Freiwillige retten Krötenleben und freuen sich über jede Hilfe, um möglichst viele Tiere heil ans Ziel zu bringen. WAZ-Mitarbeiterin Lana Butgereit hat mit angefasst.

Ein Naturschauspiel kann man zurzeit am Abtskücher Teich beobachten: die Krötenwanderung. Sobald es dunkel wird, hopsen die kleinen Amphibien über die Straße, in warmen und feuchten Nächten sogar in großer Zahl. Doch leider kommen nicht alle an ihr Ziel; die zu überquerende Straße nahe dem Teich ist nämlich stark und schnell befahren. Auch gibt es keinen Krötenzaun, der die Tiere von der potenziell tödlichen Straßenüberquerung abhält. Zum Glück gibt es aber Menschen, die ihre Tierliebe in die Tat umsetzen und den Kröten helfen, das Gewässer lebendig zu erreichen.

Viele Kröten sterben, ohne jemals angefahren worden zu sein

Gegen Sonnenuntergang treffe ich Ingmar Janssen am Abtskücher Teich, der sich am Angerweg schon oft als Krötenretter einsetzte. „Wir sammeln bis zu 300 Kröten am Tag, insgesamt sind es wahrscheinlich weitaus mehr, die herüber wandern wollen“, sagt Janssen. Er erklärt mir, dass viele Kröten auf der Straße sterben, ohne jemals angefahren worden zu sein. „Auch wenn man sein Fahrzeug so lenkt, dass das Tier in der Mitte der Reifen verschont bleibt, kann es dabei sterben. Bei hoher Geschwindigkeit nämlich bildetet sich ein Luftdruck unter dem Auto, dem die Kröte dann unterliegt“, so Janssen. Deshalb sollte man 30 Stundenkilometer an diesen Stellen nicht überschreiten, damit die Kröten überleben.

Helferin Ulrike Klein hat sich zu uns gesellt und fügt hinzu: „Eine hohe Geschwindigkeit an dieser Straße ist auch für die freiwilligen Helfer gefährlich, die dort Tiere von der Straße tragen.“ Auch sie setzt sich für Tiere und die Umwelt ein und begrüßt ein paar Freiwillige, die mit der Dämmerung nun auch hier angekommen sind. Da sich die Gruppe aus Helfern zusammengefunden hat, gehe ich mit ihnen zum Straßenrand. Alle tragen leuchtende Warnwesten, und auch ich bekomme eine ausgehändigt. Mit Taschenlampen und Eimern bewaffnet warten wir auf den Beginn der Wanderung.

Plötzlich bewegt sich ein dunkles Blatt auf dem Boden. Nein, Moment – es hopst! Das muss der erste kleine Wanderer sein. Und siehe da: Es sind sogar zwei auf einen Streich. Huckepack hat sich das kleinere Männchen auf sein Weibchen gesetzt, um es schon mal für sich zu sichern. Janssen nimmt das Pärchen behutsam in die Hände. Neugierig frage ich: Darf ich mal anfassen? Zu meiner Überraschung fühlen die beiden Amphibien sich gar nicht glitschig an. Die weiche, trockene Haut der Kröten unterscheidet sich gar nicht so viel von unserer. Genauso wie Menschen sind sie Lebewesen, und sollten geschützt werden. Vielleicht auch nur, indem man an den mit Schildern versehenen Stellen zur Krötenwanderung langsamer fährt.