Heiligenhaus. Seit Januar leitet Thomas Kaminski das Heiligenhauser Jugendamt. Den Schritt habe es bislang kein bissschen bereut, schwärmt der 53-jährige.
Seit Anfang des Jahres hat Heiligenhaus einen neuen Jugendamtsleiter: Thomas Kaminski folgt auf Mike Wetzel, der nach 15 Jahren eine neue berufliche Herausforderung in Solingen gefunden hat. Im WAZ-Interview spricht der Essener Familienvater unter anderem über seinen Werdegang und über Ziele, der er in Heiligenhaus verfolgt.
Herr Kaminski, seit Januar 2020 leiten Sie das Jugendamt Heiligenhaus. Wie ist es dazu gekommen?
Ich habe zuvor als Mitarbeiter des Adoptions- und Pflegekinderdienstes und in der Kindertagespflege bei der Stadt Velbert gearbeitet. Davor war ich ca. drei Jahre im Jugendhilfedienst der Stadt Velbert beschäftigt.
Bitte beschrieben Sie Ihren beruflichen Werdegang.
Eigentlich bin ich ein Spätberufener! Ich habe eine handwerkliche und eine kaufmännische Ausbildung absolviert und studierte Theater,- Film- und Fernsehwissenschaften in Bochum. 2004 bot man mir eine Arbeit mit Schülern aus Brennpunktschulen an, um mit diesen unterschiedliche Berufspraktika durchzuführen. Nach diesem dreijährigen Projekt habe ich fünf Jahre lang mit Langzeitarbeitslosen über 50 gearbeitet. Dort habe ich dann auch erste Leitungserfahrung sammeln können. Die Arbeit im sozialen Bereich gefiel mir so gut, dass ich Parallel zu meiner Vollzeitstelle „Soziale Arbeit und Diakonie“ berufsbegleitend in Hamburg studiert und beides erfolgreich abgeschlossen habe. Danach bin ich dann ins Jugendamt nach Moers gegangen und habe dort einige Jahre lang gearbeitet.
Viel Zeit, sich in Ihren neuen beruflichen Alltag einzufinden, hatten Sie ja nicht: Die Coronakrise hat auch Sie und Ihre Aufgaben in den kompletten Ausnahmezustand gestürzt. Vor allem Ihr Fachbereich musste kurzfristig, sinnvoll, bedacht und organisiert reagieren. Wie hat das - rückblickend betrachtet - geklappt?
Ich muss sagen, dass dies rückblickend sehr gut funktioniert hat. Was natürlich auch dem tollen Team, meinem Vorgesetzten und dem professionellen Einsatz der KollegInnen im Rathaus zu verdanken ist. Verwirrend waren die fast stündlich eintrudelnden Mails über Neuerungen des Ministeriums mit den vielen Anhängen. Große Sorgen machten wir uns über die Situation in den Familien mit Kindern aus eher prekären Verhältnissen. Viele Träger haben aber trotz Corona darauf bestanden, dass man sich draußen trifft und die Kinder wenigstens zu sehen bekommt. Auch haben wir spontan mit dem Träger „Netzwerk Heiligenhaus“ eine Hotline für eben solche Familien und Kinder eingerichtet, damit diese uns im Bedarfsfall anrufen konnten. Diese Hotline war auch am Wochenende zu erreichen. Eine Herausforderung waren die ganzen Maßnahmen des Ministeriums in den Kitas und in der Kindertagespflege umzusetzen. Dies führte bei vielen zu Verunsicherungen und fast täglich kamen neue Änderungen dazu.
Was schätzen Sie an Ihrem Team?
Mein Team könnte besser nicht sein! Es ist multiprofessionell und sehr engagiert. Durch die große Expertise auf den verschiedenen Gebieten kann ich mich in jedem Bereich voll auf mein Team verlassen. Zudem wurde ich sehr herzlich aufgenommen und es hätte mich nicht besser treffen können.
Wie empfinden Sie generell das Angebot der Stadt, das für Familien, Kinder und Jugendliche zur Verfügung steht? Wo sind die Stärken, wo sind Schwächen?
Was die Angebote für Familien, Kinder und Jugendliche betrifft, so ist Heiligenhaus da schon gut aufgestellt. Wir verfügen über fünf Familienzentren, gute pädagogische Angebote wie z.B. das Spielhaus oder in Teilen „Der Club“, Angebote für die „Kleinsten“ und ein gutes medizinisches Netz. Ich bin überzeugt, dass Stadt und Politik hier gute Arbeit geleistet hat und immer noch leistet. Dies würde ich als Stärke der Stadt Heiligenhaus bezeichnen. Dennoch gibt es Stadtteile, in denen vor allem in letzter Zeit immer häufiger Papiercontainer oder auch ein Spielgerüst angezündet wurde. Ob dies durch zu viel Langeweile in Coronazeiten ausgelöst wurde kann ich nicht sagen. Ich hoffe aber, dass diese Brandstiftungen bald der Vergangenheit angehören und wieder Normalität im Stadtteil einkehrt.
Mit welchen Visionen sind Sie in diesen neuen beruflichen Abschnitt gestartet?
Ich bin diese Stelle angetreten, weil ich festgestellt habe, dass man Veränderungen nur schaffen kann, wenn man auch in einer Position ist Veränderungen anzustoßen. Die Arbeit im Jugendamt zählt meiner Meinung nach zu einer der „Königdisziplinen“ der Sozialen Arbeit. Leider eilt uns ein Ruf voraus, der uns in keiner Weise gerecht wird. Wir haben die Verantwortung, dass unsere Heiligenhauser Kinder gut, sicher und glücklich in ihrem Stadtteil aufwachsen können. Das sollte keine Vision, sondern eine Verpflichtung für uns darstellen! Meine derzeitige Aufgabe wird es sein, die sehr gute Arbeit meiner Vorgänger weiterzuführen und wenn nötig an der einen oder anderen Stelle zu optimieren. Dies vor allem, um so furchtbare Fälle wie in Lügde, Bergisch Gladbach, Essen und Bremen zu verhindern.