deswegen hoffen die Anwohner nun nur noch auf eins: Dass die Isenbügeler Straße bald wieder öffnet und viele wieder auf diese Strecke zurückgehen. Doch aufgrund der baldigen Sperrung der Charlottenhofstraße, meint Jens Zöller, werden sie wohl noch eine Zeit mit den vielen Autos leben müssen – die dann aber hoffentlich vorsichtiger unterwegs sind, aus Respekt vor den Anliegern.
>>>Sperrung der Straße
Mitte März hatte der Kreis Mettmann bekannt gegeben, dass gegen Ende des Monats die Isenbügeler Straße wieder für den Verkehr freigegeben werden soll.
Seit November war die wichtige Verbindungsstraße bereits gesperrt. Wann sie jetzt öffnet,steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht konkret fest. Vermutlich könnte in der kommenden Woche ein halbseitige Öffnung, geregelt durch Ampelverkehr ermöglicht werden. Anschließend wird die Stadt Essen dann die Arbeiten an der Charlottenhofstraße beginnen.