Heiligenhaus. Am Abtskücher Stauteich findet wieder die Kröten-Sammelaktion statt. Die Organisatorin Ulrike Klein zieht nun dazu eine positive Bilanz.

Rund 1500 Kröten haben die fleißigen Sammler seit Anfang März am Abtskücher Stauteich bereits über die Straße geholfen – nun ist ein Ende der Sammelaktion in Sicht. „Am Dienstag nach Ostern werden die Krötenzäune abgebaut“, berichtet Ulrike Klein, die die Helfergruppe am Stauteich koordiniert und außerdem die wohl am längsten tätige Sammlerin in Heiligenhaus ist. Und sie hat auch viel zu berichten.

Im Jahr 2001 fingen Klein und ihr Mann an, Kröten zu sammeln, „weil mir aufgefallen ist, wie viele tote Tiere auf der Straße lagen“. In diesem Jahr nun kümmern sich rund 20 Helfer aller Altersstufen um die kleinen Hopser, sammeln sie in Eimern und tragen sie über Flurweg und Abtskücher Straße. Zuerst zum Teich, dem Laichgewässer der Tiere. Und seit der letzten Woche nun auch einige wieder zurück – nämlich die sogenannten „Rückläufer“: Männchen, die keine weibliche Kröte abbekommen haben und sich auf den Rückweg zu ihren Quartieren machen.

Kröten und Lichtkegel wandern über den Flurweg

Die gefundenen Kröten kommen zunächst in einen Eimer.
Die gefundenen Kröten kommen zunächst in einen Eimer. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die Ausrüstung der Sammler ist leicht zu beschaffen: Eine Taschenlampe, einen Sammeleimer, eine Warnweste und vielleicht noch festes Schuhwerk – mehr brauchen die Helfer nicht. Bei Einbruch der Dunkelheit geht es los, Lichtkegel wandern über den Flurweg, kreuzen sich und verharren, wenn eine Kröte im Licht auftaucht.

Die wiederum – die Männchen kleiner, die Weibchen recht kräftig gebaut – sind vom Temperament her total unterschiedlich. Manche versuchen möglichst schnell wegzuhopsen, andere erstarren unter der ungewohnten Aufmerksamkeit. Und während einige brav im Eimer sitzen bleiben, versuchen andere unermüdlich die Wände hochzuklettern. Ein kontinuierliches, sehr beruhigendes Quaken aus dem Eimer begleitet dann diejenigen, die ihre Kontrollrunde drehen.

Viele Autofahrer sind rücksichtsvoll – andere brettern weiter

Irgendwann scheint dann jedes braune Blatt eine Kröte zu sein, die Kinder freuen sich über jedes gefundene Tier – und die Füße werden auch dann noch vorsichtig gesetzt, wenn der Stauteich schon längst wieder hinter den allabendlich sich abwechselnden Ehepaaren, Familien und Rentnern liegt. Erst abends wird außerdem so richtig klar, was für ein Verkehr auf dem scheinbar so ruhigen Flurweg herrscht: Viele der Autofahrer sind rücksichtsvoll und passen ihr Tempo an, andere brettern weiter. Auch Mäuse, Ratten, Nutrias und Enten sind unterwegs – im Dunkeln ist der Abtskücher Teich genau so lebendig wie tagsüber.

Ulrike Klein ist auch zufrieden mit der diesjährigen Aktion: „Im Verhältnis zu 2019 haben wir dieses Jahr viele Kröten gerettet, denn da waren es nur um die 600 Tiere.“ 2018 wiederum hüpften fast 2000 der weder glitschigen noch ekligen Tierchen Richtung Teich.

Noch sind ein paar Nachzügler unterwegs

Auch am Angerweg im Einsatz

Auch am Angerweg werden Kröten gesammelt, hier ist eine zweite Gruppe morgens und abends tätig. Im Mai brauchen die Kröten noch einmal Hilfe: Dann machen sich Dutzende von Babykröten auf den Weg zurück über die Straßen.

Viele werden dabei versehentlich zertreten oder überfahren. Auch hier freuen sich Ulrike Klein und alle Helfer über jeden, der den Tieren durch die Gefahrenzonen begleitet.

Dem Austausch und der Koordination der Helfer dient eine WhatsApp-Gruppe, in der auch viele tolle Bilder gepostet wurden, Vertretungen abgestimmt und Namensideen weitergegeben werden – im Stauteich schwimmen nämlich unter anderem jetzt Elvis, Romeo und Julia, Pavarotti, Herbert, Harry und Elsa. „Man lernt neben der Krötensammelei auch viele nette Menschen kennen“, freut sich Ulrike Klein zudem über den sozialen Aspekt der Aktion, „auch wenn das dieses Jahr aufgrund der Corona-Verordnungen nur anfangs noch möglich war“.

Aufgrund der wieder sehr warmen Temperaturen sind nun noch Nachzügler-Kröten unterwegs (auch Frösche werden ab und an aufgesammelt), denen die letzten Nächte zu kalt waren. Bald aber ist Schluss mit dem Wandern und Sammeln. Zumindest bis zum nächsten März.