Heiligenhaus. Die Kläranlage in der Heiligenhauser Abtsküche wird aufgegeben. Abwasser soll künftig direkt zur Kläranlage nach Essen-Kettwig fließen.

Der Ruhrverband wird Mitte August mit vorbereitenden Erkundungsbohrungen für den Neubau eines Anschlusskanals von der Kläranlage Abtsküche in Heiligenhaus zur Kläranlage Essen-Kettwig beginnen. Das teilt der Verband nun mit.

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Über diesen Kanal solle künftig das Abwasser aus Teilen der Städte Heiligenhaus und Velbert nach Essen-Kettwig fließen. Die 1975 in Betrieb genommene und zuletzt von 2005 bis 2007 erweiterte Kläranlage Abtsküche, auf der das Abwasser bisher behandelt werde, wird dann vom Ruhrverband aufgegeben und zurückgebaut.

Wirtschaftliche Gründe sprechen für Kanal

Die Kläranlage in Kettwig liegt direkt an der Ruhr.
Die Kläranlage in Kettwig liegt direkt an der Ruhr. © Hans Blossey

„Der Anschluss an die deutlich größere und leistungsfähigere Kläranlage Essen-Kettwig ist wirtschaftlicher als die ansonsten notwendige technische Erneuerung der Kläranlage Abtsküche und wird sich zudem positiv auf die Gewässerqualität des gesamten Rinderbachs von Abtsküche bis zur Mündung in die Ruhr auswirken, in den das gereinigte Abwasser aus Abtsküche bislang eingeleitet wird“, begründet der Ruhrverband diesen Schritt.

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Berechnungen zufolge würde sich die Jahresfracht an CSB, einem Parameter zur Bewertung der Gewässerbelastung mit organischen Stoffen, im Rinderbach nach der Aufgabe der Kläranlage Abtsküche um rund zwei Drittel reduzieren. Der rund fünf Kilometer lange neue Anschlusskanal werde zum großen Teil im unterirdischen Rohrvortrieb sowie auf rund einem Kilometer in offener Bauweise erstellt.

Bis zu 30 Meter tiefe Schächte

Insgesamt werden fast 30 Schächte mit einer Tiefe von bis zu 30 Meter hergestellt. Ein rund 1.300 Meter langes Teilstück soll als Stauraumkanal genutzt werden. Dazu werden, so der Ruhrverband, in den Kanal ein unterirdisches Drosselbauwerk sowie ein Stauraumüberlauf integriert. Bei starken Niederschlägen speichere der Stauraumkanal, der ein Stauvolumen von 3200 Kubikmetern aufweise, überschüssige Mengen des mit Abwasser vermischten Regenwassers, um eine Überlastung der Kläranlage zu vermeiden.

Die Kläranlage in Essen-Kettwig: Hier soll bald das Abwasser aus Heiligenhaus direkt ankommen.
Die Kläranlage in Essen-Kettwig: Hier soll bald das Abwasser aus Heiligenhaus direkt ankommen. © Hans Blossey

Nach Abklingen der Regenfälle werde das im Stauraumkanal zurückgehaltene Wasser kontrolliert der Kläranlage zugeleitet. Bei besonders starken Regenfällen könne es vorkommen, dass auch dieses Stauvolumen nicht ausreiche; dann werde das mechanisch geklärte Regenwasser in die Ruhr abgeleitet.

Drei bis vier Jahre Bauzeit ab dem Frühjahr

Für die umfangreichen Kanalbauarbeiten muss der Ruhrverband zunächst ein Baugrundgutachten erstellen lassen, für das nun die Erkundungsbohrungen anstehen. „Da zur Baugrunderkundung über 60 Bohrungen mit einer Gesamttiefe von fast 1500 Metern ausgeführt werden, wird allein dieser Arbeitsschritt voraussichtlich mehrere Monate in Anspruch nehmen“, so der Verband.

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Der Beginn der eigentlichen Bauarbeiten sei für das Frühjahr des Jahres 2023 geplant. In Abhängigkeit von den Ergebnissen des Baugrundgutachtens könne die benötigte Bauzeit drei bis vier Jahre betragen. Eine Inbetriebnahme des Kanals könne demnach frühestens im Jahr 2027 erfolgen.

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Die Kläranlage Essen-Kettwig wurde in ihrem jetzigen Ausbauzustand 2002 in Betrieb genommen. Sie ist für rund 100.000 Einwohnerwerte ausgelegt und reinigt bisher das Abwasser aus den Essener Stadtteilen Kettwig und Werden sowie aus einem Teil des Stadtgebiets von Heiligenhaus.

Da sich das Einzugsgebiet strukturell anders entwickelt hat als in den Planungen vor über 20 Jahren prognostiziert, ist die Kläranlage mit den aktuellen Zulauffrachten bei weitem nicht ausgelastet und kann das zusätzliche Abwasser aus der Kläranlage Abtsküche problemlos aufnehmen.

In den letzten Jahren hat der Ruhrverband auf ähnliche Weise bereits die veralteten Kläranlagen Ennepetal-Rüggeberg und Ennepetal-Oberbauer, Wetter-Albringhausen und Witten-Herbede aufgegeben und an größere Nachbarkläranlagen angeschlossen.