Heiligenhaus. Während auch in Heiligenhaus Kitapersonal und Grundschullehrer bereits geimpft wurden, warten die Lehrkräfte an weiterführenden Schulen weiterhin.
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107.145 Menschen wurden im Kreis Mettmann (Stand 30. April) bereits mindestens einmal geimpft. Doch auch wenn die Impfgeschwindigkeit im Kreis wohl endlich in Fahrt kommt, ärgern sich Lehrerinnen und Lehrer an weiterführenden Schulen in Heiligenhaus über das Tempo: Denn trotz Intervention des Bürgermeisters sind sie noch lange nicht an der Reihe – und das, obwohl auch im Notbetrieb viel los ist vor Ort.
Eine der Lehrerkräfte, die frustriert sind, ist Julia Forgber: Sie ist am Immanuel-Kant-Gymnasium zudem Hygienebeauftragte. „Ich ärgere mich unglaublich über den Stand der Impfungen. Leider hält sich in den Köpfen der meisten Menschen hartnäckig das Gerücht, Lehrerinnen und Lehrer seien geimpft. Das ist mitnichten der Fall“, berichtet sie. Denn das treffe derzeit nur auf Förder- und Grundschullehrer zu. Sie wurden in der Priorität hochgestuft, Lehrer an weiterführenden Schulen hingegen nicht.
Viel los trotz „geschlossener“ Schulen
Dabei sei auch im Lockdown einiges los am IKG: 220 Schülerinnen und Schüler aus der Q1 und Q2 sind teilweise anwesend und mit ihnen 45 Lehrkräfte; im Wechselunterricht seien es 550 Schüler und 70 Lehrer. Auch dürfen Abiturienten, die eigentlich unter Quarantäne stünden, mit negativem Test in einem separaten Raum an den Abschlussprüfungen teilnehmen, „und das begrüßen wir auch sehr, das sie dies dürfen“, so Forgber – ungeimpft bleibe jedoch immer ein ungutes Gefühl dabei.
Und damit stehen die Lehrer am IKG nicht alleine da: „Es liegt mir schwer auf der Seele, unser ungeimpftes Kollegium in die Klassen zu schicken“, berichtet auch Realschulleiterin Sonia Cohen. 55 Kinder sind derzeit auch am Nordring vor Ort, entweder in der Zehner-Abschlussklasse oder in der Notbetreuung. „Es ist eine schwierige Situation.“ Auch Carmen Tiemann, Schulleiterin der Gesamtschule, ist überhaupt nicht froh, dass die Impfung der Lehrerinnen und Lehrer an weiterführenden Schulen so lange auf sich warten lässt. „Schon Anfang März habe ich das Impfzentrum in Erkrath angeschrieben, wann die Kollegen an der Reihe sind. Und die regelmäßige Antwort ist, dass sie zur Prioritätsgruppe 3 gehören und warten müssen. Es gibt noch nicht einmal eine Perspektive, wann es soweit sein wird mit der Impfung.“
Abstand kann nicht immer gehalten werden
Und das, obwohl alle Lehrer ein „erhöhtes Gesundheitsrisiko für sich und ihre Familien“ eingehen würden. Aus der Q1 und Q2 seien jeden Tag zusammengerechnet 160 Schüler da, dazu kämen die Zehner, von denen im Wechsel jeden Tag 60 an der Schule sind. Tiemann: „Manche Lehrer unterrichten in allen drei Stufen, haben also sehr viele unterschiedliche Kontakte.“ Es sei skandalös und für die Kollegen nicht nachvollziehbar, wieso sie länger warten müssten als ihre Kollegen aus den Grundschulen und die Erzieherinnen aus den Kitas: „Auch bei uns kann nicht immer der Abstand gehalten werden, es ist pädagogisch notwendig, dass man Kontakt zu den Schülern aufnimmt, auch Einzelgespräche sind notwendig.“
Gewendet haben sich alle Schulen ans NRW-Schulministerium oder an das NRW-Gesundheitsministerium. Die Impfkampagne werde am Gesundheitsministerium betreut, deswegen äußerte sich das Schulministerium auch auf WAZ-Nachfrage nicht zu der Thematik. Beim Gesundheitsministerium verweist eine Ministeriumssprecherin auf die beschlossene Priorisierung. Außerdem habe jedes Impfzentrum die Möglichkeit, liegengebliebenen Impfstoff am Ende des Tages an Berufsgruppen wie Lehrkräfte zu verteilen.
Kreis sieht noch keine Möglichkeit
Nun, so berichten die Lehrer, habe die Stadt versucht, sich dafür stark zu machen – leider ohne Erfolg. So habe Bürgermeister Michael Beck beim Kreis eine schnellere Impfung für die Lehrkräfte erbeten; am Freitag gab es dann die offizielle Antwort, berichtet Forgber: „Der Kreis arbeitet wohl noch die Ü-80-Impfungen und weitere Priorisierungen ab und sieht für uns derzeit keine Kapazitäten. Schon komisch, denn offensichtlich schaffen es doch andere Landkreise in einem anderen Tempo, da sind oftmals alle Lehrkräfte schon komplett durchgeimpft.“
Mittlerweile gibt es auch eine Onlinepetition: Hier fordern Eltern und Schulpflegschaften, dass Lehrer weiterführender Schulen sofort geimpft werden könnten. Mittlerweile haben 27.465 NRW-Bürger unterzeichnet; 29.000 sind nötig. Infos auf www.openpetition.de/petition/online/impfungen-auch-fuer-lehrer-und-lehrerinnen-der-weiterfuehrenden-schulen-in-nrw.