Heiligenhaus. Seit einem Jahr ist kein Vereinsleben mehr möglich. Den Lockdown sieht der Heiligenhauser TuS Hetterscheidt als Gefahr, Mitglieder zu verlieren.
„Worüber wollen Sie denn bei unserem Verein berichten? Seit einem Jahr passiert doch nichts mehr!“ So begrüßt der 1. Vorsitzende des TuS Hetterscheidt, Karl-Heinrich Schniewind, uns zum Interview über die aktuelle Situation seines Vereins. Doch nach kurzem Überlegen erklärt er genauer, wie er die Situation des TuS Hetterscheidt rund um die aktuelle Corona-Lage sieht und welche Sorgen und Hoffnungen ihn mit Blick in die Zukunft begleiten.
Im vergangenen Sommer war vermeintlich ein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen: Die Sportverbote wurden aufgehoben, es durfte mit Hygienemaßnahmen und Teilnehmerbeschränkungen gesportelt werden. So natürlich auch in Hetterscheidt. Doch nach circa sechs Wochen war dieser neuen, vielversprechenden Situation ein erneutes Ende gesetzt: Die Infektionszahlen stiegen, die Sporthallen schlossen erneut. Und machten bis zum heutigen Tag aufgrund der Infektionszahlen nicht mehr auf.
Online-Training kam nicht in allen Bereichen gut an
Selbstverständlich habe man sich auch beim TuS Hetterscheidt mit der Alternative Online-Training auseinandergesetzt, wie Karl-Heinrich Schniewind berichtet: „Wir haben beispielsweise Chi-Gong über Zoom ausprobiert. Hier kam aber von Übungsleitern und Teilnehmern eine eher negative Resonanz, da die Trainer kaum korrigierend eingreifen konnten.“ Aus diesem Grund sei das Training in den eigenen vier Wänden in dieser Sportart schnell wieder eingestellt worden. Anders sieht es bei den Turnerinnen aus: Hier wird über Zoom Gymnastik für zu Hause angeboten. Dieses Angebot werde sehr gut wahrgenommen, erklärt Schniewind: „Die jungen Turner und Turnerinnen freuen sich darüber, sich etwas fit halten zu können. Jedoch ist das alles natürlich kein Ersatz für das gemeinsame Training an Geräten!“
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Wenn die Lage sportlich auch sehr suboptimal anmutet, so sei die finanzielle Lage der Hetterscheidter sehr beruhigend. „Wir müssen uns zum Glück keine Sorgen über unser kurzfristiges finanzielles Bestehen machen, das ist eine luxuriöse Situation“, zeigt sich Schniewind erleichtert. Dies liege am sehr gewissenhaften und guten Wirtschaften aller Verantwortlichen - und auch an dem Fakt, dass in dem Verein keine ausnehmend teuren Sportarten organisiert sind. Diese finanzielle Ausgangslage führt dazu, dass seit einem halben Jahr keine Beiträge mehr eingezogen werden - eine wichtige Bremse für den Mitgliederschwund.
Lockdown bedroht das Vereinsleben
Weitaus mehr Sorgen macht sich Karl-Heinrich Schniewind über die sportliche Zukunft seines Vereins in Anbetracht der Corona-Lage. „Wir arbeiten ausschließlich in der Halle, dass ist ja prinzipiell schon keine gute Ausgangslage für das Thema Wiederaufnahme des Normalbetriebs“, so Schniewind. Chi-Gong könne er sich gut mit Abstand und Hygienemaßnahmen vorstellen – ganz anders sieht das zum Beispiel beim Mutter-Kind-Turnen aus. Hier wuseln mehr als 30 Leute durcheinander; eine Einhaltung von Mindestabständen sei hier kaum umsetzbar.
Diese Aussicht sorge sowohl bei ihm selber als auch bei den Mitgliedern für Unmut, berichtet Schniewind: „Wir sehen einfach kein Licht mehr am Ende des Tunnels. Der Lockdown, so richtig er auch sein mag, bedroht Vereine und das Vereinsleben auf Jahrzehnte!“ Denn er stelle sich vor allem eine Frage: „Wenn der ganze Corona-Spuk vorbei oder zumindest in kontrollierbaren Maßen ist, wer ist dann noch an Mitgliedern und vor allem Übungsleitern übrig?“