Heiligenhaus. Eine Magnetschwebebahn könnte Heiligenhaus mit Großstädten verbinden. Wie realistisch das jedoch ist, zeigt nun eine Machbarkeitsstudie.

Eine Magnetschwebebahn für Heiligenhaus – was sich zunächst nach einer Idee nach dem ein oder anderen Getränk zuviel anhört, könnte jedoch tatsächlich Realität werden. Denn machbar, so zeigt es eine erste Studie nun, wäre dies tatsächlich – doch bis aus der Theorie Realität werden könnte, ist es noch ein langer Weg, um dafür Mehrheiten und natürlich auch Partner zu finden. Und ganz abgesehen von der finanziellen Frage müsste dazu auch die A 44 erstmal fertig sein.

Alle Welt spreche von der Verkehrswende, berichtet Bürgermeister Michael Beck – und wie die aussehen könne, darüber machten sich nun alle Städte Gedanken. „Wer das Mögliche erreichen will, muss das Unmögliche versuchen“, betont er bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie zu einer Magnetschwebebahn für Heiligenhaus. Diese hatte der Rat der Stadt beschlossen.

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Anbindung an die Großstädte

Die Trasse der Magnetschwebebahn könnte parallel zur A 44 verlaufen.
Die Trasse der Magnetschwebebahn könnte parallel zur A 44 verlaufen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Denn eins der größten Probleme der Stadt Heiligenhaus im verkehrstechnischen Bereich ist die Anbindung des ÖPNV an die umliegenden Großstädte. Aufgrund der Lage sei die Stadt Heiligenhaus auch interessant für diese, „wir könnten uns auch vorstellen, Parkplätze auf städtischem Gebiet an der Autobahn anzubieten, von wo aus man dann bequem pendeln kann“, berichtet der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein. „Der Druck aus Düsseldorf, Lösungen zu finden, um die Innenstadt zu entlasten, ist da, das Interesse im Umlandverband Rhein-Wupper ebenfalls.“

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Doch um was geht es hier genau? „Es ist kein Transrapid“, erklärt Andreas Rau von der Firma Bögl – doch die Betriebsleittechnik sei sehr ähnlich, aber eben unanfälliger und nicht auf Lang-, sondern auf Kurzstrecken ausgelegt. Magnete im Fahrwerk und Fahrweg bringen den Zug in die Schwebe und in Bewegung, „er kann bis zu 150 km/h erreichen“, so Rau. Ein großer Vorteil des Bahnwerks – gebaut in so genannter aufgeständerter Bauweise – sei, dass dafür keine neuen Trassen nötig würden, „da wir auf vorhandene aufbauen, aber eben in die Höhe“, so Rau. Sauerwein: „Wir brauchen kein Planfeststellungsverfahren, kein Entwässerungskonzept, das spart viel Zeit.“ Außerdem werde bundesweit der Rückbau von stillgelegten Trassen geprüft und an neuen Mobilitätskonzepten gearbeitet.

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So würde das Projekt konkret aussehen

Die Firma Bögl hat jedoch nicht nur die Machbarkeitsstudie erstellt, sondern entwickelt auch entsprechende Bauprojekte. Bislang gibt es von der so genannten „TSB more mobility“ (Transport System Bögl) zwei Teststrecken am Firmensitz Sengental in Bayern und im chinesischen Chengdu – aber noch keine Magnetschwebebahn, die im Alltag läuft. „Wir haben jedoch vom Eisenbahnbundesamt grünes Licht für den Betrieb erhalten“, so Rau. Und was würde so eine Bahn kosten? „Wir liegen im Bereich einer Straßenbahn, pro Doppelkilometer bei 30 bis 50 Millionen Euro“, erklärt Rau. Doppelkilometer heiße zweigleisig, für einspurige Varianten wäre der finanzielle Unterschied jedoch nur um 20 bis 30 Prozent geringer. „Wir haben hier aber dann alle Kosten enthalten: Nicht nur den Fahrweg, sondern auch Fahrwerk und Infrastruktur“, so Rau. Bei dieser Bahn wären die Betriebskosten am Ende dann jedoch effizienter als andere Bahnsystemen.

So sieht die Magnetschwebebahn TBS aus, hier auf der Teststrecke in Bayern.
So sieht die Magnetschwebebahn TBS aus, hier auf der Teststrecke in Bayern. © Privat | Bögel Grafik

„Es ist ein sehr futuristisch klingendes, aber großes Projekt, was wir zumindest mal in die Diskussion bringen wollen“, ist Bürgermeister Beck ehrlich. Er und auch Sauerwein betonen, dass es für Infrastrukturmaßnahmen im Bereich Mobilitätswende viele Förderprojekte geben werde. „Dieses Projekt ist greifbar und machbar und keine Science Fiction oder Utopie. Wir müssen da jetzt alle Kraft reinstecken und es nach vorne bringen“, so Sauerwein. Das tue die Stadt auch bereits: Gespräche mit Nachbarstädten und dem Kreis stünden bevor.

So soll die Magnetschwebebahn funktionieren

Da sich die Schwebebahn über der A 44-Fahrbahn befinden soll, entfallen Querungen mit Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern. An Bord eines so genannten TSB gibt es keinen Fahrer, die Züge werden von einer Leitstelle überwacht. Die Bahn fahre geräuscharm, vibrationsfrei und sei witterungsunabhängig.

Pro Sektion des Zugs könnten 127 Fahrgäste reisen, zwei bis sechs Sektionen könnte es pro Fahrzeug geben. Die Tragwerke seien sehr schlank und ab einer Höhe von 1,20 Metern machbar, die Montage laufe mit vorgefertigten Teilen. Aufgrund von Sicherheitstechnik gebe es auch durch die Magnete keinerlei Beeinflussungen, zum Beispiel für Träger von Herzschrittmachern – das elektromagnetische Feld würde durch Beton abgeschirmt und trete nur dort auf, wo es zu (indirektem) Kontakt komme zwischen Bahn und Fahrwerk.

Mit einer reinen Arbeitszeit, abgesehen von sämtlichen weiteren Faktoren, rechnet das Unternehmen, dass innerhalb von zwei Jahren zehn Kilometer an Trasse gebaut werden könnte.

Übrigens: Für die A 44 ist bereits eine Schnellbuslinie im Nahverkehrsplan eingeplant.