Heiligenhaus. Im Bereich der Digitalisierung hat das Kant-Gymnasium in Heiligenhaus im Lockdown ordentlich aufgerüstet. Wie das den Schulalltag verändert.
Nicht erst seit dem Lockdown steht fest: Schule muss digitaler werden. Kinder und Jugendliche brauchen ein mobiles Endgerät zuhause, um den Homeschool-Alltag meistern zu können. Das Heiligenhauser Gymnasium hat deshalb jedem Schüler, der sonst keinen Zugriff auf einen Computer oder Tablet hat, für die schulische Nutzung zuhause iPads zur Verfügung gestellt. Und einiges mehr angeschafft, um nach dem Lockdown modernsten Unterricht vor Ort anbieten zu können.
Die Schule hält ihren Planunterricht in diesem Schuljahr meist zuhause über Microsoft Teams ab. In der Schule beziehungsweise im Unterricht stehen die iPads für alle bereit. Am Anfang wurden einige Geräte von Eltern gespendet; doch auch die Stadt konnte durch Förderprogramme nachrüsten.
Spenden und Fördergelder ermöglichten Anschaffungen
„Alles vom Feinsten“, freut sich Schulleiterin Britta Berschick mit Blick auf das Innenleben des IKG: Als dritter Computerraum mit jeweils 32 Plätzen und aktuellster Hardware, sei nun ein weiterer umgebauter Klausurraum hinzugekommen. Die Notwendigkeit eines dritten Raums komme daher, dass das Fach Informatik jetzt ab der fünften Klasse verpflichtend sei, der Informatik-Leistungskurs in den Startlöchern stehe und dadurch mehr Kurse einen Computerraum benötigen.
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Aber auch andere Kurse benutzen die Räume regelmäßig. „Wir sammeln dann in den Fachschaften, welche Programme gerne genutzt werden und spielen diese dann auf alle Geräte“, so Informatiklehrer Martin Tilmans. Die Umgestaltung des Raums wurde unter anderem durch den eigenen Förderverein und ebenfalls Gelder durch den bundesweiten Digitalpakt unterstützt. Auch in den zwei anderen Computerräumen wurden die Geräte erneuert. Offiziell eingeweiht werden konnten diese jedoch noch nicht, bedauert Berschick: „Dinge, die man von außen nicht sieht, sind aber dennoch wertvoll für die Schüler.“
Für die nun insgesamt drei Computerräume, die mit knapp 100 Computern ausgestattet wurden, seien im Zuge des Digitalpakts von Bund und Ländern circa 65.000 Euro investiert worden. „Für den neuen Computerraum sind von unserer Seite zusätzlich circa 11.000 Euro für den Umbau investiert worden“, berichtet der Erste Beigeordnete Björn Kerkmann. Aus dem Digitalpakt, inklusive der Sofortprogramme, investiere die Stadt rund 1,5 Millionen Euro. Davon würde auf das IKG etwa 375.000 Euro entfallen.
Schule besitzt auch zwei 3D-Drucker
Im Bereich Digitalisierung passiere noch mehr: zwei 3D-Drucker besitze die Schule mittlerweile und sukzessive sollen alle regulären Klassenräume digitalisiert werden. Ausnahmslos sollen digitale Tafeln die grünen Tafeln abwechseln. Auch die neuere Version „Smartboards“ seien laut Schulleiterin nicht mehr zeitgemäß. Die geplanten Tafeln lassen sich gut mit mobiler Hardware verbinden, was das Vorstellen von Hausaufgaben und Ähnliches um einiges erleichtere.
Das Lernen von zuhause mit dem Programm Teams komme auch bei den Schülern gut an. Sie seien dankbar für die gute Betreuung durch verlässlichen Planunterricht und fühlten sich gut auf die Prüfungen vorbereitet, sind sich die Lehrer einig. Der reguläre Unterricht von Zuhause nach Plan funktioniere dabei besser als Wechselunterricht. „Dieses Dazwischen ist Murks“, meint Berschick entschieden, denn durch die iPads und Teams könne sie sehr gut im Blick behalten, wer mitmacht.
Teams klappe besser als Wechselunterricht
Alle Kollegen hätten sich mit dem Programm angefreundet: Korrekturen gehen schnell und Materialien lassen sich schnell hin und her schicken. Das Kollegium habe sogar Fortbildungen zu dem Programm gemacht und jeder Schüler habe eine Einführung bekommen, wie Teams funktioniert. „Deshalb klappt das auch so gut“, freut sich Tilmans. Der digitale Ansatz spare viel Zeit und Energie. Mit Einzel- und Gruppenarbeitsphasen sei der mehrstündige Schultag auch nicht zu anstrengend und sehr abwechslungsreich, betont er. Im Präsenzunterricht befindet sich zurzeit nur die elfte Klasse; Ende des Monats sollen dann aber wieder alle Klassen im tageweisen Wechsel in die Schule kommen.
Neues Forschungslabor ist entstanden
Im ehemaligen Hörsaal nahe der Mensa entstand kürzlich ein neues Forschungslabor interdisziplinärer Naturwissenschaften. So sei es für die Fächer Chemie, Biologie und Physik geeignet. Neben einem interaktiven Beamer lassen sich hier 30 Arbeitsplätze auf universitärem Niveau und eine Werkbank finden. Bianca Gunzer, die Jugend Forscht-Projekte begleitet erklärt: „Wir haben uns das so vorgestellt, den Raum nicht nur für Experimente zu nutzen, sondern mit der Jugend Forscht-AG auch Technikfragen zu klären.“
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Der Raum, der durch die Thormählen-Stiftung und die Stadt Heiligenhaus finanziert wurde, werde somit nun den Projekten der vielen engagierten Schülern gerecht. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Labors seien die Abzüge, die besonders in der organischen Chemie zum Einsatz kommen. Vor allem die elfte Klasse sowie Chemie-Grundkurse und Leistungskurse experimentieren hier regelmäßig, zum Beispiel an Organen von Wildtieren, Waschmittel oder Kosmetika. Das gehe im Homeschooling natürlich nicht. Gerade deshalb blicken die Lehrer mit Vorfreude in die Zukunft und auf ein weiteres anstehendes Projekt: Geplant ist ein Naturwissenschaftsneubau der Stadt Heiligenhaus auf dem Schulgelände für Chemie und Physik, damit alle Bereiche der Naturwissenschaft für die Schüler auf einer Ebene zugänglich werden.
Extrem teure und aufwendige Spenden
Zuletzt verwandelte sich der Fremdsprachenraum in ein Mikroskopieraum der Biologie. Durch eine Spende von Werner Horstmann (Horstmann GmbH) können hier nun 32 Schülerinnen und Schüler vorbereitend auf eine naturwissenschaftliche Laufbahn an der Universität lebensnah und experimentell aktiv werden, meint Gunzer. Die Schulleiterin fügt hinzu, dass sie um die Spenden sehr dankbar seien, da Anschaffungen im Bereich Naturwissenschaften „extrem teuer und aufwendiger“ als in anderen Bereichen seien.
Das IKG habe sich vor dem Hintergrund des reichen naturwissenschaftlichen und informatischen Angebots als MINT-freundliche Schule beworben. Auch in den Fremdsprachen Englisch, Französich und Spanisch sei die Schule schon immer gut ausgestattet gewesen, so Berschick. In Englisch und Spanisch unterrichten Muttersprachler, Ausstauche werden organisiert und die Schüler werden auf Zertifikate wie DELF, DALF und DELE vorbereitet. Deshalb bewerbe sich das Gymnasium auch für den Titel Europaschule und für das Programm Erasmus+.