Heiligenhaus. Spiegel-Reporter Peter Wensierski stammt aus Heiligenhaus. Sein Buch über eine friedliche Revolte in der DDR wird nun in der ARD ausgestrahlt.

Umweltfragen bewegten die jungen Menschen bereits vor 40 Jahren. Nicht nur der Bundesrepublik, sondern auch in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik. „Die konnten sich allerdings nicht so einfach in einer Kneipe treffen, sondern sie kamen in Kirchen zusammen“, weiß Peter Wensierski. Der gebürtige Heiligenhauser berichtete ab 1979 als Korrespondent aus der DDR, auch über Umweltgruppen. Sein Buch über eine friedliche Revolte ist nun verfilmt worden und wird am Mittwoch ausgestrahlt.

Vor einigen Jahren veröffentlichte Peter Wensierski das Buch „Die Unheimliche Leichtigkeit der Revolution“.
Vor einigen Jahren veröffentlichte Peter Wensierski das Buch „Die Unheimliche Leichtigkeit der Revolution“. © DVA-Verlag

„Mein erstes Interview hatte ich 1980 in Leipzig mit 16-, 17- und 18-Jährigen, die wollten was gegen die Umweltverschmutzung machen und selber nicht so viel konsumieren. Umweltdaten wurden geheim gehalten, da wurde es ganz schnell politisch und es ging um politische Freiheiten“, beschreibt der Kenner die Szene, die sich weiter entwickelte. Im Januar 1989 kam es Demonstrationen, deren Organisatoren Peter Wensierski bewundert: „Es war beeindruckend zu sehen, dass kaum 20-Jährige den Mut hatten, zu sagen, wir machen was.“

Junge Leute wollten was verändern

Um 1988 wurde die Situation für solche Oppositionelle günstiger. „Das begann mit dem Amtsantritt vom Michail Gorbatschow als sowjetischer Präsident“, registrierte Peter Wensierski die allmählichen Veränderungen in dem sozialistischen Staat. Der Journalist besuchte regelmäßig in Leipzig eine Gruppe junger Menschen, die sich für Natur und Umwelt einsetzten. Daraus entstand das Buch „Die Leichtigkeit der Revolution“.

Auch interessant

Vor vier Jahren berichtete der Autor im Rahmen einer Lesung vor Heiligenhauser Publikum im Hörsaal der Hochschule an der Kettwiger Straße über die jungen Leute, die was verändern wollten. Sie lebten in Abbruchhäusern, feierten Feste, bei denen sie ihre Aktionen planten. Ihnen standen nur primitive Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung, Telefon gab es kaum, Kopiergeräte waren nicht da, Flugblätter mussten aufwendig vervielfältigt werden.

Am 11. Oktober 2017 las der Autor Peter Wensierski im Hörsaal des Campus Velbert/Heiligenhaus aus seinem neuen Buch vor.
Am 11. Oktober 2017 las der Autor Peter Wensierski im Hörsaal des Campus Velbert/Heiligenhaus aus seinem neuen Buch vor. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Friedliche Revolution in der DDR

Nun kommt die wahre Geschichte dieser jungen Leipziger, die ausschlaggebend für die friedliche Revolution in der DDR war, ins Fernsehen. Die unter Coronabedingungen fertiggestellte Produktion ist am Mittwoch, 28. April, 20.15 Uhr, im Ersten zu sehen und vorab schon in der ARD-Mediathek. Die Protagonisten sind alle nach dem Mauerbau geboren, hatten aber große Lust, in die Zeit der Achtziger einzutauchen. „Ich bin völlig ausgerastet, als sie die Zusage für die Hauptrolle der Franka Blankenstein bekommen hatte“, sagt die Schauspielerin Janina Fautz und lobt nicht nur ihre Kollegen, sondern auch das großartig Szenenbild: „Das ist mit so viel Liebe zum Detail gemacht. Der Oberhammer war unser Abrisshaus. Da eröffnete sich eine Welt, die es so leicht machte, in die Geschichte abzutauchen.“

Auch interessant

Timur Bartels, Jahrgang 1995, hatte sich zur Dokumentation über die diese Zeit angesehen. „Es ist schon Wahnsinn, welchen Mut die Menschen hatten, damals auf die Straße zu gehen und Sachen zu organisieren. „Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Angst man hatte zu demonstrieren“, ergänzt Janina Tautz. Nun wird kommt es wieder zu Demonstrationen in Ostdeutschland: „Wenn jetzt Menschen auf die Straße gehen und rufen: `Wir sind das Volk´, dann ist das nicht ehrlich“, stellt Peter Wensierski klar. „Den heutigen Demonstranten geht es um die Missachtung der Demokratie. 1989 wollte man Pressefreiheit, das sprach keiner von Lügenpresse.“

Am Mittwoch wird „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“ im Ersten ausgestrahlt und ist in der ARD-Mediathek zu sehen.
Am Mittwoch wird „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“ im Ersten ausgestrahlt und ist in der ARD-Mediathek zu sehen. © MDR/UFA Fiction/Steffen Junghans | Steffen Junghans

Jüngster West-Journalist in der DDR

Peter Wensierski ist ein echter Heiligenhauser: „Ich wurde 1954 an der Gerhart-Hauptmann-Straße geboren.“

Nach dem Abitur in Kettwig studierte er in Berlin Politikwissenschaft, Geschichte und Publizistik und berichtete ab 1978 als jüngster West-Journalist aus der DDR, unter anderem über Bluesmessen, offene Jugendarbeit, Friedenswerkstätten, Kirchentagen, Synoden, Rock für den Frieden, FDJ-Jugendtreffen sowie Treffen staatsunabhängiger Frauen-, Schwulen-, Friedens- und Umweltgruppen.

Auch interessant

Die unter Coronabedingungen fertiggestellte Produktion ist am Mittwoch, 28. April, 20.15 Uhr, im Ersten zu sehen und vorab schon in der ARD-Mediathek.