Heiligenhaus. Wer wird wann, wie und wo geimpft? Das fragen sich viele Heiligenhauser. Der Kreis Mettmann scheint überfordert, kommentiert die WAZ-Redakteurin.

Geh aufs Ganze – das, so könnte man sagen, war diese Woche das politische Leitmotto. Eine Magnetschwebebahn als Vision für den künftigen Nahverkehr wurde thematisiert, viel greifbarer und mit direkten Auswirkungen drehten die Fraktionen bei der Haushaltsberatung für 2021 jeden Cent dreimal um – und machten noch ein wenig mehr Geld locker, als Kämmerer Björn Kerkmann ausgeben wollte mit Blick auf das kommende millionenschwere Coronadefizit.

Klar, Geld ist ein wichtiges Thema, und auch, dass eine Stadt sich weiter entwickelt. Der Bürger fragt sich jedoch derzeit vor allem eins: Wann komm ich endlich dran mit meiner Impfung? Nicht nur über 80-Jährige sind laut Bundesministerium jetzt an der Reihe, sondern auch Menschen mit so genannter Priorität 2. Zu denen gehören einige, wer, das scheint aber kaum einer wirklich zu wissen. Von chaotischen Zuständen berichten WAZ-Leser bei der Kontaktaufnahme mit dem Kreisgesundheitsamt, eigene Erfahrung belegt: Auf eine Mail gab es drei unterschiedliche Antworten mit diversem Tenor: Von ja, nein bis zu vielleicht war alles dabei. Schlauer ist man dadurch nicht, aber die Unsicherheit steigt – und das Vertrauen darauf, dass der Kreis die Situation im Griff hat, sinkt enorm.

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Viele WAZ-Leser klagen über fehlende Informationen

Was uns WAZ-Leser täglich berichten, geht in die gleiche Richtung: Abgesehen von denen, die schon einen Termin im Erkrather Impfzentrum hatten und Gutes über den Ablauf vor Ort berichten, haben andere immer noch einen langen Weg vor sich. Viele sind verwirrt, wer, wann und wie geimpft wird. Der Kreis scheint maßlos überfordert mit den vielen – natürlich auch komplett unterschiedlichen – Anfragen. Peinlich, und den Schuh muss sich Landrat Thomas Hendele als Chef der Behörde anziehen.

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Zumindest scheint mittlerweile ein Einsehen vorhanden zu sein, dass es vielleicht in so einem großen und diversen Kreis wie dem Kreis Mettmann von Vorteil sein könnte, die Kommunen mit ins Boot zu holen. Innerhalb einer Woche hat es die Stadt Heiligenhaus geschafft, die Impfreihe für Kita- und Grundschulpersonal auf die Beine zu stellen seit dem Gesuch um Amtshilfe des Kreises. An einem Schnelltestzentrum wird gearbeitet. Was spricht dagegen, dass jede Stadt ein eigenes Impfzentrum erhält und diejenigen, die geimpft werden wollen, dies auch viel einfacher und womöglich auch viel schneller erhalten können? Die dritte Infektionswelle, sagen die Virologen, sei schon da – da wird es Zeit, dass die Impfwelle vor Ort endlich Fahrt aufnimmt.