Heiligenhaus. Das städtische Projekt „Family Plus“ hilft Familien, die Zeit mit ihren Kindern kreativ und pädagogisch zu gestalten, auch zu Coronazeiten.
Eltern beibringen, wie sie mit ihren Kindern umgehen sollen? Wie Spielen mit den Kleinen funktioniert? Wie man sein Kind motorisch und kognitiv fördert? Ist das wirklich nötig? „Heutzutage ja“, sagt Ortrud Elsner vom Jugendamt Heiligenhaus und hat auch gleich eine plausible Erklärung dafür, „die Kinder kommen mittlerweile mit sechs Monaten in die Kitas, das war früher anders, da hat man mehr Zeit gehabt, sich zuhause mit den Kindern zu befassen, das fällt zunehmend weg.“
Aus diesem Grund gibt es seit mehreren Jahren das Projekt „Family Plus“ in Heiligenhaus, entwickelt von Ortrud Elsner und einer Kollegin bei der Caritas Kleve. „Unsere Mitarbeiterinnen gehen einmal wöchentlich in junge Familien und spielen dort gemeinsam mit Eltern und Kindern. Dazu bringen sie Spiele und Anregungen in einem Ordner mit Erklärungen mit, die dort dann auch bleiben können. Es wird gebastelt und gelesen.“
Spiele werden vor der Haustür abgestellt
Jetzt, zu Coronazeiten, ist der persönliche Kontakt nicht möglich, für das Projektteam aber kein Grund, nicht erfinderisch und kreativ nach alternativen Lösungen zu suchen. „Zum einen beschäftigen wir uns nach wie vor damit, pädagogisch sinnvolle Spiele zu finden, zu bestellen und sie den Familien zur Verfügung zu stellen“, erklärt Ortrud Elsner, „wir stellen Sie allerdings derzeit einfach nur samt Gebrauchsanweisung vor der Haustür ab.“
Anregungen für den Alltag
Ergänzend dazu haben die engagierten Mitarbeiterinnen Ideen gesammelt und als Online-Präsentationen zusammengefasst: Es geht um einfache Anregungen für den Alltag, wie man die Coronazeit (aber auch die Zeit danach) sinnvoll und ohne zusätzliche Kosten mit den Kindern gestalten kann: Bunte Mobiles basteln, Rohkost in Tierform herrichten, lustige einfache Kinderlieder singen oder gesunde Möhrenwaffeln backen – alles mit einfacher Anleitung, gespickt mit bunten Fotos oder Bildern. Dazu gibt es kleine, liebevolle Videobotschaften der Mitarbeiterinnen mit der Botschaft: „Wir lassen Euch nicht alleine“.
Verständnis für heutige Eltern
„Ich weiß, was die vergangenen Wochen und auch noch die jetzige Zeit den Eltern abverlangt“, fasst es Ortrud Elnser zusammen und das ist wahrlich keine Floskel: Die 62-jährige hat selbst drei Töchter großgezogen, kümmert sich normalerweise um ihre neun, bald zehn kleinen Enkelkinder. „Ich hatte den Vorteil, dass ich meine Kinder in einer Zeit großgezogen habe, in der eine Frau noch ganz legitim, ohne sich rechtfertigen zu müssen, dass sie nicht arbeiten geht, ihre Kinder großgezogen hat. Ich war den Umgang mit meinen Kindern gewöhnt, ich wusste, wie ich mich mit ihnen beschäftige. Aber viele Mütter geben heute ihre wenige Monate alten Kinder in die Betreuung und haben das nicht gelernt. Jetzt sind die Kinder coronabedingt zuhause und es fällt verständlicherweise schwer, sich darauf vollständig einzulassen und dann auch noch zu arbeiten.“
Netzwerk Heiligenhaus bündelt Unterstützung für Familien
Das Netzwerk Heiligenhaus für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bündelt alle vorhandenen Bereiche rund um das Thema Familie – von Gesundheitsangeboten bis zu pädagogischen Projekten, es stellt die einzelnen Familienzentren und ihre Ausrichtungen und Schwerpunkte vor und zeigt Hilfen im Bereich Existenzsicherung oder frühkindliche Unterstützung auf.
Viele Einträge sind auch in anderen Sprachen abrufbar. Das Netzwerk Heiligenhaus findet sich im Netz auf www.netzwerkheiligenhaus.de.
Kinder kreativ im Alltag einbinden
Dabei gibt es so viele Möglichkeiten gerade im Alltag, Kinder sinnvoll zu beschäftigen und sie dabei spielerisch zu schulen. „Das fängt beim Wäscheaufhängen an, man kann die Kleinen die Socken nach Größe sortieren lassen, die Wäscheklammern nach Farben“, weiß Ortrud Elsner, „man kann Kindern zum Beispiel ungekochte Nudeln geben und sie in verschiedene Gefäße füllen lassen, das schult die Feinmotorik und den Mengensinn. Wenn man die Kinder in Alltagssituationen einbindet, mag das zwar ersteinmal länger dauern, aber es zahlt sich in vielerlei Hinsicht aus. Das Kind hat Erfolgserlebnisse, lernt unendlich viel dabei und die Bindung zwischen Eltern und Kind wird wunderbar gestärkt.“
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