Heiligenhaus. „Fair aufgelöst“ ist ein Heiligenhauser Startup, dass nachhaltige Wohnungsauflösungen anbietet. Nichts wird weggeschmissen.

Es ist gerade mal einige Monate her, da hatten Nina Riehn, ihr Partner Thomas Mayer und die gemeinsame Freundin Susan Frühbrodt eine Geschäftsidee: Sie wollten Wohnungsentrümpelungen und Haushaltsauflösungen anbieten, bei denen allerdings nicht, wie normalerweise üblich, fast der gesamte Hausstand auf dem Müll landet. Nachhaltigkeit statt Entsorgung. Eine Idee, die scheinbar viele Menschen im Nerv getroffen hat, mittlerweile können sich die drei vor Aufträgen kaum retten. Das Unternehmen wird bereits jetzt bis in den Kölner Raum hinein angefordert, ist teilweise über Wochen ausgebucht.

Nachhaltigkeit überzeugt

Neben viel Geschirr und Dekoartikeln findet sich auch schon mal ein Fahrradanhänger oder ein neuer Hochdruckreiniger.
Neben viel Geschirr und Dekoartikeln findet sich auch schon mal ein Fahrradanhänger oder ein neuer Hochdruckreiniger. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Es ist die Nachhaltigkeit, die die Menschen überzeugt, dazu kommt, dass wir immer eine Vorabbesichtigung machen und dann einen Festpreis nennen, auf den sich der Kunde verlassen kann“, erklärt Thomas Mayer. Und: Eine solche Auftragsvergabe falle den Menschen scheinbar leichter, wenn sie wüssten, dass vieles der Person, die in dem Haushalt gelebt hat, noch eine Weiterverwendung findet– gerade in Fällen, in denen ein Mensch gestorben ist, seien dessen Angehörige oft sehr glücklich über diese Vorgehensweise.

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Alles wird wiederverwertet

Viele Verstorbene haben etwas gesammelt – Briefmarken oder kleine Püppchen. Manchmal findet sich ein Liebhaber, der diese Dinge gerne übernimmt.
Viele Verstorbene haben etwas gesammelt – Briefmarken oder kleine Püppchen. Manchmal findet sich ein Liebhaber, der diese Dinge gerne übernimmt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Intakte Kleidung geht an karitative Einrichtungen, den Heiligenhauser Verein „Vergessene Kinder“ oder an den neuen Secondhand - Laden „ZwoteHand“ am Kirchplatz. Möbel werden direkt verschenkt oder zur Aufbereitung weitergegeben. Brillen werden an ein Projekt in Afrika geschickt und selbst angebrochene Flaschen mit Reinigungsmitteln finden noch ihre Verwendung. „Wir haben Kontakt zu einer Frau, die sich ehrenamtlich um Menschen in Heiligenhaus kümmert, die alleine nicht zurechtkommen. Sie nimmt solche Sachen sehr gerne an.

Nagelneue Waschmaschine für zehn Euro weitergegeben

Aus einer Wohnungsauflösung stammen diese vier Snowboards.
Aus einer Wohnungsauflösung stammen diese vier Snowboards. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Genauso ist es auch bei anderen angebrochenen Verpackungen. „Wenn die Inhalte noch steril verpackt sind, kann man das an Menschen weitergeben, die dankbar für jede Unterstützung sind“, informiert Nina Riehn. Kühlschränke, Staubsauger, Rasenmäher, Fahrräder – all das landet in den Händen der Startupper, die die Dinge dann bei Facebook oder Ebay einstellen und für kleines Geld abgeben, „auch eine nagelneue Waschmaschine für zehn Euro ist schon dabei gewesen“.

Vieles aus den 70er Jahren

Geschirr, Dekoartikel, kleine Möbel, Bilder, Lampen oder Spiegel landen dagegen in der firmeneigenen Halle an der Höseler Straße, die das Dreierteam im Sommer kostengünstig anmieten konnte, nachdem die eigene Garage aus allen Nähten zu platzen drohte. Wie auf einem Flohmarkt erinnert vieles an die 70er Jahre, das giftgrüne Tastentelefon mit Schnur, der bunte Nussknacker, der Diaprojektor, die Schreibmaschine. Dazwischen Accessoires für den Kinderkaufladen, Züge für die elektrische Eisenbahn, ein Briefmarkenetui. „Manchmal ist es spannend, sich vorzustellen was für ein Mensch wohl in der jeweiligen Wohnung gelebt hat“, erzählt Nina Riehn lächelnd, „Ich bin mal in eine Wohnung gekommen voller Lockenwickler, überall Kosmetik, Bürsten und so weiter. Das fand ich schon überraschend, aber dann war ich im Keller und habe alte Unterlagen entdeckt, darunter einen Meisterbrief zum Friseur, da hatte ich dann des Rätsels Lösung.“ . Weitere Berichte aus Heiligenhaus lesen Sie hier.