Heiligenhaus. Der Heiligenhauser Andreas Piorek wird am Dienstag das letzte Mal durch die Innenstadt laufen – zumindest in Uniform. Sein Nachfolger ist bereit.

Eigentlich wollte Andreas Piorek seine berufliche Laufbahn dort beenden, wo er in den letzten vier Jahrzehnten ein und aus ging: Doch nach den umfangreichen Sanierungsarbeiten ist die Heiligenhauser Polizeiwache noch immer nicht wieder eröffnet. „Schade“, sagt der Bezirkspolizist – doch eigentlich war sein echter Einsatzort auch nicht in der Wache, sondern in der ganzen Stadt. Am Dienstag wird der beliebte Beamte zum letzten Mal durch die Innenstadt laufen – zumindest in Uniform. Denn nun geht es für Piorek in den wohlverdienten Ruhestand.

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Zu Fuß, auf dem Moped oder dem Fahrrad, seltener im Streifenwagen, so kennen die Heiligenhauser ihre drei Bezirkspolizisten. Neben Piorek, der sich auf die Innenstadt fokussiert, sind Holger Müller und Heinz Keller stadtweit im Einsatz, um direkt vor Ort mit den Menschen in Kontakt zu treten. „Das ist wirklich ein schöner Dienst. Ich bin vorher 24 Jahre lang Streife gefahren. Da habe ich die ganze Stadt kennengelernet und auch hier im Beschaulichen das ganze Spektrum der Polizeiarbeit erlebt, wenn auch vielleicht übersichtlicher – außer einem Flugzeugabsturz und einem Schiffsunglück“, erinnert sich Piorek, oder Pio, wie ihn viele nur rufen.

Unschöne Momente auf dem Streifenwagen

Auch auf dem Fahrrad hat man Andreas Piorek oft gesehen.
Auch auf dem Fahrrad hat man Andreas Piorek oft gesehen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Doch das seien eben meist die eher negativen Erlebnisse, viele unschöne Momente, und vor allem mit wenig Zeit für die Betroffenen, denn der nächste Einsatz lässt meistens nicht lange auf sich warten. Das habe sich dann grundlegend geändert, als er im Mai 2000 Bezirksbeamter wurde: „Das Schöne ist, dass man sich hier Zeit nehmen kann, mit Menschen zu reden zu können“, beschreibt Piorek, was ihm so sehr an seinem Job gefiel. Die Bevölkerung, die sehe man aus diesem Job heraus dann aus einer ganz anderen Perspektive, erklärt der Bezirkspolizist: „Man lernt nicht nur die ganze Stadt noch intensiver kennen, sondern versteht, wie sie funktioniert und von ihrer Struktur her aufgebaut ist.“ So könne man bereits hier und da proaktiv tätig werden.

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Die Waffe, die musste Piorek übrigens niemals gegen einen Menschen ziehen, nur zwei Mal ein Tier erlösen, „und da bin ich auch nicht böse drum, dass ich sie sonst nur im Übungsraum nutzen musste“, so Piorek. Er suchte lieber den Dialog, mit seiner ruhigen, aber auch bestimmten Art und vielleicht auch dem Wissen, „der kennt mich, tu ich lieber mal nichts unanständiges“ hat er in all den Jahren auch zu dem Sicherheitsgefühl der Heiligenhauser aktiv beigetragen. Am Herzen lag ihm auch stets die Früherziehung, in Kitas und Grundschulen war er immer beliebter Gast.

Nachfolger will seinen eigenen Weg gehen

Vor dem Knöllchen sucht der Bezirkspolizist Andreas Piorek immer erst das Gespräch mit den Menschen.
Vor dem Knöllchen sucht der Bezirkspolizist Andreas Piorek immer erst das Gespräch mit den Menschen. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Ja, das seien große Fußstapfen, in die er da trete, das wisse er, sagt Dirk Ollegott und lächelt Piorek dabei respektvoll an. Der 46-jährige Tönisheider – „auf Kohle geboren in Bottrop“ – übernimmt ab Mittwoch den Dienst des Bezirkspolizisten im Bereich Innenstadt, Tüschen und Migua: „Ich freue mich drauf, kenne die Gegend hier schon einige Jahre“, berichtet Ollegott. In den letzten Wochen habe er Piorek oft begleitet, sich alles angeschaut und Piorek dabei eben mehr als nur über die Schulter geschaut: „Ich werde mir jetzt die Zeit nehmen, mir einen Eindruck zu verschaffen und dann meinen Weg finden“, so Ollegott.

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Andreas Piorek wird nun mehr Zeit haben für seine vielen Ehrenämter.
Andreas Piorek wird nun mehr Zeit haben für seine vielen Ehrenämter. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Denn jemanden kopieren, da sind sich Piorek und Ollegott einig, sollte man niemals jemanden. „Er wird schon seinen eigenen Weg finden“, so Piorek, und Ollegott ergänzt: „Jede Veränderung bringt ja auch wieder neue Chancen.“ Heiligenhaus habe er damals kennengelernt als Stadt mit zwei Einbahnstraßen, „hier hat sich in den letzten gut 20 Jahren die Stadt mächtig zum Positiven entwickelt. Die Infrastruktur, die netten kleinen Feste, das Friedliche – ich freue mich auf die Zeit“, so Ollegott, der bislang unter anderem auf der Leitstelle tätig und Wachdienstführer war. „Es ist gut, dass er ein erfahrener Polizist ist, denn das ist für den Bezirksdienst total wichtig“, ergänzt Piorek.

Langeweile wird nicht aufkommen

Dass es nun vorbei ist mit dem aktiven Polizeidienst, nach 46 Jahren und davon 42 in Heiligenhaus, das kann sich Piorek noch nicht richtig vorstellen: „Ich habe in den letzten drei Monaten mal vorgetestet, wie das so ist mit der Freizeit“, berichtet er lachend, denn da hat er viele Urlaubstage genommen. Dass Langeweile bei ihm aufkommt, bezweifelt er mit seinen vielen Ehrenämtern aber nicht. Sei es der Vorsitz des Bürgerbusvereins, die Touren für den Niederbergischen Fahrradclub oder das Stadtmarketing oder in der Logistik für die evangelische Kirche, bei Weihnachtsfeiern oder beim Doppelkopfspielen mit ehemaligen Kollegen – irgendwo werden die Heiligenhauser ihren Pio schon bald wiedersehen.

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