Heiligenhaus. Der TuS Hetterscheidt feiert am Samstag, 7. Juli, seinen Geburtstag. Vor 125 Jahren wurde der traditionsreiche Verein in Heiligenhaus gegründet.
Lange suchen muss Helga Schniewind nicht, dann hält sie das kleine weiße Sonderheft zum 100. Geburtstag des TuS Hetterscheidt in Händen. Es ist auch ein Bild von ihr darin zu finden, immerhin war die ehemalige Bürgermeisterin auch Geschäftsführerin des Vereins. Kaum zu glauben, aber 25 Jahre hat die Chronik nun schon auf dem Buckel. Allerdings bedeutet das auch, dass der TuS in diesem Jahr ein weiteres Jubiläum feiert. Der Verein wird jetzt 125 Jahre alt und feiert seinen Geburtstag am Samstag, 6. Juli.
Bereits vor einigen Jahren hat Helga Schniewind den Stab an ihren Sohn Karl-Heinrich und den Rest des neuen Vorstandes weitergegeben. Mit viel Engagement und Herzblut ist es nun an ihnen, den traditionsreichen Verein mit Leben zu füllen und für Sportlernachwuchs in der Halle zu sorgen.
Die Liebe zum Sport in die Wiege gelegt
„Das klappt mal mehr mal weniger gut“, weiß Dieter Ruhrmann, Schriftführer und Sozialwart beim TuS. Momentan haben sich die Mitgliederzahlen bei 330 eingependelt. Auch in Hetterscheidt hat man zu kämpfen. „Anderen Vereinen geht es ähnlich. Die Kinder und Jugendlichen haben lange Schule und nehmen danach noch Angebote in der Ogata war. Dann bleibt nur noch wenig Zeit für Sport“, erklärt Ruhrmann.
Ihm selbst wurde die Liebe zum Turn- und Sportverein in die Wiege gelegt – so wie fast allen langjährigen Mitgliedern. Ruhrmanns Vater war Geschäftsführer, seine Mutter engagierte sich als Sozialwartin. Der TuS war und ist ein fester Bestandteil seines Familienlebens. „Ich bin seit 55 Jahren dabei, spiele seit 50 Jahren Volleyball und habe 1989 sogar die Abteilung übernommen“, so Dieter Ruhrmann.
Turner haben die Latte hochgelegt
Volleyball? Diesen Sport hätte Ruhrmann in den Anfangszeiten des Vereins vergeblich gesucht. Am Gründungstag, 8. Juli 1894, wurde beim TuS geturnt. Auf dem ersten Stiftungsfest im Gründungsjahr zeigten die Sportler unter anderem ihr Können auf dem Barren, am Reck und beim Ringen. „Selbst heute sind die Turnerinnen noch ein Aushängeschild nach außen.“
Während des Ersten Weltkrieges ruhte der Turnbetrieb. Erst 1919 gingen die Sportler wieder auf die Matte. Wie passend, feierte der Verein in dem Jahr doch 25 jähriges Bestehen. Drei Tage lang wurde ausgiebig gefeiert. Damals stapelten sich die Turner noch regelmäßig zu menschlichen Pyramiden auf und beeindruckten so die Zuschauer des Spektakels.
Während des Krieges ruhte der Betrieb
Wenig später kam eine weitere Abteilung dazu. Ab 1929 wurde auf einer Wiese zusammen gekickt. Nicht nur sportlich wurde der Verein erweitert – auch der Name bekam Zuwachs. Aus dem Turnverein Hetterscheidt 1984 wurde der Turn- und Sportverein Hetterscheidt 1984.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zwang die Sportler erneut zu einer Pause. Viele Mitglieder tauschten den Trainingsanzug gegen die Uniform und zogen an die Front. Die überlebenden Turner gaben nicht auf und suchten nach Kriegende die versteckten Turngeräte wieder zusammen, um dem TuS neues Leben einzuhauchen. Ein gewagtes Unterfangen: 1966 trainierten nur noch 68 Sportler in einer Halle an der Bayernstraße. Eine eigene Halle gab es noch nicht.
Eigene Halle kam erst 1967
Das änderte sich mit der Grundsteinlegung an der Velberter Straße. „Die Mitgliederzahlen sind wieder sprunghaft angestiegen, als wir eine eigene Halle bekommen haben“, erinnert sich Dieter Ruhrmann. Zum ersten Mal quietschen die Schuhsohlen am 27. November 1967 auf dem Boden der Turnhalle Hetterscheidt. Besonders großer Andrang herrschte damals beim Kinderturnen.
Einen solchen Sack Flöhe hütet heute auch Dieter Ruhrmann. Jeden Mittwoch spielt er mit Kindern von fünf bis acht Jahren „Spiele aller Art“. „Die Gruppe habe ich vor zwei Jahren übernommen. Sie ist mal mehr mal weniger gut besucht. Aber es macht Spaß“, sagt er. Und genau das ist die Hauptsache. So lange die Arbeit den ehrenamtlichen Helfern und Übungsleitern Freude bereitet, so lange wird die Erfolgsgeschichte der TuS Hetterscheidt auch fortgeschrieben.